Fotos Die Demütigung vom Fahrradkurier
Jupp testet sich selbst
Diese Woche: Die Demütigung vom Fahrradkurier
Patrick Meye ist Fahrradkurier. Er fährt im Jahr 25.000 Kilometer und seine Beinmuskulatur sieht auch so aus. Ich schaffe dies nicht mal mit dem Auto. Kein Wunder, dass an dieser Stelle erstmals ganz klar wird, dass diese Herausforderung nicht von Erfolg gekrönt sein kann. Dennoch: Helm auf und los. Der sieht übrigens blöd aus, ist bei der Innenstadt-Rush-Hour rund um die Düsseldorfer Königsallee aber sicher nicht deplatziert...
Patrick lässt es locker angehen. Sagt er. Dabei gibt er aber schon so viel Gas, dass ihm schon jetzt mein Respekt sicher ist.
"Wir halten aber an jeder roten Ampel, okay", fragt der Profi, der im Berufsalltag nach eigenen Angaben zumindest versucht, sich an die Straßenverkehrsordnung zu halten. Eine nette Formulierung mit Interpretationsspielraum in alle Richtungen, die die Beamten links von uns hoffentlich nicht gehört haben.
Die Ampel ist grün, es geht los. Patrick tritt in die Pedale und zieht zunächst davon.
Doch nach dem Start folgt die Aufholjagd. Er hat eine bessere Übersetzung und kann daher schneller anfahren.
Im Windschatten kann ich mich wieder heransaugen.
Nach einer Fast-Kollision mit dem schwarzen Opel (links) fährt Patrick weiter wie zuvor. Er ist es offenbar gewohnt, geschnitten und abgedrängt zu werden. "Bei manchen Autofahrern habe ich das Gefühl, dass sie ihr Gehirn ausschalten", sagt er später.
Auch in der nächsten Runde um Blumenstraße und Königsallee wird mich der Profi nicht los. Auch wenn die Beine bereits brennen und sich in der Lunge das Gefühl einer Stacheldraht-Verlegung bildet.
Patrick strampelt weiter, ich versuche Schritt zu halten.
Langsam wird das Rennen wirklich anstrengend...
...aber eine Aufgabe kommt nicht infrage. Patrick versucht mich abzuhängen, doch selbst der stockschwingende Rentner kann mich nicht von der Verfolgung abhalten.
Auch über die nächste Ampel geht es hinweg.
Patrick ist eisern. Er lässt sogar seinen Rucksack auf. Das tut schon ein bisschen weh!
Und wieder gilt es den Großstadtslalom zwischen den Autos...
...und Fußgängern zu bewältigen.
Patrick erreicht die Königsallee, doch wo ist der Verfolger?
Der hängt einige Meter hinterher. Junge, Junge ist das anstrengend!
Aber dann der Endspurt. Geht da etwa doch noch was?
Nein, das nutzt alles nichts. Ich gebe mich geschlagen. Naja, eigentlich erledigt das ein starkes Schwindelgefühl.
Man sollte eben nicht komplett untrainiert einen Profi herausfordern. Meine letzte Konditionseinheit ist immerhin rund zwei Jahre her.
Doch die größte Demütigung folgt am Ende: Patrick erzählt mir, dass er "vielleicht so 50 Prozent gegeben" hat. Und während ich so über ein Sauerstoffzelt nachdenke, glaube ich ihm das sogar.
In diesem Sinne, bis nächste Woche...