Youtube-Star mit neuem Video Rezo feiert die Presse – und kritisiert sie

Düsseldorf · Der erfolgreiche Youtuber knöpft sich den Boulevard vor und richtet einen Appell an die „seriösen Medien“. Der Deutsche Journalistenverband lobt den Beitrag, sogar der heftig kritisierte Springer-Verlag findet zustimmende Worte.

 Der Youtuber Rezo erreicht mit seinen Videos ein Millionen-Publikum.

Der Youtuber Rezo erreicht mit seinen Videos ein Millionen-Publikum.

Foto: dpa/-

Als Rezo vor einem Monat den Henri-Nannen-Preis erhielt, war die Medienbranche gespalten. Sie ist es noch. Ein Youtuber bekommt den wichtigsten Journalistenpreis in der Kategorie Web-Projekt. Das ließ aufhorchen. Rezo wurde für sein Video „Die Zerstörung der CDU“ ausgezeichnet. Darin geht er mit der Partei hart ins Gericht. 17 Millionen Menschen haben den Beitrag bisher angeklickt. Nun gibt es ein neues Video, das das Wort „Zerstörung“ im Titel trägt: „Die Zerstörung der Presse“.

In dem Beitrag beklagt Rezo Missstände bei den „seriösen Medien“. Doch es ist vor allem der Boulevard, auf den sich der 27-Jährige zunächst einschießt. So rügt er die Art der Berichterstattung von Blättern des Springer- und Bauer-Verlags, die sich in Teilen nicht vom Vorgehen von Verschwörungsideologen unterscheide. Als Beispiele nennt er unter anderem Verfehlungen gegen den Opferschutz, reißerische und irreführende Überschriften sowie Falschmeldungen. In seiner Community habe sich mittlerweile ein großes Misstrauen gegenüber den Medien breitgemacht, sagt Rezo. Und das könne er verstehen. „Wenn eine Instanz keine moralische Integrität besitzt, dann ist ein gewisses Maß von Verachtung deren Verhalten gegenüber absolut konstruktiv.“

Gleichwohl ermahnt er seine Gemeinde, nicht alle Medien über einen Kamm zu scheren. Immer wieder ist von den „seriösen Medien“ die Rede. Gemeint sind damit eigentlich alle Zeitungen und Magazine, die traditionell nicht dem Boulevard frönen. Doch auch für sie hat Rezo eine Botschaft. Und die lautet: Ihr seid besser als der Boulevard, also zeigt es auch. Die etablierten Medien müssten deutlicher machen, wie sie zu den Arbeitsmethoden der „unseriösen Medien“ stehen würden. „Wenn ihr schweigt, dann wissen eure Leser nicht, ob ihr das duldet, gut findet – oder selber auch so machen würdet.“

Das Thema Fakten spielt hierbei für Rezo auch eine wichtige Rolle. In dem Video präsentiert er eine eigens durchgeführte Auswertung von Medienberichten, die zuletzt über ihn geschrieben wurden. Rund 400 Artikel habe er einem Faktencheck unterzogen. 34 Prozent der Beiträge enthielten Falschbehauptungen über seine Person, sagt Rezo. Darunter seien banale (falscher Studiengang), aber auch schwerwiegendere Fehler gewesen. Die „seriösen Medien“ fordert er dazu auf, ihre Quellen transparenter zu machen. Dabei könnten sie sich an diversen Youtubern ein Beispiel nehmen, sagt Rezo, der seine Videobeiträge stets mit einer umfangreichen Quellenliste veröffentlicht. Die etablierte Presse müsse darauf achten, sich nicht von Youtubern abhängen zu lassen, sondern mitzuziehen. So sei es auch möglich, die Glaubwürdigkeit wieder zu erhöhen.

„In seinem Video macht sich Rezo in erster Linie für einen seriösen, handwerklich sauber gemachten Journalismus stark. Da kann ich ihm nur zustimmen“, sagt Frank Überall, Vorsitzender des Deutschen Journalistenverbands: „Seine Sicht auf die Medien, seine Medienkritik, ist spannend und liefert viele wichtige Impulse, auch wenn ich nicht jede Kritik im Detail teile“. Rezo lege den Finger in die Wunde – „das tut dann vielleicht mal weh, kann uns insgesamt in der Diskussion um die Qualität im Journalismus aber auch wirklich weiterbringen“.

Sogar der heftig kritisierte Springer-Verlag findet lobende Worte. „Wir teilen die Sorge von Rezo über die zunehmende Verbreitung von Verschwörungstheorien in den sozialen Medien“, sagt ein Sprecher: „Jede konstruktive Wortmeldung, die diesen kritisch entgegentritt, halten wir gerade auch im Sinne einer freien, unabhängigen und vielfältigen Presse für wichtig.“

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