Abhörmaßnahmen USA wollen WhatsApp-Verschlüsselung knacken

Düsseldorf · So vorteilhaft eine gute Verschlüsselung von persönlichen Daten für den User ist, die Geheimdienste sind darüber alles andere als glücklich. Das sieht man an dem Streit mit Apple. Jetzt will Washington auch gegen die Verschlüsselung von WhatsApp vorgehen.

WhatsApp-Update für iPhones - neue Funktionen in der iOS-App
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WhatsApp-Update für iPhones - neue Funktionen

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Foto: Christoph Schroeter

Wie die "New York Times" berichtet, gibt es in der Regierung Obama derzeit erste Überlegungen, wie man sich dauerhaft Zugang zu den stark verschlüsselten Konversationen beim weltweit populärsten Messenger WhatsApp verschaffen könnte.

In einem Ermittlungsfall seien von einem Richter angeordnete Überwachungsmaßnahmen an der WhatsApp-Verschlüsselung gescheitert, berichtete die Zeitung weiter. Weder WhatsApp noch das Justizministerium wollten sich zu dem Fall äußern, da er unter Verschluss sei. Es habe sich aber nicht um eine Terrorismus-Ermittlung gehandelt.

Ob auch dieser Fall - wie der des verschlüsselten iPhones - demnächst die Gerichte beschäftigen wird, scheint derzeit noch unklar. Die "New York Times" beruft sich auf Experten, die eine solche gerichtliche Auseinandersetzung für unvermeidlich halten. Es müsste ein Präzedenzfall geschaffen werden.

Das Problem sei, dass die US-amerikanischen Überwachungsgesetze zuletzt vor einer Ewigkeit aktualisiert worden seien. Damals hätten die Bürger noch über normale Telefonleitungen miteinander kommuniziert, die sehr einfach hätten angezapft werden können. So stünden den US-Behörden für das Telefonnetz ein ganzes Arsenal an Abhörmaßnahmen zur Verfügung, die jedoch für Online-Dienste wie WhatsApp nicht gelten würden.

Im amerikanischen Justizministerium werde nun über das weitere Vorgehen beraten, hieß es unter Berufung auf informierte Personen. Die US-Regierung steckt bereits in einem Gerichtsstreit mit Apple über das Entsperren von iPhones, der für Schlagzeilen sorgt.

WhatsApp-Update - das sind die neuen Funktionen
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Foto: Christoph Schroeter

Der von Facebook übernommene Messaging-Dienst WhatsApp hat eine Milliarde Nutzer weltweit. Der Service greift seit 2014 zur sogenannten Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, bei der nur Absender und Empfänger die Nachrichten lesen können. Damit kann WhatsApp den Behörden ähnlich wie Apple sagen, man könne keine Daten herausrücken, auf die man keinen Zugriff habe.

In den Anfangsjahren konnte WhatsApp die Nachrichten der User in dem Moment mitlesen, in dem sie vom Absender aus über die firmeneigenen Server in Richtung Empfänger unterwegs waren. Da konnten gerichtliche Anweisungen zum Mitschneiden von Unterhaltungen noch leicht umgesetzt werden.

In Brasilien war WhatsApp im Dezember für 14 Stunden landesweit blockiert worden, weil der Dienst in einem Kriminalfall keine Daten herausgab. Dann ersetzte ein Berufungsgericht die Sperrung durch eine Geldstrafe.

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Zugleich gibt es in der Industrie auch erhebliche Sorgen, der öffentlich ausgetragene Streit könne am Ende zu Gesetzen mit harten Auflagen für alle Internet-Unternehmen führen, sagte ein ranghoher Branchen-Insider der Deutschen Presse-Agentur am Rande der Technologie-Messe CeBIT in Hannover.

Auch US-Präsident Barack Obama warnte die Unternehmen, dass ein kompromissloser Kurs am Ende das Gegenteil bewirken könne. "Wenn etwas wirklich Schlimmes geschieht, dreht sich die politische Situation, Dinge passieren überstürzt und Sachen gehen durch den Kongress in gefährlicher und undurchdachter Form", sagte er bei einem Auftritt auf der Digital-Konferenz South by Southwest in Texas.

"Die Lösung ist wohl eine so stark wie mögliche Verschlüsselung mit einer maximal sicheren Entschlüsselung, auf die eine kleinstmögliche Zahl von Menschen bei wenigen, wichtigen Anlässen Zugriff hat."

(csr)
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