Smartphone Medion X5020 - iPhone-5-Klon mit Schwächen

Düsseldorf · Mit dem X5020 bietet Medion ein neues LTE-Smartphone an, das sich optisch beim iPhone 5 bedient. Mit 299 Euro ist es deutlich günstiger als Geräte aus dem Apple-Kosmos. Ein Schnäppchen ist es dennoch nicht. Was es zu bieten hat, zeigt unser Schnell-Test.

Smartphone Medion X5020 -  üppiger Speicher, ein paar Macken
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Smartphone Medion X5020 - üppiger Speicher, ein paar Macken

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Als das Testgerät hier in der Redaktion ankam und aus seiner Packung befreit wurde, passierte sonderbares: Gleich zwei Kollegen riefen aus, wie toll ihnen das X5020 gefallen würde. Der Tester wunderte sich, werden sonst Testgeräte doch kaum wahrgenommen.

Die Begeisterung könnte daran liegen, dass sich Medion in der Design-Schublade des iPhone 5 bedient hat. Vorne und hinten besteht das Smartphone aus Glas, um die Kanten herum läuft ein Metallrahmen, die Löcher an der Unterseite erinnern an die Lautsprecher-Öffnungen des Apple-Gerätes. Und auch die gesamte Gehäuse-Form gleicht einem iPhone 4 oder iPhone 5.

Anders als beim iPhone steht der Metallrand an den Seiten minimal höher als das Display, was Kratzern vorbeugen kann, wenn das Smartphone mit dem Gesicht nach unten auf dem Tisch liegt.

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Auf den zweiten Blick werden die Unterschiede dann doch deutlich. So prangt auf der Vorderseite der Schriftzug "Medion", wo beim iPhone der mechanische Home-Button sitzt. Die Bedienung des X5020 erfolgt - wie bei Android üblich - über am unteren Bildschirmrand eingeblendete Symbole.

Aber das Gehäuse macht deutlich: Medion möchte mit dem X5020 ein Smartphone an den Mann und die Frau bringen, welches gerne den Zusatz "edel" hören möchte.

Das fünf Zoll große FullHD-Display hinterlässt einen guten Eindruck. Die Farben kommen satt rüber, auch in heller Umgebung ist es noch gut ablesbar, es blendet dann allerdings recht stark. Dank IPS hat es einen sehr großen seitlichen Blickwinkel.

Als Herz werkelt im Inneren des X5020 ein Qualcomm Snapdragon 615 Achtkern-Prozessor, der beispielsweise auch im Sony Xperia M4 Aqua gute Dienste verrichtet. Getaktet ist der 64-bit-fähige Prozessor mit 1,5 GHz. Anders als im Sony stehen im gleich drei GB Arbeitsspeicher zur Verfügung, das ist üppig.

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Ebenfalls nicht knauserig war man bei Medion mit dem internen Speicher: 32 GB sind verbaut, dem User stehen davon 24 GB zur Verfügung. Zusätzlich nimmt der Schlitten für die Nano-SIM-Karte auch eine MicroSD-Karte auf, womit die Speicherkapazität um bis zu 128 GB erweitert werden kann. Speicherprobleme sollte man mit dem X502 also nicht bekommen. Verzichtet man auf die MicroSD-Karte, kann wahlweise eine zweite SIM-Karte im Micro-Format eingelegt werden.

Die verbaute Hauptkamera löst mit 13 MP auf. Die abgelieferten Ergebnisse sind für eine Smartphone-Kamera nicht überragend aber okay. Bei einigen Motiven kommt die Kamera mit der Belichtung nicht so ganz klar, helle Bereiche im Bild sind dann deutlich überbelichtet. Wenn das Licht schwindet, hat die Knipse des X5020 das Problem aller Smartphone-Kameras: Die Bilder verlieren schnell an Qualität, der ISO-Wert geht in die Höhe und damit auch das Bildrauschen.

Die 5-MP-Selfie-Cam auf der Vorderseite des Geräts hat eine Besonderheit zu bieten, sie besitzt einen eigenen Blitz. Der ist zwar nicht besonders kräftig, bei der Entfernung "ausgestreckter Arm" ist er aber in der Lage, das fotografische Ergebnis zu verbessern.

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Foto: Christoph Schroeter

Unverständlich ist, dass Medion bei seinem Top-Smartphone auf eine ziemlich überholte Android-Version setzt: Android 5.0.2 wurde bereits im Dezember 2014 von Google veröffentlicht. Kurioserweise findet sich in den Einstellungen auch kein Punkt, der nach einer Software-Aktualisierung suchen lässt. Offenbar ist in der Richtung von Medion nichts vorgesehen. [Update: Tatsächlich gibt es eine vorinstallierte und nicht löschbare App namens Updater. Mit dieser kann nach Softwareaktualisierungen gesucht und diese bei Verfügbarkeit installiert werden.]

Stattdessen kommt das Medion X5020 mit vielen vorinstallierten Apps (Bloatware), die sich aber glücklicherweise alle deinstallieren lassen.

Als Akku hat Medion einen Kraftspender mit nur 2600 mAh verbaut. Da könnte einem schnell der Saft ausgehen, zumal eine Schnellladefunktion fehlt.

Etwas besorgniserregend ist folgender Fakt, der im Test aufgefallen ist: Schaut man von schräg hinten in die Kopfhörerbuchse, sieht man das Licht des Displays. Das bedeutet, es besteht eine direkte Verbindung von dort ins Innere des Smartphones. Dreck und Feuchtigkeit könnten so ihren Weg zur sensiblen Technik finden.

Fazit: Das Medion X5020 versucht den Spagat, für 299 Euro im Spiel der Großen mitzumischen. Das kann natürlich nicht funktionieren. Wer ein flottes Dual-SIM-Smartphone mit üppiger Speicherausstattung sucht, der liegt mit dem Gerät nicht falsch. Wer viel fotografieren möchte und auch Wert auf eine halbwegs aktuelle Android-Version legt, der sollte sich woanders umschauen. Merkwürdig bleibt die erwähnte Lücke im Kopfhöreranschluss.

(csr)
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