Neues Apple-Modell im Test Das iPad Pro ist ein Super-Tablet - aber kein Laptop-Ersatz

Düsseldorf · Das iPad von Apple kann viele Rollen übernehmen: Video-Bildschirm, E-Book-Reader, Fotoalbum, Spielkonsole. Mit der neuen Generation des iPad Pro betont Apple erneut, wie ein Tablet-Computer produktiv und kreativ eingesetzt werden kann.

Das neue Apple iPad Pro 2018 im Test
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Das neue Apple iPad Pro im Test

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Foto: dpa-tmn/Franziska Gabbert

Das iPad Pro sollte eigentlich die meisten Laptops in den Ruhestand schicken. Vor drei Jahren stellte Apple-Chef Tim Cook die Pro-Serie als Vision des Konzerns für die Zukunft des Personal Computers vor. Und inzwischen werden tatsächlich mehr Geräte dieser Modellreihe verkauft als von jedem einzelnen Notebook-Hersteller mit seiner gesamten Produktpalette.

Dennoch ist die Kategorie der herkömmlichen Notebooks nicht von der Bildfläche verschwunden - ganz im Gegenteil. Das neue iPad Pro muss nun auch gegen interessante Hybrid-Geräte von Herstellern wie Microsoft oder Lenovo antreten.

Schaut man auf die Leistung des neuen iPad Pro, haben inzwischen die meisten Notebooks das Nachsehen. Mit dem Acht-Kern-Prozessor A12X ist die neue Tablet-Generation von Apple schneller als 92 Prozent aller mobilen PCs, die derzeit im Handel sind. Diese Behauptung von Apple wird durch Benchmark-Messungen bestätigt. Selbst bei der Ausstattung kann ein iPad Pro viele PC-Konkurrenten abhängen, auch wenn die üppigste Konfiguration des iPad Pro mit einem Terabyte Speicherplatz und eingebautem LTE-Modem dann schrecklich teuer wird (2099 Euro).

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Foto: dpa-tmn/Garmin

Interessanter für viele potenzielle Käufer sind die Einsteigermodelle mit 64 oder 256 Gigabyte (GB) Speicher, die bei der 11-Zoll-Variante ab 879 Euro zu haben sind. Die größere 12,9-Zoll-Variante ist ab 1099 Euro erhältlich. Bei kleinem wie großem Speicher gilt: In der Praxis hat man nie den Eindruck, an die Leistungsgrenzen des Tablets zu gelangen, ob man nun Fortnite spielt, Videos in 4K-Auflösung mit iMovie schneidet, Bilder in zig Schichten mit Procreate zeichnet oder Fotos mit Adobe Lightroom bearbeitet.

Beide Pro-Modelle kommen beim Display ohne Einbuchtung (Notch) aus, wie man sie von den neueren iPhones her kennt. Obwohl der schmale Rahmen kaum Platz dafür bietet, ist es den Apple-Ingenieuren gelungen, darin die Sensoren und Kameras für die Gesichtserkennung FaceID unterzubringen.

Am unteren Ende blieb aber kein Platz mehr für einen Fingerabdruck-Sensor, so dass man kein TouchID zum Entsperren des iPads mehr verwenden kann. Die Gesichtserkennung funktioniert nicht nur hochkant, sondern auch, wenn man das iPad im Querformat hält. Sollte man dabei unabsichtlich mit Handballen oder Finger den Sensor abdecken, weist ein Pfeil auf dem Display darauf hin.

Der Bildschirm überzeugt mit einer brillanten Darstellung. Das Panel kann nun Farben im erweiterten Farbraum DCI-P3 anzeigen. DCI-P3 ist ein Standard der Hollywood-Studios. Geräte, die diese Norm erfüllen, decken den Bereich der natürlich vorkommenden Oberflächenfarben zu über 85 Prozent ab. Beim Monitor-Standard RGB sind das nicht einmal die Hälfte. Die Farbtemperatur kann über die TrueTone-Funktion an das Umgebungslicht angepasst werden.

Das Apple iPad Pro 9,7 im Test
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Foto: Christoph Schroeter

Die neuen iPads passen die Bildwiederholrate an, um wenn nötig volle Leistung zu zeigen - etwa beim Scrollen von Webseiten. Wird nicht so viel Leistung benötigt, wird die Frequenz deutlich abgesenkt, was den Akku schont. Dreht man die Helligkeit voll auf - was beispielsweise beim Lesen im Sonnenlicht notwendig ist, kann man eine Lichtstärke bis zu 568 Candela messen – ein Spitzenwert für Tablet-Computer. Das 11-Zoll-Modell kommt auf eine Auflösung von 2388 mal 1668 Pixel, 164 Pixel mehr auf der längeren Seite als beim iPad Pro mit 10,5-Zoll. Beim 12,9-Zoll-Model sind es 2732 mal 2048 Pixel.

Damit werden Schriften und Linien sauber geschnitten und scharf dargestellt. Wenn man die volle Auflösung in Videos genießen will, sollte man sich bei iTunes, Netflix oder Amazon Prime umschauen. YouTube-Filme werden dagegen nicht in der höchstmöglichen Auflösung dargestellt, da Apple Googles Video-Codec VP9 nicht unterstützt.

Die Displays stecken in einem komplett neu designten Gehäuse, das mit seinen Kanten ein wenig an das iPhone 5 erinnert. Bislang hatte Apple die Kanten stark abgerundet. Das neue iPad Pro liegt damit besser in der Hand. Und da die größere Version mit dem schmaleren Bildschirmrand nicht mehr so viel Fläche belegt wie das Vorgängermodell, kann man damit auch gemütlich auf der Couch oder im Bett Filme, Serien oder Videos anschauen. Verbessert wurde auch die Zwölf-Megapixel-Kamera, die aber immer noch nicht über einen Bildstabilisator verfügt und deshalb nicht ganz die Qualität der aktuellen iPhone-Modelle erreicht.

Mit den neuen Modellen verabschiedet sich Apple beim iPad Pro von der Lightning-Buchse und setzt stattdessen auf USB-C. Damit kann man nicht nur das iPad aufladen und mit einem Computer verbinden, sondern auch Monitore oder anderes Zubehör anschließen. Selbst ein Ethernet-Adapter für die Verbindung zu einem LAN-Netzwerk funktioniert.

Das iPad Pro - Apple-Tablet der zweiten Generation
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Foto: dpa, lim zeh

Nervig ist aber, dass Apple hier bestimmte Restriktionen vorgesehen hat. So werden Word-Dokumente oder PDF-Dokumente auf einem USB-Stick nicht erkannt, nur Fotos können auf das iPad auf diesem Weg importiert werden. Schade ist auch, dass die herkömmliche Audio-Klinkensteckerbuchse gestrichen wurde. Will man einen Kopfhörer anschließen, benötigt man einen Adapter.

Große Fortschritte gibt es beim Zubehör. Beim ersten iPad Pro vor drei Jahren bot Apple eine externe Tastatur mit US-Layout an. Das Modell für das aktuelle iPad Pro (199 Euro beziehungsweise 219 Euro für das größere iPad) verfügt nicht nur über Umlaute und ß, sondern wurde auch stabiler designt. Im Mobileinsatz auf dem Schoß wackelt das iPad Pro mit der neuen Tastatur kaum noch. Da die Lightning-Buchse verschwunden ist, hat Apple auch den Stift zum Zeichnen und Markieren komplett neu gestaltet. Der neue Apple Pencil (135 Euro) ist an einer Seite leicht abgeflacht und findet - gehalten durch starke Magnete - am Gehäuserand seinen Ruheplatz. Dort wird er auch induktiv aufgeladen.

In der Praxis überzeugt dieses Konzept. Zum einen geht der Stift nicht mehr so schnell verloren. Außerdem ist er quasi immer voll aufgeladen. Der neue Pencil kann mit einem Doppeltippen im unteren Drittel auch zwischen zwei Funktionen umschalten, etwa von einem bestimmten Zeichentool zum Radiergummi und zurück. Die erste Pencil-Generation ist mit den neuen iPads nicht mehr kompatibel.

Mit dem Zeichenstift kann das neue iPad Pro für Kreative tatsächlich zu einem Profi-Werkzeug mutieren. Das hat auch die Demo der neuen Version von Adobe Photoshop gezeigt, die 2019 kommen wird. Andere Berufsgruppen werden sich dagegen nicht so einfach vom Personal Computer verabschieden. Dazu ist das Hin- und Herschalten zwischen verschiedenen Anwendungen auf dem iPad zu umständlich. Außerdem können die Markierungen mit dem Finger oder Pencil nicht immer die Arbeit mit der Maus ersetzen, wenn man beispielsweise lange Texte redigiert und ständig Textpassagen markiert und verschiebt.

Fazit: Die neuen iPad-Pro-Modelle sind die besten Tablet-Computer auf dem Markt, aber kein vollständiger Ersatz für ein Windows-Laptop oder MacBook.

(csr/dpa)
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