Smartphone aus nachhaltiger Herstellung Vorverkauf für das Fairphone 2 startet im Netz

Berlin · Zum zweiten Mal in zwei Jahren geht es um die Revolution - und alle können mitmachen. Die Initiative Fairphone in Amsterdam will nichts weniger, als den weltweiten Produktionsprozess von Elektrogeräten verändern.

Fairphone 2 aus nachhaltiger Herstellung kann vorbestellt werden
Foto: Fairphone

Am Donnerstag begann der Vorverkauf ihres Fairphone 2: ein Internethandy mit einem hohen Anteil an fair abgebauten Rohstoffen, sozialverträglich produziert. Alle Komponenten des Smartphones sollen selbst für Laien mit wenigen Handgriffen austauschbar sein. Das spart Geld und schont Ressourcen. Das Fairphone der ersten Generation hatten rund 60.000 Menschen gekauft - die Hälfte von ihnen kam aus Deutschland.

Das Fairphone 2 gibt es bisher allerdings nur als Idee: Wer auf der Fairphone-Seite ein Modell erwirbt, finanziert den Anschub der Produktion mit und wird noch mindestens bis November auf sein neues Gerät warten müssen. "Kaufe ein Telefon und sei Teil einer Bewegung", lautet der Slogan des vor zwei Jahren gegründeten, sozial ausgerichteten Unternehmens Fairphone.

Ein Smartphone ohne "Konfliktminerale"

Smartphones und andere Unterhaltungsgeräte sollen nach Vorstellung der Fairphone-Macher nicht länger Kriege mit anheizen, indem sie die Nachfrage nach knappen Rohstoffen schüren. Ein sogenanntes Konfliktmineral ist etwa Coltan-Erz, aus dem das für Rechenchips benötigte Tantal gewonnen wird. Im Osten der Demokratischen Republik Kongo finanziert die Coltan-Nachfrage einen der langwierigsten und blutigsten Bürgerkriege überhaupt.

Im Fairphone der ersten Generation war deshalb Tantal verbaut, an dessen Gewinnung weder Milizenführer noch Sklaventreiber mitverdienten. Das honorierten die rund 60.000 Käufer: Sie haben mit dem Kaufpreis von 325 Euro die Herstellung des ersten Fairphones und die Entwicklung des Nachfolgermodells vorfinanziert. Beim Fairphone 2 sollen auch die konfliktträchtigen Rohstoffe Gold, Zinn und Wolfram nachhaltig abgebaut werden.

Nutzer können Display des Fairphones in 15 Sekunden selbst tauschen

Mit seinem Fünf-Zoll­Display, dem leistungsstarken Qualcomm­801­Prozessor, einem aktuellen Android-Betriebssystem und einem Kaufpreis von 525 Euro unterscheidet sich das Fairphone 2 auf den ersten Blick kaum von vergleichbar teuren Wettbewerbern. Es ist aber zu erwarten, dass das Gerät im Wettrennen um die beste Kamera und die umfangreichste Ausstattung nicht mit den etablierten Konkurrenten wird mithalten können.

Dafür lockt es mit einem anderen Versprechen: "Man kann das Display ohne Werkzeug in 15 Sekunden austauschen", sagt Miquel Ballester, Mitgründer des Unternehmens. Für Batterie und Ersatzteile verspricht der Fairphone­Produktstratege einen "attraktiven Preis". Die Langlebigkeit des Fairphone 2 hilft nicht nur, Müll zu vermeiden, sondern erhöht auch dessen Wiederverkaufswert.

Für die ersten 5000 Telefone hatte Fairphone noch auf sogenanntes Crowdfunding gesetzt: Interessierte Käufer konnten dort ihr Interesse anmelden. Nur bei Erreichen der Zahl 5000 sollte das Telefon produziert werden, andernfalls hätten die potenziellen Käufer ihr Geld zurückerhalten. Die Nachfrage war groß, die Mindest-Stückzahl binnen kurzer Zeit erreicht.

"Wir sind hier, um zu inspirieren"

Für das Fairphone 2 hofft Ballester nun auf 100.000 verkaufte Geräte pro Jahr. Das Gerät soll die Kosten seiner Entwicklung und Produktion wieder hereinholen. Wie bei der ersten Generation wird Fairphone sämtliche Kosten, Produktionsbedingungen und Rohstoffquellen weitestgehend öffentlich machen - jeder soll sehen können, wofür er das Geld ausgibt.

Gegen die fast 150 Millionen Smartphones, die allein im vergangenen Jahr in Westeuropa verkauft wurden, kann und will Fairphone nicht ankommen. "Wir fordern niemanden heraus", sagt Ballester. "Wir sind hier, um zu inspirieren."

In Deutschland kommt das gut an. Mehr als jedes zweite Fairphone der ersten Generation wurde aus den Niederlanden ins große Nachbarland verschickt. Ballester präsentiert seine hosentaschengroße Revolution deshalb am Freitagabend in Berlin der Öffentlichkeit.

(AFP)
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