Spenden oder Recyclen? Das können Sie mit alten Laptops oder Handys anstellen

Düsseldorf · Fast jeder hat einen alten Laptop oder ein altes Smartphone in der Schublade liegen, das nicht mehr benutzt wird. Was lässt sich damit noch anfangen? Wir geben Tipps, wie Sie Ihre Handys ohne Angst um Ihre Daten spenden oder entsorgen.

 Alte Handys und Smartphones liegen bei der Firma Electrocycling in Goslar in einem Container.

Alte Handys und Smartphones liegen bei der Firma Electrocycling in Goslar in einem Container.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Fast jeder kennt das: Ein Mobilfunkvertrag läuft aus und wird verlängert - selbstverständlich mit neuem Smartphone. Der Akku am Laptop ist mau. Statt einen neuen Akku zu besorgen, kauft man gleich einen neuen Laptop. Manche haben auch einfach Freude daran, immer das neue iPhone oder Samsung Galaxy zu besitzen. Und dann landet das alte Gerät in der Schublade.

Nach aktuellen Zahlen des Digitalverbands Bitkom liegen rund 124 Millionen Alt-Handys in deutschen Haushalten herum. Die Angaben basieren auf einer Umfrage, die Bitkom Anfang des Jahres veröffentlicht hat. „Die Verkaufszahlen von Handys und Smartphones sind seit Jahren auf einem konstant hohen Niveau“, sagt Bitkom-Umweltexperte Kai Kallweit. „Sechs von zehn Smartphone-Nutzern haben ihr Gerät im vergangenen Jahr gekauft. Das zeigt, dass viele Verbraucher stets das aktuellste Smartphone besitzen wollen. Alte Geräte werden deshalb relativ häufig gegen neue ausgetauscht.“

Zahlen für alte Computer und Laptops hat Bitkom zuletzt 2014 erhoben. Damals standen rund 22 Millionen ungenutzte Computer in deutschen Haushalten.

Das sind enorme Ressourcen, die sich ungenutzt in Schubladen und Schränken sammeln. Mittlerweile gibt es Vereine, die sich die Entsorgung oder Weitergabe solcher alten Geräte zur Aufgabe gemacht haben. Wir geben Tipps, wohin Sie Ihre Geräte spenden können oder wie Sie die Geräte fachgerecht entsorgen.

  • Datensicherheit Verbraucher haben oft Bedenken, ihre Geräte in fremde Hände zu geben, weil sie sich um ihre Daten sorgen. Viele Vereine versichern, dass sie die Daten auf den gespendeten Geräten sofort unwiderruflich löschen. Die Verbraucherzentrale NRW und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) empfehlen ein Überschreiben der Festplatten mittels der Freeware „Darik’s Boot And Neke (DBAN). Daten auf intakten Festplatten können mit spezieller Software durch Überschreiben vollständig und nicht wiederherstellbar gelöscht werden. „Wer seinen Computer weitergeben will, muss die Daten nicht nur einfach auf der Festplatte löschen“, sagt Philip Heldt, Experte bei der Verbraucherzentrale NRW. „Die Festplatte sollte mit Hilfe bestimmter Software mehrfach überschrieben werden.“ Fachleute nennen das physikalische Löschung - sonst bleiben die Daten zumindest für Datenforensiker noch wiederherstellbar. Bei Smartphones reiche es in der Regel, das Gerät auf die Werkseinstellungen zurückzusetzen. Das habe eine Untersuchung der Stiftung Warentest ergeben, die das vor Kurzem bei Apple- und Samsung-Telefonen überprüft hat. Wer seinen Laptop nicht weitergeben möchte, kann - gerade bei älteren Modellen - die Festplatte ausbauen und mit einem Hammer zertrümmern oder mit einem Bohrer an mehreren Stellen durchbohren. Denn eine komplette, mehrfache Überschreibung ist aufwendig und dauert je nach Größe der Festplatte und Software mehrere Stunden.
  • Spenden

Labdoo.org Das Hilfsprojekt ist eine weltweit agierende NGO. In Deutschland ist Labdoo ein gemeinnütziger Verein. Das Projekt sammelt ungenutzte und ausgemusterte Laptops, Tablets oder eBook-Reader, die zwar in die Jahre gekommen, aber noch funktionstüchtig sind. Das ist die Voraussetzung. Labdoo führt Listen von Computer-Modellen, die angenommen werden. Wer noch einen ungenutzten Flachbildschirm oder eine USB-Tastatur zu Hause hat, kann diese ebenfalls spenden. Die ehrenamtlichen Helfer überschreiben die gespendeten Geräte, spielen das Betriebssystem Linux auf und installieren dann kindgerechte Lernsoftware. Die Geräte werden an Schulen, Bildungseinrichtungen und Flüchtlingsprojekte im Ausland geschickt. Die Geräte können Verbraucher zu Abgabestellen bringen, oft sind das private Adressen, in größeren Städten kooperiert Labdoo aber auch mit Annahmestellen auf Wertstoffhöfen. In Düsseldorf etwa kann man seine gebrauchten Laptops auf dem Recyclinghof der Awista in Flingern abgeben. (Hier finden Sie Labdoo-Annahmestellen.)

PC-spende.de Ähnlich wie Labdoo sammelt auch die Initiative PC-Spende ausrangierte Laptops, PCs, Flachbildschirme und sogar Drucker. Die Initiative gehört zur gemeinnützigen Gmbh „Das macht Schule“ und richtet sich vor allem an Unternehmen. Die Geräte werden an Schulen in Deutschland gespendet und erhalten ein zweites Leben im Klassenzimmer. Auf der Internetseite gibt es ein Formular, in das man seine Spende eintragen kann. Die Mindestzahl für gespendete Geräte beträgt fünf Laptops. Daher eignet sich das eher selten für Spender aus privaten Haushalten. Das Unternehmen bestimmt den Abholtermin, und die Schule, die die Geräte benötigt, holt sie ab. (Hier finden Sie das Spenden-Formular von pc-spende.de.)

Angestöpselt e.V. Der Verein für Digitalkompetenz „Angestöpselt e. V.“ sammelt seit 2011 Laptops, die nicht älter als acht Jahre sind. Sie werden wieder flott gemacht und dann an digitale „Bedürftige“ weitergegeben. Menschen, die sich keinen neuen Laptop leisten können, können über den in Würzburg ansässigen Verein einen PC beantragen. „Wir verschenken PCs an jede Person, die eine staatliche Förderung nach dem Sozialgesetzbuch erhält: also Empfänger von Arbeitslosengeld und Hartz IV, Rentner, Flüchtlinge aber auch Menschen mit Behinderung und Studenten“, schreibt der Verein auf seiner Homepage. Spender müssen die Computer entweder vorbeibringen oder einschicken. (Hier lesen Sie, wie man einen Rechner für Angestöpselt e. V. spenden kann.)

Handyaktion-nrw Seit Anfang 2017 gibt es die „Handyaktion NRW“. Kirchengemeinden, Weltläden, Schulen, Unternehmen und soziale Einrichtungen in ganz NRW stellen Sammelboxen auf. Dabei ist es es erstmal egal, ob die Handys noch funktionstüchtig sind oder recycelt werden müssen. Die Initiative arbeitet mit der Firma Teqcycl zusammen, die einen Sitz in Solingen hat und die Handys zunächst sortiert. Sie entscheidet, welche Handys nach einer professionellen Datenlöschung noch als Second-Hand-Ware verkauft werden können, erklärt Eva-Maria Reinwald, die das Projekt mitbetreut. Das Recycling erfolgt bei der Firma Elecrocycling in Goslar. Hier werden wertvolle Rohstoffe (Gold, Silber, Platin, Kupfer) zurückgewonnen. „Die Erlöse der Sammelaktion fließen in Menschenrechtsprojekte in Ländern des Rohstoffabbaus, zum Beispiel in den Kongo“, sagt Reinwald. Hinter der Initiative stehen unterschiedliche kirchennahe Kooperationspartner. Bis zum Kirchentag 2019 in Dortmund wird weitergesammelt. (Hier finden Sie die Sammelstellen in NRW.)

Nabu Der Naturschutzbund (Nabu) kooperiert mit dem Mobilfunkkonzern Telefonica Deutschland, zu dem unter anderem E-Plus und O2 gehören. Seit 2011 erhält der Nabu für jedes abgegebene alte Handy 1,60 Euro von Telefonica. Die Geräte werden entweder wiederaufbereitet und weiterverkauft oder recycelt. Im Jahr 2017 kamen 58.557 Handys zusammen, gibt der Nabu auf seiner Internetseite an. Wer ein Handy abgeben möchte, kann es entweder zu einer Sammelstelle bringen oder es kostenlos per DHL schicken. (Hier finden Sie die Sammelstellen des Nabu.)

RP-Redakteure zeigen ihre alten Handys
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Foto: Seybert, Gerhard
  • Entsorgen

Wer sein Gerät nicht spenden, sondern einfach nur entsorgen will, muss sich an die jeweiligen städtischen Recyclingstellen und Wertstoffhöfe wenden. Betrieben werden sie meistens von den kommunalen Abfallentsorgungsbetrieben wie der Awista in Düsseldorf oder der AWB in Köln Dort kann man seine Elektro-Altgeräte kostenlos entsorgen.

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