Apples Tablet im Test Das iPad Pro 9,7 - sehr chic, sehr gut, sehr teuer

Düsseldorf · Apple ist derzeit auf Schrumpfkurs. Damit sind gar nicht die aktuellen iPhone-Absatzzahlen gemeint, vielmehr die Abmessungen der zwei zuletzt vorgestellten Geräte: iPad Pro und iPhone SE. Beim iPad Pro probiert Apple ein paar neue Dinge: "True Tone" sorgt für eine bessere Farbdarstellung und es gibt eine fest verbaute SIM-Karte. Wir haben das Tablet einmal ausprobiert.

Das Apple iPad Pro 9,7 im Test
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Das Apple iPad Pro 9,7 im Test

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Foto: Christoph Schroeter

Glaubt man Apple-Chef Tim Cook, dann sitzt er mittlerweile häufiger vor einem Tablet als vor einem klassischen Mac. Dazu nutzt er bestimmt das im vergangenen Herbst vorgestellte große iPad Pro. Das hat eine Bildschirmdiagonale von satten 12,9 Zoll und kann damit einen Bürorechner in Teilen ersetzen, wenn auch nicht vollständig.

Vielen potenziellen Kunden war das Gerät aber einfach zu groß, vor allem wenn es nicht nur als Laptop-Ersatz herhalten musste, sondern auch für Tablet-typische Dinge wie E-Books lesen, Spiele zocken oder als Second-Screen beim TV-Gucken. Für sie hat Apple nun das iPad Pro mit einem 9,7 Zoll messenden Display auf den Markt gebracht.

Im Inneren des iPads hat sich einiges getan. Besonders spannend ist der automatisierte Weißabgleich und eine erstmals fest verbaute SIM-Karte.

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Foto: dpa-tmn/Garmin

Der automatische Weißabgleich des Gerätes hört auf den Namen "True Tone". Dieser unterscheidet sich deutlich von dem seit der neuesten iOS-Version bekannten "Night Shift". Bei "Night Shift" lässt sich entweder ein eigener Zeitplan erstellen oder das Gerät richtet sich nach den Sonnenauf- und -untergangszeiten am aktuellen Standort. Dann werden abends aus der Displayfarbe die Blautöne entfernt und mehr Rottöne eingeblendet, um den Körper auf die herannahende Schlafenszeit vorzubereiten.

"True Tone" hingegen nutzt Sensoren am Gerät, um die tatsächliche Lichtfarbe in der Umgebung des iPads zu ermitteln. Daran wird dann das Bild auf dem Display angepasst. Sitzt man etwa in einem Raum, der von einer warmen, leicht gelbstichigen Lampe erleuchtet wird, dann bekommt etwa auch das weiße Hemd eines Schauspielers auf dem Display eine leicht gelbliche Farbe.

Das funktioniert überraschend gut und erzeugt ein angenehmes Bild. Überhaupt macht das Display viel Spaß beim iPad Pro. Es besitzt die gleiche Retina-Auflösung wie das iPad Air 2, also 2048 x 1536 Pixel, soll aber gleichzeitig laut Apple eine um 25 Prozent höhere Farbsättigung liefern, ebenfalls um 25 Prozent soll die Helligkeit zugelegt haben. Das war im Test mit bloßem Auge so nicht festzustellen.

Was aber sehr wohl zu bemerken war: Das iPad Pro spiegelt sichtbar weniger als das iPad Air 2. Um 40 Prozent soll dieser Faktor abgenommen haben, sagt Apple.

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Foto: dpa, tsn

Das iPad Pro 9,7 gibt es in einer Wifi-only-Version und mit LTE-Modul. In letzterem findet sich ein spannendes Feature, die Apple-SIM. Dabei handelt es sich um eine fest verbaute SIM-Karte, über die ganz einfach ein Kurz-Mobilfunkvertrag abgeschlossen werden kann.

Hierzulande finden sich in dem Menü drei Anbieter, darunter die Telekom. Nach einer kurzen Registrierung kann ein Tages-, Wochen- oder Monatsmobilfunkvertrag mit unterschiedlichen Datenkontingenten abgeschlossen werden.

Das ist sehr praktisch, wenn man beispielsweise teure Hotel-WLAN-Kosten umgehen oder sich im Ausland nicht erst auf die Suche nach einem Mobilfunkladen machen möchte. Richtig günstig sind die Angebote noch nicht. Doch sobald diese "Embedded SIM"-Karten erst einmal auch in Smartphones gelandet sind, werden die Angebote und Preise für diese Schnell-Verträge deutlich attraktiver werden.

Als Antrieb hat Apple auf das gleiche Pferd wie beim großen Bruder gesetzt. Eine gute Entscheidung, das iPad Pro arbeitete im Test in allen Lebenslagen sehr fix, Ruckler oder Hänger waren nicht festzustellen. Zwar takten der A9X-Hauptprozessor und auch der Grafikprozessor etwas geringer als beim großen iPad Pro - im täglichen Betrieb jedoch nicht feststellbar -, das sorgt aber immer noch für eine doppelt so gute Grafikleistung wie beim iPad Air 2.

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Foto: Christoph Schroeter

Soll das kleine iPad Pro als Ersatz für einen Laptop herhalten, muss eine Tastatur her. Klar, die hat Apple auch im Angebot. Für 169 Euro. Doch dürfte sich die hier kaum jemand kaufen. Kurioserweise gibt es das Smart Keyboard nämlich nur mit einer US-Tastatur.

Die Tastenbelegung lässt sich zwar auf QWERTZ umstellen, jedoch ändert das nichts an den Tastaturaufdrucken. Und so hat die Suche nach dem "ä", dem "@" oder einem "-" diverse Flüche zur Folge. Die Lücke werden Drittanbieter schon bald füllen.

Verbunden wird das Smart Keyboard sehr komfortable mit dem bereits vom großen iPad Pro bekannten, seitlich angebrachten Smart Connector. Dadurch werden eine separate Batterie, einen Ein/Aus-Schalter oder das Verbinden per Bluetooth überflüssig.

Noch zu erwähnen wäre ein weiteres Kuriosum, der Apple Pencil. Der lässt sich zwar in Grafikprogrammen - das hat die kleine Tochter des Testers eindrucksvoll unter Beweis gestellt - für Zeichnungen und Skizzen sehr gut einsetzen.

Ist jedoch der Stift-Akku leer, nimmt man eine Kappe ab und steckt den gut 20 Zentimeter langen Stift in den Lightning-Anschluss des Tablets. Dort steht er dann ab wie eine Antenne, was zum einen das Arbeiten mit dem Tablet nahezu unmöglich macht und ständig die Gefahr birgt, das 109 Euro teure Zubehörteil abzuknicken.

Fazit: Die Nische für Tablets wird immer kleiner, seitdem Smartphones immer größer werden und gute Laptops immer schlanker, leichter und auch schicker. Das kleine iPad Pro besetzt in diesem engen Bereich einen der ganz vorderen Plätze. Nach oben ist derzeit kaum Luft.

Weil es von Apple kommt, liegt es auch beim Preis ganz weit vorn: Die Preise bewegen sich zwischen 689 Euro (32 Gigabyte Speicher, nur Wlan) und 1199 Euro (256 Gigabyte,Wlan + LTE)

Ein voll aufgerüstetes iPad Pro kann so locker den Anschaffungspreis eines MacBook Air überschreiten. Wem das zu teuer ist, kann sich darüber freuen, dass Apple das iPad Air 2 weiterhin im Programm hat und den Preis um 50 Euro gesenkt hat. Das neue Einsteigermodell ist jetzt ab 439 Euro zu haben.

(csr)
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