Tester finden Gift in Ohrhörer & Co Schadstoffe in Handy- und Computer-Zubehör

Berlin · Die neue Handy-Hülle stinkt, die frisch gekaufte Computer-Maus müffelt unangenehm: Zubehörteile für Computer oder andere Elektronik lassen oft vermuten, dass sie giftige Substanzen enthalten. Dies ist auch immer wieder der Fall, wie die Computerzeitschrift "c't" in ihrer jüngsten Ausgabe berichtet. Die Zeitschrift ließ 28 Produkte in einem Chemielabor untersuchen.

Tester finden Gift in Ohrhörer & Co: Schadstoffe in Handy- und Computer-Zubehör
Foto: dpa, mg fux cul

Welche Produkte wurden getestet? Die Zeitschrift wählte Produkte mit viel Hautkontakt: acht Handyhüllen, sieben Computermäuse, sechs Tastaturen, vier Ohrhörer und drei USB-Kabel - sowohl Marken- als auch No-Name-Produkte.

Wie viele Produkte waren mit Schadstoffen belastet? In bedenklichem Maße belastet waren alle getesteten Ohrhörer, vier Tastaturen, drei Mäuse, zwei USB-Kabel und eine Handyhülle. Zum Teil wurden verbotene Substanzen entdeckt. Die getesteten Ohrhörer von HG, McVoice, EV und Swees bezeichnete die Zeitschrift als "wahre Giftbomben", weil sich dort jeweils mehrere problematische Substanzen fanden. Insgesamt waren No-Name-Produkte öfter belastet als Markenware.

Welche Stoffe wurden genau gefunden? Zum einen kurzkettige Chlorparaffine, kurz SCCP, die in der EU nicht in Produkten vorkommen dürfen. Dennoch enthielten alle von "c't" zum Test ausgewählten Ohrhörer sowie zwei Mäuse, eine Tastatur und zwei USB-Kabel SCCP. Das sei "ein Fall für die Marktaufsicht", sagte die Chemikerin Johanna Wurbs vom Umweltbundesamt der Zeitschrift. SCCP hat laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) im Tierversuch Krebs erzeugt.

Nicht verboten sind polyzyklisch aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die ebenfalls krebserregend wirken können. In den Gummifüßen einer Tastatur fanden die Tester eine hohe Konzentration solcher Stoffe, zudem waren sie in vier weiteren Tastaturen, drei Mäusen, drei Ohrhörern und zwei USB-Kabeln in nicht unerheblichen Mengen nachweisbar. Laut Umweltbundesamt wird für Produkte mit Hautkontakt 2015 ein europäischer PAK-Grenzwert eingeführt.

Die Tester untersuchten die ausgewählten Produkte auch auf Diethylhexylphtalat (DEHP). Erneut waren alle vier Ohrhörer belastet, außerdem zwei USB-Kabel, zwei Mäuse und zwei Tastaturen.
DEHP kann laut BfR die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen.

Daneben wurden noch weitere bedenkliche Stoffe entdeckt. In einer Handyhülle von iProtect fand sich etwa giftiges Phenol. Auch in 14 weiteren Produkten fanden die Tester problematische Stoffe, bei zwei Tastaturen stuften sie diese oder deren Menge aber als eher unbedenklich ein.

Wie können Verbraucher Schadstoffe in Elektrozubehör erkennen?Abseits solcher Tests ist das schwierig. Eine europäische Verordnung räumt Verbrauchern zwar das Recht ein, bei Herstellern und Händlern das Vorhandensein von 151 verschiedenen Stoffen in angebotenen Waren abzufragen. Laut "c't" jedoch werden solche Fragen oft nicht beantwortet.

Von zwölf verschickten Anfragen sei nur eine fristgerecht binnen 45 Tagen beantwortet worden, einmal sei um Aufschub gebeten worden. In den anderen Fällen habe es keine Reaktion gegeben. Die Angeschriebenen müssen allerdings nur antworten, wenn Schadstoffe in dem Produkt vorhanden sind.

Worauf können Verbraucher beim Einkauf achten? Chemikerin Wurbs vom Umweltbundesamt empfahl, nach Kennzeichnungen für schadstoffarme Produkte zu schauen. So gebe es beispielsweise den "Blauen Engel" auch für Computer und Drucker.

Was lässt sich gegen unangenehme Gerüche tun? Produkte ohne Elektronik können laut "c't" mit lauwarmem Wasser und Spülmittel gewaschen werden. Danach sollten sie drei bis vier Tage an der frischen Luft ausdünsten. Ein unangenehmer Geruch müsse zwar nicht, könne aber durchaus auf giftige Stoffe hinweisen. Ist er nach Abspülen und Ausdünsten weiter vorhanden, sollte erwogen werden, das Produkt zurückzugeben.

>>>Ein Online-Formular zur Anfrage an Händler oder Hersteller zu Schadstoffen stellt das Umweltbundesamt zur Verfügung

>>>Auf der Internetseite des Bundesinstituts für Risikobewertung gibt es Hinweise zu Schadstoffen in zahlreichen Alltagsgegenständen

(AFP)
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