Mensch gegen Maschine Google-Software tritt gegen Go-Champion an

London/Seoul · Im Schach und anderem Spielen haben Computer die Menschen bereits abgehängt. Das alte chinesische Spiel Go galt für die Maschinen bis zuletzt aber als zu komplex. Das Match der Google-Software AlphaGo gegen den weltbesten Spieler könnte den Gegenbeweis liefern.

 Bislang noch der unangefochtene Go-Champion: Lee Sedol aus Südkorea.

Bislang noch der unangefochtene Go-Champion: Lee Sedol aus Südkorea.

Foto: ap

Am 15. März könnte eine weitere Bastion menschlichen Intellekts endgültig an die Computer fallen. Dann endet das Fünf-Spiele-Match der Google-Software AlphaGo gegen den weltbesten Go-Spieler Lee Sedol. Europameister Fan Hui wurde im vergangenen Herbst mit 5:0 bezwungen.

Experten streiten darüber, wie das Kräftemessen mit Lee Sedol ausgehen wird, der als bester Spieler unserer Zeit gilt. Es geht um ein Preisgeld von einer Million Dollar. Aber viel wichtiger ist, dass das Match ab diesem Mittwoch in Seoul ein ähnlicher historischer Meilenstein werden dürfte, wie die beiden Begegnungen zwischen Schach-Weltmeister Garri Kasparow und dem IBM-Computer "Deep Blue" 1996 und 1997.

Damals gewann Kasparow den ersten Durchgang mit 4:2. Auch wenn "Deep Blue" das Match am Ende verlor, waren seine beiden Siege die ersten einer Maschine gegen einen amtierenden Schach-Champion. Bei der Revanche 1997 setzte sich "Deep Blue" nach drei Remis mit 3,5 zu 1,5 Punkten durch. Und seitdem haben menschliche Spieler im Schach auch nicht mehr wirklich eine Chance gegen die künstliche Intelligenz.

Go hat auf den ersten Blick einfachere Regeln: Die Spieler platzieren abwechselnd ihre Steine in weiß und schwarz auf einem Brett. Es geht darum, mehr Fläche als der Gegner zu erobern. Doch Go, das vor mehr als 2000 Jahren in China entstand, war bis zuletzt zu komplex für Software - es gibt zu viele potenzielle Entwicklungen des Spielverlaufs, als dass selbst die mächtigsten Computer sie zu jedem Zug durchrechnen könnten.

Die Entwickler des Programms AlphaGo bei der von Google gekauften britischen Firma Deep Mind versuchen deshalb gar nicht erst, alle Möglichkeiten auszuwerten. Stattdessen ahmt ihre Software den Menschen nach - und soll dieses Verständnis im anstehenden Match gegen Lee Sedol anwenden. In die Maschine wurden zunächst 30 Millionen Spielzüge von Experten eingespeist. Danach habe sie den nächsten Zug des Menschen in 57 Prozent der Fälle vorhersagen können.

Danach spielte AlphaGo gegen sich selbst, um besser zu werden. Das Programm habe dabei selbst Dinge gelernt, "so dass es erstaunlich ist zu sehen, welche Fähigkeiten es sich angeeignet hat", sagte Deep-Mind-Mitgründer Demis Hassabis dem Magazin "Nature".

Ob das für einen Sieg gegen Lee Sedol reicht, bleibt die spannende Frage. Der Champion selbst zeigte sich vor dem Match zuversichtlich und schloss auch nicht aus, jedes der fünf Spiele zu gewinnen. Auch einige Experten für künstliche Intelligenz aus Korea sehen ihn im Vorteil.

Während AlphaGo ausgezeichnet bei der kurzfristigen Strategie sei, schwächele die Software noch, wenn es darum gehe, weit nach vorn zu denken, argumentiert etwa Jeong Jaesung vom KAIST-Institut für Wissenschaft und Technologie. Lee habe deshalb die besseren Chancen, sagte er der Nachrichtenagentur Yonhap.

Zugleich schränkte sein Kollege Kim Daeshik ein, dass auch ein Sieg des Menschen nicht viel über den Ausgang eines Matchs in einigen Jahren aussagen werde. Hassabis selbst glaubt, dass AlphaGo durchaus eine Chance auf den Sieg habe. Der bezwungene Europameister Fan Hui ist jetzt ein Berater. Damit sich jeder selbst ein Bild machen kann, wird Google die fünf Partien live über die Videoplattform YouTube übertragen.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort