Im Vergleich mit dem iPhone Wie gut ist das Nexus One?

Düsseldorf (RPO). Android-Telefone gibt es bereits viele - aber das Nexus One ist das erste Telefon, das Google selbst auf den Markt bringt. Bisher zwar nur in den USA, aber in einigen Wochen wird es das Gerät auch in Deutschland geben. Wir haben das Gerät getestet und mit dem iPhone verglichen.

Januar 2010: Das neue Google-Smartphone "Nexus One"
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Januar 2010: Das neue Google-Smartphone "Nexus One"

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Was gab es im Internet im Vorfeld der Veröffentlichung des Nexus One für eine Aufregung - ob bei Twitter, in Blogs oder in den einschlägigen Technikmagazinen - überall wurde über technische Details diskutiert, wurden erste Fotos gezeigt. Auf der offiziellen Pressekonferenz wurde dann schnell klar: Die meisten Gerüchte um das neue Gerät stimmten.

Doch wie gut ist das Google-Handy eigentlich? Wir haben es in den vergangenen Wochen ausgiebig getestet und festgestellt: Eigentlich ist das Nexus One wirklich ein gutes Telefon. Es liegt perfekt in der Hand, wirkt stabil, hat eine Displayauflösung, die mit 800x480 Pixeln sogar größer als die vom iPhone ist. Das Nexus One hat genau wie das Apple-Gerät keine Tastatur, alle Funktionen sind direkt über den Bildschirm per Fingerdruck steuerbar. Die Kamera ist besser und hat sogar einen LED-Blitz. Der 1-Gigahertz-Prozessor sorgt dafür, dass die Anwendungen schnell reagieren - angeblich schneller als bei bisherigen Android-Geräten.

Beeindruckend ist die Spracherkennung, die in englischer Sprache erstaunlich gut funktioniert. Auch der App-Store ist übersichtlich und klar, wenn neue Versionen von den heruntergeladenen Anwendungen zur Verfügung stehen, wird der Nutzer benachrichtigt. Mit minimalem Aufwand lassen sich die Dateien aktualisieren - das funktioniert besser als beim iPhone-Store. Als in der vergangenen Woche eine neue Version der Software zur Verfügung stand, die unter anderem auch den eingebauten Browser, das Album und die Karten-Apps multitouchfähig machte, klappte die Aktualisierung mit zwei Klicks und ein bisschen warten. Im Vergleich: Das Aktualisieren der iPhone-Software dauert im Vergleich Stunden und kostet Nerven.

Trotzdem kann das Nexus One nicht so recht mit dem immer noch den Standard setzenden iPhone mithalten. Fünf Gründe.

Erstens: Die Menü-Taste. Eigentlich ähneln sich die beiden Geräte sehr. Ein mit den Fingern bedienbarer Bildschirm, per Wisch können sich die Nutzer durch die verschiedenen Seiten manövrieren, ein paar Applikationen sind vorinstalliert. Ein gutes Feature beim Nexus One ist die Darstellung des Wetters und der wichtigsten Nachrichten — ein Blick auf den Bildschirm genügt und man weiß, was los und wie warm (oder kalt) es ist. Doch leider lassen sich die Wettereinstellungen beispielsweise von München auf Düsseldorf nur dann verändern, wenn man die Menü-Taste kennt. Diese Taste ist elementar für die Bedienung dieses Geräts. Wer seine Mails manuell synchronisieren will, oder Apps wie den Twitter-Client Twitroid, muss diese Taste benutzen. Wenn man das iPhone nutzt und einfach auf Buttons auf den Bildschirm oder "Fragezeichen" klickt, will man das nicht.

Zweitens: Der nutzlose Scrollball. Der Testerin hat sich der Sinn dieses Balls, der sogar blinken kann, nicht erschlossen. iPhone-Nutzer neigen dazu, den Scrollball zu drücken, um den Bildschirm anzuschalten. Dafür ist der Scrollball am Nexus One aber nicht gedacht. Es klappt auch nicht, den Scrollball zu drücken, um Applikationen zu schließen - dafür hat das Google-Gerät die Haus-Taste. Doch wer als iPhone-Nutzer glaubt, dass die App nach dem Drücken der Haus-Taste auch wirklich geschlossen ist, wird enttäuscht. Denn die Applikationen verschwinden zwar oberflächlich, doch im Hintergrund laufen sie weiter - Multitasking macht's möglich. Zum Beispiel: Eine nicht geschlossene Twitter-App (in meinem Fall Twidroid) sorgt dafür, dass das Telefon nach einer Nacht komplett leer ist. Nützlich ist der Ball für das Scrollen durch seine Mails. Das geht aber auch viel praktischer: mit dem Finger.

Drittens: die schwierige Outlook-Synchronisation. Eigentlich lässt sich das Nexus One genauso einfach wie das iPhone mit Outlook synchronisieren. Einfach die Daten eingeben - ganz unkompliziert. Aber doch mit einem Haken. Denn bisher nicht gelungen ist der Zugriff auf den Outlook-Kalender. Lediglich der mit dem Google-Konto verbundenen Google-Kalender lässt sich problemlos bedienen. Sicherlich gibt es dafür irgendeinen Trick - aber da das iPhone im intuitiven Bedienen den Standard setzt, können User dies bei einem Nachfolgegerät auch erwarten.

Viertens: Telefonieren. Auch das Telefonieren ist nicht so einfach, wie man erst einmal glaubt. Für Lieblingstelefonpartner gibt es beim iPhone die Favoriten-Funktion. Fünf, sechs Nummern dort ablegen und bei Bedarf anklicken — schon wird die Nummer gewählt. Beim Nexus One läuft das anders - da hat man Favoriten, weil man bestimmte Nummern besonders häufig benutzt hat. Wer eine bestimmte Nummer anwählen will, kann entweder lange durch seine Kontakte scrollen oder über die "Menütaste" (siehe oben) die Suchfunktion aktivieren. Der Nutzer gelangt so auf die Eingabemaske, in die man Buchstaben wie "M" oder Kombinationen wie "Mü" hineintippen kann, um die Nummer zu wählen. Umständlich.

Fünftens: Die Tastatur. Die Bedienung von Touchscreens ist generell nicht besonders einfach, weil Widerstände bei den Tasten fehlen. Es kann eine ganz subjektive Angelegenheit sein: Aber das Tastentreffen beim Nexus One ist erheblich schwieriger als beim iPhone.

Fazit: Das Nexus One ist ein gutes Handy: optisch schön, handlich, praktisch und auch wegen der offener anmutenden Standards auf jeden Fall für einen Kauf zu empfehlen. Doch wer einmal (auch wenn es nur wenige Monate sind) länger mit dem iPhone gespielt hat, legt Wert auf die intuitive Benutzerführung. Da muss Google noch nachbessern. Deshalb: ein gutes Zweitgerät.

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