CES 2019 in Las Vegas Ein Fernseher zum Aufrollen

Las Vegas · Auf der CES in Las Vegas überbieten sich die Hersteller mit spektakulären neuen Geräten. Aufrollbare Fernseher und ein Tablet, das zum Smartphone wird, gehören dazu. Außerdem bringt die Technikmesse Autohersteller zusammen.

CES 2019 Las Vegas: Das sind die Neuheiten
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Das sind die Neuheiten der CES 2019

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Foto: dpa, abl

Spektakulär beschreibt es gut. Auf Knopfdruck fährt aus dem Sideboard ein ausgewachsenes Fernseh-Display heraus. Dabei ist im Sockel von LGs Signature OLED TV R gar nicht genug Platz für den 65-Zoll-Schirm, sollte man meinen. Damit alles passt, wird der Fernseher einfach in dem kniehohen Gehäuse aufgerollt.

Aufgerollt? Ein Fernseher? Kein Scherz. Was LG im vergangenen Jahr noch als Idee präsentierte, ist mittlerweile so weit gediehen, dass die Koreaner es guten Gewissens auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas (noch bis 11. Januar) zeigen: Ein Fernseher, der nur ein Fernseher ist, wenn es sein muss, und ansonsten ein unauffälliges, aber elegantes Möbelstück.

Den Trend zum dezenten Fernsehdesign, den LG unauffälliges Display nennt, verfolgt auch Samsung. Seit zwei Jahren haben die Koreaner mit The Frame bereits einen Fernseher, der wie ein Bilderrahmen aussieht und dekorativ Gemälde anzeigen kann. Mit dem in Las Vegas vorgestellten Micro LED 75 geht es nun einen Schritt weiter. Der modular aufgebaute Fernseher bringt Samsungs Micro-LED-Technik in den Heimbereich. Die Technik mit selbstleuchtenden Dioden ermöglicht hohe Kontraste und tiefe Schwarzwerte bei sehr hoher Gesamthelligkeit. Und die randlosen Displaybausteine lassen zahlreiche Formen zu.

Was beiden Geräten gemein ist: Genaue Angaben zu Preisen und Verfügbarkeit im Handel gibt es noch nicht. Wirklich bezahlbar für die Massen dürften aber sowohl LGs TV-Rolle als auch Samsungs Micro-LED-Schirm in nächster Zeit nicht sein. Vergleichbar ausgestattete Geräte mit aktueller Technik liegen schnell jenseits der 5000-Euro-Marke. Bis derartige Spitzentechnik zur Alltagsware wird, dürfte es noch ein wenig dauern.

Eher im oberen Preissegment angesiedelt sind auch die 8K-Fernseher (7680 zu 3840 Pixel), die LG, Samsung, Sony oder TCL in Las Vegas zeigen. Da Filme in so hoher Auflösung immer noch rar sind, setzen die Hersteller auf viel künstliche Intelligenz für bessere Bilder. Ausgefeilte Technik rechnet Bilder in die höhere Auflösung um. Sie analysiert, was sich auf dem Bildschirm befindet, passt Farbdarstellung und Helligkeit an, glättet Kanten oder erschafft Zwischenbilder für eine rundere Darstellung. Auch beim Ton wird viel Hand angelegt. Sonys neue 8K-Modelle der AG9- und ZG9-Reihen platzieren Ton auf dem Bildschirm da, wo er entsteht, und können etwa Schauspielern ihre Worte förmlich in den Mund legen.

Blickt man auf Software und Bedienung, wird bei den Modellen über alle Preisklassen deutlich: Fernseher sind längst keine reinen Abspielgeräte für das lineare TV-Programm mehr, sondern zentraler Zugangspunkt für alle digitalen Medieninhalte. Die Hersteller bemühen sich - auch als ein Verkaufsargument - darum, möglichst viele Anbieter von TV-Sendern und ihren Mediatheken bis hin zu den gängigen Streamingdiensten gleich ab Werk zu integrieren.

Samsungs neue Smart TVs arbeiten jetzt etwa auch mit iTunes Movies und TV-Serien zusammen, Netflix, Mediatheken und Co. sind längst an Bord. Auch Hisense will 2019 seine überarbeitete Vidaa-Plattform auf Geräte im deutschen Markt bringen. Ebenfalls neu: Apples drahtlose Bild- und Tonübertragung AirPlay 2 erhält Einzug auf neueren Smart-TVs von LG und Samsung, damit auch Videos oder Musik vom iOS-Smartphone auf dem Fernseher landen kann - bislang war dafür ein Apple TV nötig. Zusammen mit den auf immer mehr aktuellen Geräten integrierten Sprachassistenten Google Assistant oder Amazons Alexa lässt sich dieses Plus an Inhalten gemeinsam mit den vernetzten Geräten im Haushalt auch noch per Sprache steuern.

Zum Zusammenklappen ist das Tablet Royoles Flexpai, das dann zu einem Smartphone wird. Die Vorderseite des Geräts wird fast ausschließlich von einem faltbaren Display eingenommen. Das Flexpai kann so mit Hilfe eines Scharniers in der Mitte zusammengeklappt werden - der Bildschirm bleibt dabei auf den Außenseiten.

Das Geheimnis dahinter ist eine Displaytechnologie, die auf sehr dünne und biegsame Folien setzt, die sich rund 200.000 Mal biegen lassen sollen, sagte Royole-Chef Bill Liu in Las Vegas. Mit dem flexiblen Gerät sollen Nutzer nicht mehr Tablet und Smartphone, sondern nur noch ein Gerät kaufen müssen. Die flexible Bauart macht das Gerät laut Liu sehr unempfindlich gegen Sturzschäden.

Im Inneren des Flexpai steckt aktuelle Spitzenhardware, darunter Qualcomms Chip Snapdragon 855, Schnellladung und eine Doppelkamera mit 20 und 16 Megapixeln. Aktuell ist das Flexpai noch nicht im Handel erhältlich, sondern es ist ein Entwicklergerät, für das erst noch spezielle Anwendungen geschaffen werden. Softwareentwickler können es zum Preis von rund 1300 Euro kaufen. Einen Serienpreis nannte Royole noch nicht. Royoles flexible Displaytechnik soll sich nicht auf Smartphones beschränken. Bill Liu nannte weitere Anwendungsmöglichkeiten, etwa großflächige Oberflächendisplays in Autos oder Flugzeugcockpits, aber auch Wertetafeln, Kunst oder Kleidung mit Display.

Samsung hatte im November den Prototypen eines ähnlichen Geräts vorgestellt - bei dem Smartphone-Marktführer wird der Tablet-Bildschirm aber nach innen eingeklappt. Für die Smartphone-Funktionalität auf der Außenseite gibt es einen zusätzlichen zweiten Bildschirm. Auch andere Hersteller arbeiten laut Medienberichten an faltbaren Smartphones.

Pünktlich zur CES erweitert Panasonic mit dem DP-UB154 sein traditionell starkes Heimkinoportfolio um einen weiteren Ultra HD Blu-ray Player. Cineasten dürfen sich bei lebendigen und detailreichen Bildern sowie umhüllendem Sound auf ein intensives Filmerlebnis freuen. Denn auch der Neuzugang unterstützt mit HDR10+ und Dolby Atmos die Formate von morgen.

Nachdem Panasonic im Jahr 2018 den Premium Player UB9004 eingeführt hat, rundet der Technologieführer nun sein Sortiment auch nach unten hin ab und bringt den neuen UHD Blu-Ray Player UB154 in einer attraktiven Preisklasse heraus. Filme, die noch keine 4K Auflösung haben, wertet der Player dank des 4K Upscalings optisch auf und sorgt so für Heimkinoerlebnisse. Ein USB-Anschluss bietet weitere Möglichkeiten, Bilder und Videos von externen Speichermedien abzuspielen.

Bei dem UB154 setzt Panasonic neben dem standardmäßigen High Dynamic Range Format von Ultra HD Blu-ray ebenfalls auf HDR10+, das dynamische Verfahren der Zukunft. Der Standard wurde gemeinsam von Panasonic, Samsung und 20th Century Fox entwickelt, um das Beste aus jeder einzelnen Bildszene herauszuholen. Der Panasonic Ultra HD Blu-ray Player DP-UB154 ist ab Februar für 159 Euro erhältlich.

Die CES bringt auch die Automobilhersteller zusammen: Immer mehr intelligente Technologien sind im Auto angewendet. Toyota will in einem ungewöhnlichen Angebot an die Konkurrenz sein Fahrassistenzsystem „Guardian“ auch in Fahrzeuge anderer Hersteller bringen. Das kündigte Toyota-Manager Gill Pratt auf der CES an. Er machte keine Angaben zu Konditionen oder dazu, ob Toyota schon im Gespräch mit anderen Unternehmen ist.

Während große Teile der Branche auf Technologien zum komplett autonomen Fahren setzen, investierte Toyota seit Jahren stark in die Entwicklung des „Guardian“-Systems, das mit Hilfe künstlicher Intelligenz den Menschen unterstützen soll. Toyota stellte auch sein neues Testauto für die Entwicklung von Fahrassistenz- und Roboterwagen vor. Der Wagen auf Basis eines Lexus-Modells ist mit zahlreichen Kameras und Sensoren ausgestattet.

Harley-Davidson baut erstmals ein Elektro-Motorrad. Die legendäre Marke, deren Zweiräder sich mit einem charakteristischen Motorsound auszeichnen, springt damit auf den allgemeinen Umschwung der Branche zur Elektromobilität auf. Das Modell LiveWire präsentierte Harley Davidson in Las Vegas zusammen mit dem japanischen Elektronik-Konzern Panasonic, der wichtige Technik unter anderem für die Vernetzung beisteuert. So kann man per Smartphone-App nicht nur den Ladestand prüfen, sondern bekommt auch eine Benachrichtigung, wenn das Motorrad umgestoßen oder bewegt wurde.

Harley-Davidson kämpfte zuletzt mit Absatzproblemen im Heimatmarkt. Das internationale Geschäft wird für die Firma immer wichtiger, während die jüngeren Amerikaner weniger Interesse an den Motorrädern zeigten. So ist das elektrische LiveWire-Modell auch eine Chance, wieder jüngere Käuferschichten anzusprechen.

(gaa/dpa/OTS)
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