Ohrhörer im Test Galaxy Buds 2 - wunderbare Klangwelten mit einem Haken

Düsseldorf · Samsungs Ingenieure haben viel Audio-Know-how in buntes Plastik gegossen: Die neuen Galaxy Buds 2 beeindrucken bei Klang und Komfort. Doch es gibt einen Haken.

 Samsungs Ingenieure haben viel Audio-Know-how in buntes Plastik gegossen: Die neuen Galaxy Buds 2 beeindrucken bei Klang und Komfort.

Samsungs Ingenieure haben viel Audio-Know-how in buntes Plastik gegossen: Die neuen Galaxy Buds 2 beeindrucken bei Klang und Komfort.

Foto: dpa-tmn/Franziska Gabbert

Wow, Veilchenlila - diese Farbe von Samsungs Galaxy Buds 2 ist ein Statement. Neben den Galaxy Buds Pro gibt es mit ihnen nun ein neues Basismodell. Etwas kleiner und leichter gestaltet, haben diese kabellosen Ohrhörer zum Preis von 149 Euro (UVP) fast den Funktionsumfang der großen Pro-Buds. Aber reicht das?

Das Gerät Außen ist das Gehäuse weiß, innen ein Traum aus Veilchenlila, Graphite (also Dunkelgrau), Olive oder glänzendem Weiß; der Kunde kann hier wählen. Die Ohrstöpsel haben eine Form irgendwo zwischen Niere und Tropfen, abgesehen von zwei Mikrofonlöchern ist die Oberfläche nahtlos. Alles chic - wenn man die Farben mag.

In den Stöpseln stecken laut Hersteller Akkus für maximal 3,5 Stunden Telefonieren oder 5 Stunden Musikhören mit aktiver Geräuschunterdrückung (ANC). Der Reserveakku im Kästchen liefert weitere 15 Stunden, ohne ANC sind es noch ein paar Stunden mehr.

 Mal wieder ein Modell mit Tippsteuerung. Sie fällt auch bei den Galaxy Buds 2 teils recht unpräzise aus.

Mal wieder ein Modell mit Tippsteuerung. Sie fällt auch bei den Galaxy Buds 2 teils recht unpräzise aus.

Foto: dpa-tmn/Franziska Gabbert

Für den Alltag sind das realistische Werte, allerdings pro Ladung auch immer gut zwei Stunden weniger als bei den Galaxy Buds Pro. Geladen werden die Ohrhörer per USB-C oder drahtlos. Für den Sound sorgen Zwei-Wege-Töner, die mit AKG entwickelt wurden.

Verbindung Bei der Kopplung mit Samsung-Smartphones heißt es einfach: „Aufklappen und den Anweisungen auf dem Bildschirm folgen“. Die Einstellungen werden dann über die Apps Smart Things oder Samsung Wearable erledigt. Auch andere Geräte mit Android-Betriebssystem müssen die Samsung-App nutzen. Auch mit iOS-Geräten ließen sich die Buds im Test nach einigen Problemen verbinden, dazu später mehr.

Passform/Komfort Die Buds sind leicht (fünf Gramm pro Stöpsel) und fühlen sich im Ohr angenehm an. Es gibt drei verschieden große Silikon-Endstücke, um den Sitz an die Ohrmuschelgröße anzupassen. Obwohl auch die Galaxy Buds 2 „dicht“ sitzen und keinen Kanal zum Druckausgleich haben, hält sich der Verstopfte-Ohren-Effekt stark in Grenzen. Praktisch: Weil sie fast komplett in der Ohrmuschel verschwinden, könnte man sie sogar bequem im Bett tragen.

 Produkt reift beim Kunden nach: Samsung liefert im Testzeitraum zwei Updates für die Buds.

Produkt reift beim Kunden nach: Samsung liefert im Testzeitraum zwei Updates für die Buds.

Foto: dpa-tmn/Franziska Gabbert

Bedienung Tippen, drücken, gedrückt halten – und das alles auf der glatten Oberfläche der Buds, sie ist berührungsempfindlich. Das klappt ganz gut, ist aber gewöhnungsbedürftig, weil man anfangs oft daneben oder zu fest tippt. Dann dröhnt es unangenehm. Über Samsungs Wearable-App lassen sich auf Wunsch wenige weitere Steuerkommandos festlegen - etwa per längerem Fingertipper lauter und leiser stellen. Praktisch: Ein Passtest ermittelt, ob die Buds richtig sitzen.

Klang Der erste Eindruck mit verbundenem Samsung-Testgerät: Wow. So viel Klang, so viele Details, so viel Bass. Das wird besonders bei Musikstreaming-Diensten mit HD-Audio und verlustfreier Komprimierung (Lossless) deutlich. Zweiter Eindruck: Immer noch Wow. Diese Ohrstöpsel klingen wirklich gut.

  Rausnehmen, verbinden, in die Ohren damit. Die Einrichtung der Galaxy Buds 2 ist denkbar einfach.

 Rausnehmen, verbinden, in die Ohren damit. Die Einrichtung der Galaxy Buds 2 ist denkbar einfach.

Foto: dpa-tmn/Franziska Gabbert

Besonders bei neueren Songs kommen die Buds 2 zur Geltung, aber auch neu abgemischte ältere Songs werden zum Hörgenuss. Ein Beispiel: Vivaldis „Vier Jahreszeiten“, recomposed by Max Richter. Spielt man hingegen eine uralte, von CD importierte MP3-Datei ab, klingt das nicht mehr so gut. Apropos nicht so gut: Im Test klangen die Ohrhörer mit verbundenem Samsung-Smartphone besser als mit einem iPhone.

Spatial Audio, also virtuelle 3D-Soundeffekte mit Klangveränderung je nach Position der Hörerinnen und Hörer beherrschen die Galaxy Buds 2 noch nicht. Hier hat Apple mit seinen Airpods Pro und Max aktuell die Nase vorne. Zum Telefonieren taugen die Galaxy Buds 2 ebenfalls. Gesprächspartner berichten über keinerlei Störgeräusche, die Klangqualität ist fast durchweg gut, Aussetzer blieben eine Ausnahme.

 Über die App Samsung Wearable lassen sich die Galaxy Buds 2 unter Android gut konfigurieren.

Über die App Samsung Wearable lassen sich die Galaxy Buds 2 unter Android gut konfigurieren.

Foto: dpa-tmn/Franziska Gabbert

Weitere Funktionen Hi, Bixby! Ja, die Buds bringen Samsungs Sprachassistenten Bixby ins Ohr - wenn man denn möchte. Wer gerne mit seinem Telefon spricht, kann so einige Funktionen per Sprachbefehl kontrollieren. Nach wie vor muss man für die meisten Antworten das Telefon ohnehin aus der Tasche holen. Der Nutzen hält sich also in Grenzen.

Darüber hinaus bieten die Galaxy Buds 2 drei verschiedene Klangmodi:

 Anders als viele Ohrstöpsel von Mitbewerbern schauen die Galaxy Buds 2 kaum aus dem Ohr heraus.

Anders als viele Ohrstöpsel von Mitbewerbern schauen die Galaxy Buds 2 kaum aus dem Ohr heraus.

Foto: dpa-tmn/Franziska Gabbert

 - ANC: Die aktive Geräuschunterdrückung funktioniert gut und sperrt etliche Geräusche aus, vom laut tippenden Büronachbarn über ratternde U-Bahnen bis zum tropfenden Wasserhahn. Zwei Mikrofone außen erfassen Umgebungsgeräusche, die Chips im Inneren der Buds filtern den Lärm.

- Aus: Der einst übliche Modus für Kopfhörer. Hier spielen die Buds einfach Musik ab.

 Knapp 4,5 Stunden halten die Buds mit einer Batterieladung. Dann müssen sie zum Aufladen in die Box.

Knapp 4,5 Stunden halten die Buds mit einer Batterieladung. Dann müssen sie zum Aufladen in die Box.

Foto: dpa-tmn/Franziska Gabbert

- Umgebungsgeräusch: Hier werden Umgebungsklänge durchgeleitet, damit man noch etwas von der Außenwelt mitbekommt. Es gibt für die Lautstärke der durchgereichten Geräusche drei Einstellungen von niedrig bis hoch. Dieser Transparenzmodus klappt überraschend schlecht, vielfach bekommt man von der Umwelt trotzdem wenig mit. Und was durchklingt, hört sich irgendwie künstlich und aufbereitet an.

Der Haken Die Galaxy Buds 2 können nur mit Samsung-Geräten oder anderen Androiden und der Samsung-Wearable-App ihr Potenzial ausspielen. Unter iOS gibt es bislang eine reine Bluetooth-Anbindung. Alle Feineinstellungen wie Equalizer, Gestensteuerung, Sprachassistent oder Passtest gibt es nicht. Die Galaxy-Buds-App für iOS unterstützt die Galaxy Buds 2 noch nicht. Bleibt also nur der halbe Spaß.

 Ein kleines Kästchen und zwei Ohrstöpsel in diskussionswürdigen Farben - Samsungs Galaxy Buds 2.

Ein kleines Kästchen und zwei Ohrstöpsel in diskussionswürdigen Farben - Samsungs Galaxy Buds 2.

Foto: dpa-tmn/Franziska Gabbert

Wer braucht das? Samsung- und Android-Nutzer, die unauffällige, komfortable Ohrstöpsel mit meist ziemlich brillantem Klang wollen. Verarbeitungsqualität, Passform und Akkulaufzeit gehen in Ordnung. Der Preis von knapp 100 Euro aufwärts ist verglichen mit der Konkurrenz auch nicht zu hoch. Samsung-Smartphone-Nutzer profitieren vom Zusammenspiel der Geräte.

Für iOS-Nutzer sind sie momentan keine gute Wahl - denn Apples eigene Airpods oder die jüngst vorgestellten Beats Studio Pro verstehen sich einfach viel besser mit iOS. Auch Googles Pixel Buds A Series spielen ohne Murren mit iPhones. Vielleicht bessert Samsung hier ja noch nach.

(csr/dpa)
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