Finnen bleiben hinter Apple zurück Nokia verkauft weniger Smartphones

Espoo/Berlin (RPO). Der finnische Handyhersteller Nokia hat im profitablen Geschäft mit Smartphones die Marktführerschaft erstmals an Apple verloren. Im zweiten Quartal verkaufte der Konzern nach Angaben vom Donnerstag mit 16,7 Millionen Stück 31 Prozent weniger Oberklasse-Handys als noch zwischen Januar und März.

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Der US-Konkurrent hatte dagegen jüngst ein Rekordquartal mit mehr als 20 Millionen verkauften iPhones gemeldet. Zudem dürfte Nokia auch vom koreanischen Anbieter Samsung mit dessen Handys auf Basis des Google-Betriebssystems Android überrundet worden sein.

Daneben verkaufte Nokia mit 71,8 Millionen Stück auch 15 Prozent weniger Standard-Mobiltelefone als noch im Vorquartal. Der Umsatz der wichtigsten Konzernsparte Devices & Services brach so im Jahresvergleich um 20 Prozent auf 5,5 Milliarden Euro ein. Für den Gesamtkonzern wiesen die Finnen im zweiten Vierteljahr einen Nettoverlust von 368 Millionen Euro bei einem um sieben Prozent geringeren Umsatz von 9,3 Milliarden Euro aus. Im Vorjahreszeitraum war noch ein Gewinn von 227 Millionen Euro erreicht worden.

Die Herausforderungen seien während der Transformationsphase im zweiten Quartal "größer als gedacht" gewesen, sagte Nokia-Chef Stephen Elop. Er zeigte sich aber zuversichtlich, dass die Gegenmaßnahmen einen ersten positiven Einfluss gezeigt hätten. Zudem profitierte Nokia im abgelaufenen Quartal finanziell auch von Apple: Der Konzern vermeldete einmalige Lizenzzahlungen von 430 Millionen Euro. Diese dürften vor allem aus einem gewonnenen Patentstreit mit den Amerikanern stammen.

"Wende nicht vor Mitte 2012"

"Das zweite Quartal sollte die Talsohle für Nokia gewesen sein", sagte Analystin Carola Milanesi vom Marktforscher Gartner der Nachrichtenagentur dapd. "Ich glaube aber nicht, dass die grundlegende Wende vor Mitte nächsten Jahres kommt."

Anfang 2011 hatte Nokia verkündet, Smartphones nur noch mit dem Betriebssystem Windows Phone 7 von Microsoft auszustatten. Elop - selbst ein ehemaliger Microsoft-Manager - hatte dafür die eigenen Systeme Symbian und MeeGo beerdigt. Nun braucht der Konzern Zeit, Produkte für die neue Software zu entwickeln. Bis sie in den Handel kommen, dürfte Nokia weiter an Marktanteil verlieren, sagte Milanesi.

Die Börse reagierte dennoch positiv auf die Zahlen: Zwischenzeitlich legte die Nokia-Aktie um mehr als sieben Prozent auf 4,40 Euro zu, gab im Verlauf aber wieder nach. Seit einer Gewinnwarnung Ende Mai hat das Papier rund ein Drittel seines Werts eingebüßt.

Das Gemeinschaftsunternehmen Nokia Siemens Networks (NSN) verfehlte die Erwartungen. Zwar stieg der Umsatz im Quartal um 20 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro, allerdings schrumpfte der nicht nach dem international üblichen Standard IFRS bilanzierte Betriebsgewinn um 22 Prozent auf 40 Millionen Euro.

(AP/jre)
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