Zusammenarbeit mit Microsoft angekündigt Mit Windows will Nokia aus der Krise

Helsinki (RPO). Über eine enge Kooperation mit dem Softwarenriesen Microsoft will der finnische Handy-Hersteller Nokia den Abwärtstrend stoppen. Nokia kündigte am Freitag an, in den Smartphones werde als Betriebssystem künftig vorranig Windows Phone 7 zum Einsatz kommen.

 Nokia-Chef Stephen Elop räumte Schwierigkeiten bei dem finnischen Konzern ein.

Nokia-Chef Stephen Elop räumte Schwierigkeiten bei dem finnischen Konzern ein.

Foto: LEHTIKUVA, AFP

Wann das erste dieser Geräte auf den Markt kommt, sagte Nokia-Chef Stephen Elop bei der Vorstellung der neuen Strategie allerdings nicht.

Damit arbeiten nun zwei Unternehmen eng zusammen, die beide zuletzt Mühe hatten, mit den rasanten Entwicklungen im Mobilfunkmarkt Schritt zu halten. Nokias dominante Führung ging in den vergangenen Jahren immer mehr verloren, vor allem bei den populären Smartphones haben mit Apple und Google längst andere das Sagen.

Microsoft konnte mit Windows Phone 7 erst im Oktober vergangenen Jahres ein konkurrenzfähiges Betriebssystem präsentieren, das sich am Markt noch durchsetzen muss. Analysten zufolge profitiert Microsoft aber mehr von der Kooperation als Nokia.

Für die Finnen ist die Nutzung eines fremden Betriebssystems ein echter Einschnitt, kamen bislang doch Eigenentwicklungen zum Einsatz. Vor Analysten betonte Elop, dass die beiden eigenen Betriebssysteme Symbian und MeGoo nicht aufgegeben würden. Symbian läuft derzeit auf 200 Millionen Geräten, weitere 150 Millionen kämen in der nächsten Zeit noch hinzu, sagte Elop.

Bei Nokia brennt es

Elop hatte die Mitarbeiter schon auf den bevorstehenden Einschnitt vorbereitet. Firmenintern soll er erklärt haben, Nokia gleiche einer brennenden Ölbohrinsel, bei der "mehr als eine Explosion das Feuer um uns herum anfacht".

Ziel der Kooperation ist es nun, Marktanteile von Googles Android-System und Apples iPhone zurückzuerobern. Die Erklärung hatte auf die Börse zunächst keinen positiven Einfluss. Die Nokia-Aktie gab in Helsinki rund neun Prozent nach.

Der Analyst Neil Mawston von Strategy Analytics erklärte, der große Gewinner der Partnerschaft sei Microsoft. Es habe nun den größten Hardware-Hersteller der Welt auf seiner Seite. Bei Nokia bleibe die Unsicherheit, was aus dem eigenen Betriebssystem Symbian werde. Er erwarte, dass es in den nächsten zwei Jahren allmählich auslaufen werde und "komplett oder zumindest weitgehend durch Windows Phone" ersetzt werde.

Immer noch größter Handyhersteller der Welt

Nokia ist immer noch der weltweit größte Handyhersteller mit 432 Millionen verkauften Geräten im vergangenen Jahr. Das ist drei Mal mehr als die drei nächsten Rivalen zusammen geschafft haben. Allerdings ging der Marktanteil von 41 Prozent 2008 auf 31 Prozent im letzten Quartal von 2010 zurück.

Viel schwerer wiegt aber, dass die Finnen zuletzt wenig innovativ waren. Der Standard bei den Smartphones ist das iPhone von Apple, bei den Geräten für Geschäftskunden gibt Research In Motion mit seinen BlackBerrys den Ton an. Und für alle die Hersteller, die Jagd auf das iPhone machen wollen, ist inzwischen das Betriebssystem Android von Google erste Wahl. So konnte Android im letzten Quartal 2010 erstmals Symbian als führendes Smartphone-Betriebssystem überholen.

Veränderungen bei Nokia unausweichlich

"Nokia befindet sich an einem kritischen Punkt, wo eine bedeutende Veränderung notwendig und unausweichlich ist", erklärte Elop. Nokia sei deshalb die strategische Partnerschaft mit Microsoft eingegangen. Das, was beide Konzerne einbringen könnten, ergänze sich. Nokia werde helfen, Windows Phone mit seiner Erfahrung bei der Hardwareanpassung und Software-Optimierung voranzutreiben.

Die Erfahrung von Nokia bei den Kartendiensten werde wiederum bei Microsoft einfließen. Nokia Maps werde zum Kern von Bing von Microsoft werden.

Ab 1. April wird Nokia auch eine neue Unternehmensstruktur bekommen, wie es weiter hieß. Es wird zwei eigenständige Bereiche geben: "Smart Devices" soll sich um die Weiterentwicklung von Smartphones und die Zusammenarbeit mit Microsoft kümmern. Die Abteilung "Mobile Phones" soll den Massenmarkt bedienen und preisgünstige Geräte für den Internetzugang "für die nächste Milliarde" Nutzer liefern.

(AFP/RTR/apd/jre)
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