US-Konzern kündigt Strategiewechsel an Microsoft lässt sich in die Karten schauen

Redmond (RPO). Microsoft will seine Informationspolitik transparenter gestalten. Der US-Konzern, der stets seine Entwicklungen zum Geheimnis machte, will auf diese Weise künftig mehr mit konkurrierenden Anbietern zusammenarbeiten. Die EU-Kommission reagierte skeptisch auf die Ankündigung.

 Der US-Konzern Microsoft will seine Strategie wechseln.

Der US-Konzern Microsoft will seine Strategie wechseln.

Foto: AP, AP

Unternehmenschef Steve Ballmer kündigte am Donnerstag in einer Telefonpressekonferenz an, die Firma wolle "eine bedeutende Menge" technischer Spezifikationen offenlegen, die vielen ihrer erfolgreichen Programme zugrundliegen. Durch sogenannte offene Quellcodes solle die Software leichter zugänglich gemacht werden. Experten sagten in ersten Reaktionen, Microsoft reagiere mit dem Schritt nur auf den Druck, der zum Beispiel durch Verurteilungen in der EU ohnehin entstanden sei.

"Dies sind bedeutende Schritte und Veränderungen dabei, wie wir Informationen über unsere Produkte und Technologien mitteilen", sagte Ballmer. "Unser Ziel sind größere Austauschmöglichkeiten, sowie mehr Gelegenheiten und Auswahl für Kunden und Entwickler in der gesamten Industrie, indem wir unsere Produkte offener machen und mehr Informationen über unsere Technologien preisgeben", fügte Ballmer hinzu. Der Schritt zu mehr Offenheit ist Experten zufolge Zeichen eines Generationswechsels bei dem Software-Giganten, wo die erste, eifersüchtig über intellektuelles Eigentum wachende Generation von jüngeren Fachleuten abgelöst wird.

Analysten weisen aber auch auf die Verurteilung Microsofts in der EU hin, die den Konzern aufgrund seiner Abschottung wegen unlauteren Wettbewerbs belangte. "Es hat schrittweise Veränderungen in Microsofts Denken gegeben, die durch die EU einen bedeutenden Anstoß bekommen haben", sagte der Experte Rob Enderle der Nachrichtenagentur AFP. Der Entscheidung vom Donnerstag lägen Druck von Kundenseite und zahlreiche erfolglose Versuche zugrunde, die EU zufriedenzustellen.

Die neuen Prinzipien sollten für die meistverkauften Programme der Firma gelten und den Vorschriften der EU gerecht werden, sagte Microsoft-Syndikus Brad Smith während der Telefonkonferenz. "Microsoft unternimmt alle notwendigen Schritte, um sicherzustellen, dass wir dem europäischen Recht voll entsprechen", sagte Smith. Um seinen guten Willen gleich unter Beweis zu stellen, veröffentlichte Microsoft 30.000 Seiten Dokumentation über sein Betriebssystem Windows, das auf 90 Prozent der Computer weltweit genutzt wird.

Die EU-Kommission reagierte verhalten auf die Ankündigung. Sie habe die "Absicht" des Konzerns "zur Kenntnis genommen", die Vereinbarkeit seiner Software mit Konkurrenzprodukten zu verbessern. "Die Ankündigung hat aber nichts damit zu tun, ob Microsoft in der Vergangenenheit gegen das EU-Kartellrecht in diesem Bereich verstoßen hat", fügte die Brüsseler Behörde hinzu. Microsoft war 2004 von der EU zu einer Strafe von 500 Millionen Euro verurteilt worden, weil es seine führende Marktposition unlauter ausgenutzt habe.

Durch offene Quellcodes können Computernutzer Microsoft-Programm für den eigenen Gebrauch umschreiben. Wenn sie die so entstandene Software weitervermarkten wollten, müssten sie allerdings Provision an den Konzern entrichten, sagte Ballmer.

(ap)
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