Internet der Dinge Eine SIM-Karte für die smarte Mülltonne

Düsseldorf · Immer mehr Dinge werden smart: die Laterne, die Mülltonne, das Auto. Möglich macht das unter anderem das Kölner Unternehmen „1nce“. Das können die schlauen SIM-Karten.

 SIM-Karten vernetzen nicht nur Handys, sondern auch Mülltonnen.

SIM-Karten vernetzen nicht nur Handys, sondern auch Mülltonnen.

Foto: dpa, Bernd Thissen

Auf dem Telekommunikationsmarkt gibt es einen neuen Player. Ja genau: Player, nicht Spieler. Denn die Macher des Mobilfunkproviders „1nce“ (Once) nennen sich selbst „IoT-Natives“, mit deren Hilfe Unternehmen ihrer „Devices“ durch „Connectivity“ smart machen können. Sie bieten eine „Flatrate“ an, nach deren Kauf sofort „Plug and Play“ möglich ist, und an vielen Stellen „Walk-by-Lösungen“ überflüssig werden. Doch was macht dieses Unternehmen überhaupt, außer „Denglisch“ zu sprechen?

Kurz gesagt: Sie verkaufen SIM-Karten. Allerdings nicht für Smartphones, sondern für intelligente Gegenstände, die zum „Internet of Things“ (IoT) gehören, zu Deutsch: Internet der Dinge. Das ist ein Sammelbegriff für all jene Alltagsgegenstände, die ursprünglich nicht mit dem Internet verbunden sind, jetzt aber damit vernetzt werden können. Ein Beispiel: Normalerweise weiß der Kühlschrank nicht, dass die Milch leer ist – der smarte Bruder aber schon. Und der bestellt dann eigenständig Nachschub.

Für den heimischen Kühlschrank haben die Macher des erst ein Jahr alten Unternehmens allerdings keine Lösung parat. „Unser Produkt richtet sich ausschließlich an Geschäftskunden“, sagt Arne Aßmann, Leiter des Bereichs Strategie & Business Development. Das Angebot von „1nce“ richtet sich demnach an Unternehmen, die ihre Gegenstände mit dem Internet verbinden wollen. „Unsere SIM-Karte lässt sich fast überall einbauen“, sagt Aßmann. Wichtig: „1nce“ stellt weder das Gerät selbst noch die Software, mit der es smart wird, zur Verfügung. „1nce“ kümmert sich durch die SIM-Karte nur um die Datenverbindung: die „Connectivity“. Interessenten an einer Gesamtlösung könne man durchaus einen verlässlichen Partner empfehlen.

Und was bringt das alles? „Sowohl für Unternehmen als auch für Verbraucher macht es das Leben leichter“, sagt Aßmann. Wenn zum Beispiel die Straßenlaterne ausfällt, erfährt der Betreiber das sofort, weil die Laterne über die SIM-Karte von „1nce“ mit dem Internet verbunden ist und den Defekt selbst meldet. So würden Kontrollfahrten („Walk-by-Lösungen“) überflüssig und es müsste nur bei Bedarf eine Wartung erfolgen. „Und die Anwohner müssen nicht mehr selbst anrufen, wenn eine Laterne kaputt geht. Der Betreiber weiß es schon, kann den Defekt beheben und der Bürgersteig ist schneller wieder beleuchtet“, sagt Aßmann.

Ähnlich funktioniere das System auch bei Mülltonnen. Anstatt einen festen Abfuhrkalender zu haben, können Mülltonnen als Teil des Internets der Dinge einfach selbst Bescheid geben, wenn sie voll sind. Ein anderes Anwendungsfeld sind smarte Zähler für Strom, Gas und Wasser. „Die Geräte können den Stand eigenständig an den Betreiber durchgeben. So muss niemand extra zum Ablesen vorbei kommen“, sagt Aßmann. „1nce“ habe schon Kunden aus verschiedenen Branchen: Ob Industrie, Logistik, Gesundheit oder auch Leihwagenfirmen. Einmal eingelegt, funktioniere die Verbindung per SIM-Karte sofort („Plug and Play“).

Um die Einrichtung solcher Systeme für Unternehmen leichter und interessanter zu machen, hat „1nce“ als erster Provider überhaupt eine Flatrate für das Internet der Dinge im Angebot. Zehn Euro kostet ein Vertrag über zehn Jahre – so lange sei der ungefähre Lebenszyklus der meisten smarten Dinge. Für diesen Zeitraum stehen pro SIM-Karte 500 Megabyte zur Verfügung. Das hört sich erst mal wenig an, ist das Datenvolumen bei den meisten Handy-Verträgen trotz kürzerer Laufzeit deutlich höher. „Ein Gerät guckt aber keine Videos“, sagt Aßmann. Im Internet der Dinge werden häufig nur sehr kleine Datenmengen übertragen.

Trotzdem braucht es ein stabiles Netz, um zu gewährleisten, dass die smarten Dinge jederzeit und überall mit dem Internet verbunden sind. Deshalb arbeitet „1nce“ mit der Telekom zusammen und nutzt Kapazitäten des großen Telekommunikationsunternehmens, das auch an „1nce“ beteiligt ist. Die Kölner legen allerdings großen Wert darauf, dass sie eigenständig sind. Trotzdem profitiere man natürlich davon, mit einem marktführenden Netzbetreiber zusammenzuarbeiten – oder wie die neuen Player von „1nce“ die Telekom nennen: „Tier-1-Operator“.

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