Bill Gates zieht sich zurück High-Tech-Ikone, angefeindeter Monopolist und Wohltäter

San Francisco (RPO). Er ist einer der reichsten Menschen der Welt. Er ist das Gesicht des Computerkonzerns Microsoft. Und er musst sich oft vorwerfen lasen, seine Monopolstellung zu missbrauchen. Jetzt will sich der 52-jährige Unternehmensgründer Bill Gates zurückziehen und sich ganz wohltätiger Arbeit widmen.

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Es ist schwer zu glauben, dass Bill Gates künftig nicht mehr Microsoft sein soll und Microsoft nicht mehr Bill Gates. Doch der 52-Jährige will sich tatsächlich aus dem von ihm gegründeten Computerkonzern zurückziehen. Am Freitag ist offiziell sein letzter Arbeitstag am Microsoft-Sitz in Redmond. "Es könnte komisch werden", ahnte der Multimilliardär schon im voraus. Doch dass er nun nicht wisse, was er den lieben langen Tag tun werde, war nur ein Witz: Gates will sich künftig ganz für die Stiftung engagieren, die er mit seiner Frau Melinda gründete und die unter anderem kranken Kindern in Afrika hilft.

"Ich glaube, dass mit dem Geschenk des großen Wohlstands eine große Verantwortung kommt", sagte Gates, mit einem Vermögen von geschätzten 58 Milliarden Dollar drittreichster Mann der Welt. Auf den Punkt brachte es seine Frau: "Wem, wie uns beiden, viel gegeben wurde, der soll auch viel zurückgeben." Über die mit rund 30 Milliarden Dollar ausgestattete Stiftung führt das Ehepaar bereits seit Jahren einen weltweiten Kampf für bessere Ausbildungschancen und gegen Krankheiten wie Aids, Malaria oder Tuberkulose.

Mit jungenhaftem Grinsen zum reichsten Mann der Welt

Gates Engagement als Wohltäter brachte ihm auch einen bedeutenden Imagegewinn. Denn der 52-Jährige, der mit seinem jungenhaften Grinsen, seiner runden Brille und legeren Kleidung immer noch ein wenig aussieht wie der Student, als der er vor drei Jahrzehnten seine beispiellose Karriere begann, war nicht immer beliebt. Mehr als einmal wurde Microsoft vorgeworfen, seine Monopolstellung zu missbrauchen. Die Wettbewerbsbehörden haben seit langem ein wachsames Auge auf Gates' Unternehmen. Denn trotz erstarkter Konkurrenz dominiert das von ihm entwickelte Betriebssystem Windows noch immer die Computerwelt.

Schon früh entdeckte Gates seine Leidenschaft fürs Programmieren - an einer Privatschule im US-Westküstenstaat Washington erlernte der ebenso hochbegabte wie eigenwillige Sohn eines Anwalts und einer Lehrerin die Computersprache BASIC, die er rasch meisterhaft beherrschte. Während des Studiums an der Eliteuniversität Harvard entwickelte Gates dann mit seinem Schulfreund Paul Allen eine Software für den Heimcomputer Altair 8800 - der Durchbruch. Gates schmiss das Studium und widmete sich ganz seiner Firma Microsoft. Schon wenige Jahre danach gelang ihm der große Coup, als er dem Computerriesen IBM das Betriebssystem MS-DOS lieferte.

Mit 31 Jahren wurde Gates so zum reichsten Mann der USA. In den Folgejahren entwickelte Microsoft dann für das rasch expandierende Computergeschäft immer weiter Betriebssysteme, die auch weniger versierten Benutzern die Arbeit mit dem Computer erleichtern sollten. Heute laufen 90 Prozent aller Computer weltweit mit einer Software von Microsoft.

Der Riese aus Redmond

Doch der Riese aus Redmond hat auch so manchen Trend verschlafen - vor allem das Internet. Konkurrent Google ist schon längst keine Suchmaschine mehr und liegt heute mit weitem Abstand vorn im lukrativen Geschäft mit Werbeanzeigen im Netz. Der Kauf von Yahoo, mit dem Microsoft aufzuschließen hoffte, schlug fehl - trotz der zuletzt 47 Milliarden Dollar, die Microsoft zu zahlen bereit war. Den Markt der digitalen Musik wiederum beherrscht Apple mit seinem Kultprodukt iPod. Und immer mehr Firmen und Behörden entdecken als Alternative zu Windows das kostenlose Betriebssystem Linux, das in der offenen Zusammenarbeit von Softwareexperten rund um den Globus weiterentwickelt wird.

Gates, der den Posten an der Konzernspitze schon vor sechs Jahren an seinen Studienfreund Steve Ballmer abgegeben hat, hinterlässt also eine Menge Arbeit. Bei wichtigen Entscheidungen aber wird er auch weiterhin "da sein" für Ballmer, wie der im Mai sagte. "Ich frage dann Bill, meinen Freund und Kollegen. Er ist eine außergewöhnliche Stütze."

(afp)
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