Neuregelung gilt ab Juli Handykosten im EU-Ausland deutlich billiger

Brüssel · Rechtzeitig zu Beginn der Sommerferien sinken die Gebühren für grenzüberschreitendes Telefonieren und Internetsurfen per Handy in der EU - und zwar deutlich. Die Neuregelung verabschiedete das Europaparlament am Donnerstag in Brüssel. Auch für die kommenden zwei Jahre legten die Abgeordneten weiter sinkendende Preis-Obergrenzen fest.

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Anrufe per Handy aus dem EU-Ausland in andere Länder der EU dürfen ab Juli für Kunden mit deutschen Handyverträgen nicht mehr als 35 Cent pro Minute kosten. Bislang sind es 42 Cent inklusive der Mehrwertsteuer. Die Kosten für ankommende Anrufe sinken dann von 13 auf zehn Cent. Eine Kurzmitteilung aus dem Ausland kostet dann statt 13 Cent noch höchstens elf Cent. Der Empfang von SMS ist im Ausland kostenlos.

Die neuen Obergrenzen für Gebühren treten zum 1. Juli in Kraft. Deutlich günstiger wird dann auch das Datenroaming, also die Preise fürs Internetsurfen im Ausland. Die Gebühr pro Megabyte darf nur noch 83 Cent betragen. Bislang gab es für grenzüberschreitendes Datenroaming gar keine Obergrenze. Nach Angaben des Europaparlaments beträgt der durchschnittliche Preis derzeit rund drei Euro pro Megabyte.

Zudem werden die Anbieter verpflichtet, ihre Kunden vor Rechnungsschocks zu warnen - auch bei Reisen außerhalb der EU, soweit dies technisch möglich ist. Ab 1. Juli erhalten Handynutzer eine SMS, wenn sich ihre Datenroaming-Rechnung der Grenze von knapp 60 Euro nähert. Bei 60 Euro wird die Verbindung gekappt - es sei denn, der Kunde entscheidet sich für eine höhere Grenze.

Bis Sommer 2014 sollen die Kosten für die Verbraucher schrittweise weiter abgesenkt werden. Ab Juli 2013 dürfen Anrufe vom Handy ins EU-Ausland nur noch maximal 29 Cent pro Minute betragen, ab Juli 2014 dann nur noch 23 Cent. Für eingehende Gespräche sollen ab Juli kommenden Jahres noch maximal acht Cent anfallen, ein Jahr später nur noch sechs Cent.

Eine Kurzmitteilung darf innerhalb der EU ab Juli 2013 noch zehn, ab Juli 2014 nur noch sieben Cent Cent kosten. Die Gebühren fürs Datenroaming werden besonders drastisch gekappt: ab Juli 2013 auf 54 Cent pro Megabyte, ab Juli 2014 auf 24 Cent.

Ab Mitte 2014 sollen Verbraucher außerdem die Möglichkeit erhalten, für das Roaming im Ausland einen anderen Anbieter zu wählen. Dieser Wechsel zu einem dann womöglich günstigeren Tarif muss den Vorschriften zufolge kostenlos sein. Ihre Rufnummer behalten die Kunden dabei.

Damit werde "endlich mehr Konkurrenz in die Märkte kommen", erklärte die CSU-Abgeordnete Angelika Niebler, die als Berichterstatterin des Parlaments den Kompromiss mit dem Rat maßgeblich aushandelte. Ziel sei es, die "Abzocke beim Roaming" zu beenden. Vor allem beim mobilen Datendownload seien die Tarife heute oft "astronomisch hoch und sachlich überhaupt nicht gerechtfertigt."

Die Vertreter der Linken im Europaparlament hatten ein sofortiges Ende der Roaming-Gebühren gefordert, sich damit aber nicht durchsetzen können. Immerhin forderte das Parlament die EU-Kommission auf, bis spätestens 2016 für die Abschaffung des Roaming zu sorgen - falls sich die Tarife bis dahin nicht den nationalen Gebühren angeglichen haben. Roaming sei im EU-Binnenmarkt genauso überholt wie Zölle und höhere Gebühren für Überweisungen ins EU-Ausland, betonte der SPD-Abgeordnete Norbert Glante.

(AFP)
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