Show am Dienstagabend Apple stellt Neuheiten vor - neues iPhone erst später

Düsseldorf · Apple stellt am Dienstag neue Produkte vor. Diesmal ist aber nicht - wie um diese Zeit üblich - mit neuen iPhone-Modellen zu rechnen. Dafür wird wohl eine neue Apple Watch vorgestellt - in dem Segment ist der Konzern aus Cupertino die Nummer eins.

 Im September 2019 wurde die Apple Watch 5 vorgestellt. Sie dürfte nun einen Nachfolger bekommen.

Im September 2019 wurde die Apple Watch 5 vorgestellt. Sie dürfte nun einen Nachfolger bekommen.

Foto: dpa/Tony Avelar

Die nächste Generation der Apple-Telefone wird nach Verzögerungen durch die Corona-Krise erst im Oktober erwartet. Auf dem besucherlosen Event im Apple Park in Cupertino (Kalifornien), das ab 19 Uhr live im Web übertragen wird, sollen stattdessen neue Modelle der Computer-Uhr Apple Watch vorgestellt werden.

Neben einem neuen Modell mit zusätzlichen Funktionen erwarten Experten auch ein Einsteigermodell, mit dem Apple vor allem gegen preiswertere Fitness-Bänder antreten will.

Branchenbeobachter erwarten außerdem ein aufgefrischtes Modell des Tablet-Computers iPad Air. Im Gespräch sind zudem eine kleinere Version des HomePod-Lautsprechers und neue Kopfhörer-Modelle.

Das iPhone soll in diesem Jahr erstmals für den superschnellen 5G-Datenfunk gerüstet sein, nachdem Apple die Streitigkeiten mit dem Modem-Spezialisten Qualcomm beigelegt hatte. Außerdem wird von Apple noch in diesem Jahr ein erstes Modell der Mac-Computer mit Prozessoren aus eigener Entwicklung statt den bislang verwendeten Intel-Chips erwartet.

Apple Watch 4 im Test - neue Gesundheits- und Fitnessfunktionen
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Apple Watch 4 im Test - neue Gesundheits- und Fitnessfunktionen

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Foto: dpa-tmn/Franziska Gabbert

Apple beherrscht den Smartwatch-Markt

Bei der Präsentation der ersten Apple Watch wurde die Computeruhr von manchen Beobachtern noch als Gimmick für Nerds belächelt. Sechs Jahre später hat sie mit ihren Fitness- und Gesundheitsfunktionen eine große Nutzer-Basis gewonnen.

Im Wettlauf um die Vorherrschaft im Smartwatch-Markt kam Apple der Umstand zugute, dass viele Käufer ein iPhone oder andere Geräte von Apple besitzen. Sie lassen sich untereinander einfacher verknüpfen als Geräte von unterschiedlichen Herstellern aus dem Android-Lager. Dieser Vorteil schlug sich auch in der Apple-Bilanz nieder.

Die Absatzzahlen der Apple Watch kommuniziert der Konzern zwar nicht, auch der Umsatz in Dollar wird in einer größeren Sparte versteckt. Es gibt aber zuverlässige Schätzungen: Der als treffsicher geltende Analyst Neil Cybart von AboveAvalon hat im Vorfeld des anstehenden Apple Events berechnet, dass inzwischen 103,2 Millionen Geräte verkauft wurden. Im Weihnachtsquartal 2018 wurde demnach erstmals die Schwelle von zehn Millionen Stück überschritten, ein Jahr später lagen 13,8 Millionen Apple Watches unter dem Weihnachtsbaum.

Apple Watch Series 3 - die neue Freiheit mit LTE
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Der Boom der Apple Watch hat auch damit zu tun, dass der Konzern sich auf bestimmte Themen fokussierte, die bei den Anwendern besonders viel Anklang fanden: Benachrichtigungen, Navigation und Fitness/Gesundheit. So verpasst man nicht mehr eine wichtige Nachricht eines bestimmten Absenders oder die nächste Abfahrt auf der Autobahn, die man gleich nehmen muss. Seit der dritten Generation kann die Uhr dank LTE-Funk auch ohne iPhone ins Internet und Telefonate entgegennehmen, ohne dass der Akku sofort leergesaugt ist.

Als Clou erwies sich aber vor allem die Entscheidung von Konzernchef Tim Cook, das Fitness- und Gesundheitsangebot der Computeruhr in den Vordergrund zu stellen und auszubauen. Cook, der regelmäßig morgens um fünf Uhr im heimischen Fitnesstudio steht, sorgte nicht nur dafür, dass die Apple Watch Bewegungen und sportliche Aktivitäten des Besitzers erfasst.

Seit der vierten Auflage (2018) kann die Apple Watch auch Herzrhythmusstörungen erkennen, ein einfaches EKG aufzeichnen und Stürze registrieren. Das Modell aus dem Herbst 2019 erhielt einen Bildschirm, der ständig leuchtet, statt nur beim Heben des Handgelenks. Parallel senkte Apple den Preis älterer Modelle.

Nach Berechnungen des Marktforschungsinstituts Strategy Analytics dominiert Apple mit einem Marktanteil von 55,5 Prozent (Absatz) die gesamte Branche, gefolgt von Samsung (13,9 Prozent) und Garmin (8,0 Prozent). In den Top-3 taucht der Smartwatch-Pionier Fitbit gar nicht mehr auf, der für rund zwei Milliarden Dollar von Google übernommen werden soll - wenn die Wettbewerbshüter grünes Licht geben.

Der Milliardendeal zeigt aber auch, dass Google das Segment noch nicht aufgegeben hat. Samsung setzt im Wettlauf mit Apple allerdings nicht auf das Google-System Android Wear, sondern auf die eigene Software Tizen. Dass der chinesische Technologie-Riese Huawei bei seinen Smartwatches auch auf ein eigenes System setzt, zeigt, dass Google bei seiner Aufholjagd mit WearOS gegenüber Apple aktuell nicht auf viel Unterstützung außerhalb des Geschäfts mit sogenannten Fashion-Uhren von Anbietern wie Fossil zählen kann.

Immerhin setzen die Wettbewerber inzwischen auch bei den Funktionen Akzente, die man bei Apple bislang vergeblich sucht. So glänzt die Huawei Watch GT 2 Pro mit einer Batterie-Laufzeit von rund zehn Tagen, während die Apple Watch nach gut einem Tag wieder aufgeladen werden muss. Da die Huawei-Uhr aber etliche Funktionen vermissen lässt, steht eine Ablösung des Marktführers nicht unmittelbar bevor.

(csr/dpa)
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