Apple, Samsung & Co. Wie gut funktionieren Bluetooth-Tracker im Alltag?

Düsseldorf · Wer kennt das nicht: Erst findet man den Schlüssel nicht, dann sucht man auch noch nach dem Auto - wo steht es gleich? Tracker sollen beim Finden helfen. Wie gut sind die Modelle von Apple, Samsung und Co.? Wir haben es getestet.

Getestet wurden die Tracker Tile Pro (o.l.), Musegear Finder 2 (u.l.), Apple Airtag (Mitte) und Samsung Galaxy Smart Tags (r.).

Foto: dpa-tmn/Zacharie Scheurer

Tracking-Anhänger für den Schlüssel gibt es nun schon eine Weile. Bislang wurde der Markt vom Anbieter Tile dominiert. In diesem vergleichsweise kleinen Segment tummelten sich aber auch andere kleine Anbieter. Über den Sommer hinweg ist Bewegung ins Spiel gekommen: Mit Apple und Samsung schwimmen jetzt auch zwei ganz dicke Fische mit im Teich.

Wie schneiden die Tracking-Anhänger Galaxy SmartTag und SmartTag+ von Samsung, Apple AirTag, Tile Pro und Musegear Finder 2 im Alltag ab? Ein Test über mehrere Monate gibt Aufschluss.

Unterschiede bei der Einrichtung Die AirTags von Apple und die beiden Varianten des Samsung SmartTags werden jeweils nur innerhalb des eigenen Ökosystems unterstützt, man braucht also ein iPhone beziehungsweise ein Samsung Galaxy Smartphone.

Die Tracking-Anhänger Galaxy SmartTag und SmartTag+ von Samsung funktionieren nur im eigenen Ökosystem - genau wie die Airtags von Apple.

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Apple zeigt, wie einfach die Einrichtung eines Gadgets sein kann: Auspacken, Schutzfolie abziehen, neben das iPhone halten, auf „Verbinden“ tippen, fertig. Bei Samsung fällt die Einrichtung dagegen ziemlich mühsam aus: Zunächst mussten zwei Firmware-Updates auf den Trackern vorgenommen und außerdem noch ein Plug-in für eine Smartphone-App installiert werden. Bei Tile und dem Musegear Finder 2 fiel die Einrichtung simpler aus und war mit dem Installieren der dazu passenden App erledigt.

Auf der Suche machen die Tracker eine gute Figur Den Hauptjob eines Trackers erledigen alle Test-Kandidaten gleichermaßen gut - nämlich einen verlegten Gegenstand aufzuspüren. Sie weisen die Richtung durch ein akustisches Signal.

Die AirTags von Apple und die Pro-Version der SmartTags von Samsung unterstützen darüber hinaus auf den letzten Metern auch eine Ortung in einer Augmented-Reality-Umgebung. Dabei wird auf dem Display mit Pfeilen und Entfernungsangaben angezeigt, in welcher Richtung man suchen muss. Etwa wenn der Schlüsselbund in einer Sofaritze steckt und man den Suchton kaum hören kann.

Der Tile Pro hat eine Bluetooth-Reichweite von 130 Metern - im Idealfall.

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Diese Suchvariante setzt eine Funkverbindung via Ultra Wideband (UWB) voraus. Tile Pro und Musegear Finder 2 beherrschen UWB nicht. Auf der Smartphone-Seite ist für die Komfortsuche via UWB bei Apple ein iPhone 11 oder neuer notwendig. Bei Samsung sind es Galaxy Note 20 Ultra, Z Fold 2, S21 Plus oder S21 Ultra.

Fremde Smartphones beim Finden nutzen Während die AR-Suche auf den letzten Metern in der eigenen Wohnung oder im Büro eher eine Spielerei ist, macht die UWB-Technik einen großen Unterschied aus, wenn man seinen Schlüsselbund außerhalb der eigenen vier Wände verloren hat.

Fernab der Bluetooth-Reichweite geben sich Tile und Musegear geschlagen. Die Tracker von Apple und Samsung dagegen können mit den unzähligen iPhones und Samsung-Galaxy-Geräten anderer Benutzer ihre Position melden.

Die Apple Airtags kommen ohne Öse zur Aufhängung und brauchen daher noch einen Anhänger.

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Bei Apple läuft diese Fernsuche über das „Wo ist“-Netzwerk. Da die meisten neueren iPhones dort angemeldet sind, suchen sie alle anonym nach einem verlorengegangenen Gegenstand, der mit einem AirTag ausgestattet ist. Im Praxistest dauerte es nur wenige Minuten, bis ein AirTag auf der Karte in der „Wo ist“-App aufgetaucht ist. Solange sich der Gegenstand an einem Ort mit Menschen befindet, wird er sehr wahrscheinlich von einem iPhone in der Nähe „gesehen“.

Ähnlich verhält es sich mit dem SmartTag+ von Samsung. Auch hier wurden markierte Gegenstände schnell lokalisiert, wenn sie sich nicht in völlig menschenleeren Umgebungen befunden haben - und zwar anonym durch andere Galaxy-Nutzer.

Im Prinzip sollte dieses Verfahren auch mit dem Tile Pro funktionieren, zwar ohne UWB, aber mit Bluetooth. Der Anbieter verspricht, dass eine Crowd-Suche zum Ziel führt. Voraussetzung ist allerdings, dass auf den Smartphones der Menschen in der Umgebung ebenfalls eine Tile-App installiert ist und via Bluetooth funken darf.

Für den Musegear Finder 2 ist keine Registrierung erforderlich, auch Ortungsdaten werden nicht übermittelt.

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Aber selbst auf dem belebten Berliner Savignyplatz blieb der Tile Pro auch nach Stunden unentdeckt, während die Tracker von Apple und Samsung bereits nach wenigen Minuten lokalisiert wurden. Die offenbar viel zu geringe Verbreitung des Systems macht bei Tile den Ansatz des „Crowd-GPS“ zunichte.

Die Sache mit dem Datenschutz Die erstaunliche Dichte des Netzes bei Apple und Samsung lässt natürlich auch Datenschutzbedenken aufkommen: Denkbar ist, dass die Tracker als Werkzeuge für Stalker eingesetzt werden könnten, da sie leicht in der Tasche oder im Auto einer Person versteckt werden können. Innerhalb des jeweiligen Ökosystems haben die beiden Konzerne allerdings bestimmte Sicherheitsmaßnahmen gegen Stalking eingebaut.

So können die modernen iPhone- und Galaxy-Modelle erkennen, ob sich in der Nähe ein unbekannter Tracker befindet und dann mit einem Piepston darauf hinweisen. Allerdings können Android-Smartphones die AirTags von Apple nicht erkennen. Und die SmartTags von Samsung wiederum werden nur von den Galaxy-Modellen aufgespürt.

Apple hat auf kritische Berichte über einen möglichen Missbrauch der AirTags als Stalker-Tracker reagiert und beispielsweise die Zeitspanne verkürzt, bevor ein AirTag einen Alarm auslöst. Außerdem arbeiten die Entwickler in Cupertino an einer App, mit der Android-Nutzer unerwünschte AirTags in ihrer Nähe finden können. Ein gewisses Missbrauchspotenzial wird jedoch auch mit mehr Sicherheitsmaßnahmen bestehen bleiben.

Im Test: Das Familienauto wird gesucht Im Praxistest wurde ein AirTag in einem Elektroauto deponiert, um dessen Position lokalisieren zu können. Das ist etwa dann ungemein praktisch, wenn mehrere Fahrer einer Familie sich ein Auto teilen, aber kein fester Stellplatz zur Verfügung steht. So kann jeder den Parkplatz schnell finden.

Die UWB-tauglichen Tracker von Apple und Samsung zogen dabei die meiste Aufmerksamkeit auf sich: Doch auch die beiden anderen Testkandidaten sind nicht uninteressant - denn sie können sowohl mit einem iPhone, als auch mit einem beliebigen Android-Smartphone verwendet werden.

Außerdem beherrschen die beiden Tracker einen Trick, den nicht einmal die AirTags können: Man kann mit ihnen per Knopfdruck sein Smartphone läuten lassen. Das funktioniert auch, wenn das Telefon auf lautlos gestellt ist.

Preise zwischen 25 und 35 Euro plus Extras Ein Plus beim Musegear Finder 2: Mit der aktuellen App verfügt der Tracker wieder über eine Fernauslöse-Funktion für die Smartphone-Kamera, die zwischenzeitlich verschwunden war. Smartphonebesitzer, die besonders viel Wert auf Datenschutz legen, werden es begrüßen, dass beim Finder 2 nun keine Registrierung mehr nötig ist. Es werden auch keine Ortungsdaten übermittelt.

Der Tile Pro überzeugte im Test vor allem mit seiner hohen Bluetooth-Reichweite von über 130 Metern unter Idealbedingungen. Er piepst auch etwas lauter als die Tracker von Apple und Samsung. Der Tile Pro kostet 29 Euro, der Musegear Finder 2 ist für 25 Euro zu haben.

Teurer sind die Geräte von Samsung und Apple: Der Galaxy SmartTag+ kostet 37 Euro, das Modell ohne UWB aber nur 25 Euro. Apple verlangt für seinen AirTag 35 Euro. Dazu benötigt man allerdings noch einen Anhänger, da Apple seinen Tracker nicht mit einer Öse versehen hat. Wem die schönen Anhänger von Apple, die in einer Lederausführung noch mal mit 35 Euro zu Buche schlagen, zu teuer sind, kann aber auf deutlich billigere Varianten anderer Hersteller ausweichen.

Update: Die Fernauslöser-Funktion beim Musegear Finder 2 ist jetzt wieder vorhanden. Das haben wir im Text ergänzt.

(csr/dpa)