Kolumne „Total Digital“ Blackout im Silicon Valley

Silicon Valley · Das Technologie-Mekka in Kalifornien ist ohne Strom kaum wiederzuerkennen. Seit dort durch Waldbrände die Versorgung unterbrochen wurde, sind die Menschen von der digitalen Welt abgeschnitten.

 Ein Mann steht in seiner vom Stromausfall betroffenen Tankstelle.

Ein Mann steht in seiner vom Stromausfall betroffenen Tankstelle.

Foto: dpa/Noah Berger

Diese Zeilen schicke ich Ihnen aus dem Silicon Valley in Kalifornien. Ausgerechnet hier, im Tech-Mekka, herrscht Ausnahmezustand. Wegen der Waldbrände wurde in Dutzenden Landkreisen der Strom abgestellt. Eine Vorsichtsmaßnahme, damit sich die Feuer nicht ausbreiten. Seitdem ist die Region kaum wiederzuerkennen. Kinder spielen vor den Häusern statt vor den Bildschirmen. Anwohner pilgern zu Fuß zum Gemeindehaus, wo sie ihre Telefone und die Akkus für ihre Taschenlampen an einem Stromgenerator laden können.

In Kalifornien, wo die Elektroauto-Dichte besonders hoch ist, bleiben die Teslas in der Garage. Aber auch die anderen Autofahrer sind gestrandet. Die Zapfsäulen an den Tankstellen funktionieren nicht. Nachts liegen ganze Landstriche im Dunkeln. Ampeln, Straßenbeleuchtung, alles zappenduster. Nur die Sterne am Himmel strahlen gefühlt heller denn je.

Erstaunlich, wie unser Leben zum Stillstand kommt, wenn der Strom weg ist. Und jetzt auch noch das Internet! Die noch aktiven Mobilfunkmasten sind überlastet. E-Mails, Homebanking, Routenplaner – alles tot. „Die ersten 24 Stunden waren okay“, so eine Anwohnerin. Doch was, wenn das noch Tage so weitergeht? Wie abhängig wir von Strom und Internet geworden sind, zeigen Studien. 80-Mal greifen wir täglich zum Smartphone. Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland verbringen sechs Stunden online – jeden Tag.

In dem kleinen, idyllischen Hotel, in dem ich abgestiegen bin, gab es nie Fernseher, noch nicht einmal Mobilfunkempfang. „Früher haben sich die Gäste beschwert, inzwischen kommen viele deshalb zu uns, um mal wirklich abschalten zu können“, sagt die Besitzerin. Zufluchtsorte ohne Internet? Wer weiß, vielleicht müssen wir in Zukunft für solchen Luxus sogar extra bezahlen.

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