Holocaust-Überlebender sucht seinen Bruder Zwillingssuche via Facebook

Düsseldorf · Zuletzt sah der 72-jährige Menachem B. seinen Zwillingsbruder Jeno 1945 im Konzentrationslager Auschwitz.. Anfang März hat er einen Suchaufruf auf Facebook gestartet -– mit Hilfe eines alten Fotos und der Häftlingsnummer seines Bruders.

 Mit dieser Facebook-Seite sucht Menachem B. seinen Zwillingsbruder.

Mit dieser Facebook-Seite sucht Menachem B. seinen Zwillingsbruder.

Foto: Screenshot Facebook

Zuletzt sah der 72-jährige Menachem B. seinen Zwillingsbruder Jeno 1945 im Konzentrationslager Auschwitz.. Anfang März hat er einen Suchaufruf auf Facebook gestartet -— mit Hilfe eines alten Fotos und der Häftlingsnummer seines Bruders.

Wie Spiegel Online schreibt, hatte es Menachem B. nach 67 Jahren schon aufgegeben, seinen verschollenen Zwillingsbruder Jeno jemals wiederzusehen. Zwar suchte der Holocaust-Überlebende noch über ein Genealogie-Forum, Hoffnung hatte er jedoch nicht. Das änderte sich erst, als die israelische Ahnenforscherin Ayana KimRon auf Menachem aufmerksam wurde. Sie überzeugte ihn, eine Suche über das soziale Netzwerk Facebook zu starten.

Versuchsobjekte von Josef Mengele

Bevor die Suche losgehen konnte, musste KimRon jedoch erstmal grundsätzliche Informationen zu den beiden Brüdern ausfindig machen, schreibt Spiegel Online weiter. Menachem selbst hat große Teil seiner Kindheit verdrängt. Zu traumatisch waren die Erlebnisse im Konzentrationslager Auschwitz, wohin die Brüder 1944 aus Ungarn verschleppt wurden. Bei der Ankunft an der berüchtigten Rampe wurden sie sogleich vom KZ-Arzt Dr. Josef Mengele aussortiert und seinem Labor zugeteilt. Sie wurden zu Mengele-Zwillingen.

Josef Mengele missbrauchte Zwillinge, um an ihnen grausame Experimente durchzuführen. Viele kamen zu Tode. Eine Risiko, das für Mengele keines war. Wenn sie ohnehin umgebracht würden, könne man vorher auch noch Versuche an ihnen machen, so die krankhafte Logik des "Todesengel von Auschwitz".

Nur Häftlingsnummer und altes Foto als Hinweis

Die beiden damals fünf Jahre alten Büder überlebten den Horror. Was Mengele genau mit ihnen machte, welchen Versuchen sie unterzogen wurden, weiß Menachem B. heute nicht mehr. Auch über das Schicksal seines Bruders hat er keinerlei Kenntnis. In den Wirren der Befreiung des Lagers im Januar 1945 verloren sich die Beiden aus den Augen.

Erst die hartnäckigen Nachforschungen von Ayana KimRon brachte erste Informationen über Jeno zu Tage. So erfuhr die Wissenschaftlerin schließlich, dass Jeno die Häftlingsnummer A7734 eintätowiert bekam. Außerdem fand sie heraus, dass Menachem eigentlich Elias Gottesmann heißt. Den Namen Menachem gab er sich selbst, als er von Soldaten der Roten Armee befreit wurde und schließlich nach Isreal übersiedelte. So kann nicht ausgeschlossen werden, dass auch Jeno seinen Namen änderte. Zuletzt konnte KimRon noch ein Foto, das Jeno im Alter von fünf Jahren zeigt, ausfindig machen.

Die Facebook-Seite mit dem Foto und der Häftlingsnummer von Jeno Gottesmann ist seit Anfang März online. Seitdem wurde die Seite millionenfach angeklickt und etliche tausend Male geteilt, begleitet von den besten Wünschen der User rund um die Welt — und der Hoffung, dass die ungewöhnliche Suchaktion Erfolg haben wird.

(das)
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