Webvideopreis 2016 in Düsseldorf Youtube-Stars ausgezeichnet — kein Preis für Böhmermann

Düsseldorf · Star-Andrang im Düsseldorfer Castello: Zum Webvideopreis ist wie in jedem Jahr das Who is Who der Internet-Szene in die Landeshauptstadt gekommen. Als bestes Webvideo des Jahres wurde ein "Star Wars"-Fanfilm ausgezeichnet.

Das sind die Gewinner
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Foto: Screenshot / Webvideopreis

Selbst die Bundesliga hat den Webvideopreis für sich entdeckt: Obwohl er sich doch etwas seltsam zwischen all den ihm scheinbar unbekannten Youtubern zu fühlen schien, präsentierte BVB-Profi Marcel Schmelzer den Preis in der Kategorie "Sports" — er ging an Sebastian Linda für sein Video "Life is a dance".

In der Königsdisziplin — dem besten Video des Jahres — wurde das Team rund um Vi-Dan Tran und Shawn Bu für ihren Kurzfilm "DARTH MAUL: Apprentice" ausgezeichnet. Das Video ist eine Fan-Adaption der "Star Wars"-Saga.

Obwohl sie erst Mitte zwanzig sind, wurden die Macher des mittlerweile eingestellten Kanals Y-Titty - Phil, TC und OG - für ihr Lebenswerk geehrt und mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet.

"Der Webvideopreis ist vor allem spannend, weil er nicht so vorhersehbar ist, wie andere Preise", sagte TC alias Matthias Roll vor der Verleihung.

Das passte gut zur Überraschung des Abends: ZDF-Moderator und Comedian Jan Böhmermann ging leer aus - und das, obwohl er gleich zwei Mal nominiert war, sowohl in der Kategorie "Person of the Year Male" als auch "Best Video of the Year". Dafür war er aber auch gar nicht erst zur Gala gekommen, ebensowenig wie die Macher des in der Kategorie "Commercial" geehrten Edeka-Weihnachts-Werbespots. Dafür gab es sogar ein "Buh" im Saal.

NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft zählte ebenfalls zu den 2000 Gästen im Castello. Sie zeichnete Melina Sophie als die Webvideomacherin des Jahres aus. Die junge Frau galt mit mehr als 1,4 Millionen Abonnenten als klare Favoritin, gab aber vor der Verleihung zu: "Ich habe mich nicht aufs Gewinnen vorbereitet."

 Phil, TC und OG von Y-Titty wurden mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet.

Phil, TC und OG von Y-Titty wurden mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet.

Foto: dpa, hk kde

Ministerpräsidentin Kraft machte klar: "Ich will mit meiner Anwesenheit bei diesem Preis ein Zeichen setzen." Nordrhein-Westfalen müsse als Medienstandort auch in Zukunft ganz vorne stehen.

Kraft war nicht die einzige Politikerin im Castello. Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (ebenso wie Kraft SPD) hatte sogar gleich Ehefrau Vera und drei von fünf Töchtern mit dabei. "Wir wollten jemanden dabei haben, der etwas davon versteht."

Gala für die ganze Familie

Als männliches Gegenstück zu Melina Sophie — nämlich "Person of the Year Male" — wurde Julien Bam prämiert. Übergeben wurde der Preis von LeFloid alias Florian Mundt. Sein Gesicht ist nicht nur durch seinen sehr erfolgreichen Youtube-Kanal bekannt - er durfte vergangenen Sommer auch als erster Youtuber in Deutschland die Bundeskanzlerin interviewen.

Die Youtube-Stars auf dem Roten Teppich beim Webvideopreis 2017
46 Bilder

Die Youtube-Stars auf dem Roten Teppich 2017

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Foto: Bretz, Andreas

Über beide "Person"-Preise durfte das Publikum noch während der Gala über Twitter mit abstimmen. Anders als im Vorjahr wurde der Webvideopreis nicht mehr im Fernsehen übertragen, dafür aber im Livestream auf Youtube, Facebook und der Gaming-Plattform Twitch.

Doch trotzdem es keine Fernsehübertragung gab: Das Konzept einer Gala für die ganze Familie, das die Organisatoren geplant hatten, ging auf. Nicht nur die ganz jungen Zuschauer, die in den Youtube-Stars ihre ganz großen Idole sehen, hatten etwas vom Webvideopreis - sondern ebenso die ältere Generation, beispielsweise auch wegen Gastauftritten wie dem von Popband Frida Gold.

Und nicht zuletzt wurden alle, die neu in die Webvideo-Welt eintauchten, gut angeleitet, von gleich vier Moderatoren: Daniel "Budi" Budiman, Nils Bomhoff, Etienne Gardé und Simon Krätschmer - die Gesichter des Internet-Fernsehsenders Rocket Beans TV.

"Der Webvideopreis ist wie die Oscars fürs Internet. Deshalb sind unter den Nominierten auch keine Schwarzen." Derart scharfe Sprüche sorgten nicht nur für Lacher sondern passten auch gut zur politischen Dimension des Preises.

Frida Gold war einer von drei Live-Musikacts des Abends.

Frida Gold war einer von drei Live-Musikacts des Abends.

Foto: dpa, hk kde

So wurde als Newcomer der Kanal "Datteltäter" prämiert, der sich gegen Ressentiments gegenüber Muslimen einsetzt. In der Kategorie für 360-Grad-Videos gewann ein Film für Tierschutz und gegen Tierquälerei. Und gleich mehrere Preisträger machten ganz klar: Jeder Youtuber hat eine Verantwortung gegenüber seinem Publikum. Sexismus und "Asi-Content" - wie es "Gaming"-Gewinner "HandOfBlood" formuliert - gehen deshalb gar nicht.

Der Webvideopreis 2016 ist erwachsen geworden. Auf eine gute Art und Weise.

Den Abend im Liveblog können Sie hier nachlesen:

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