Die dunkle Seite des Internets Darknet - wie Kriminelle das Netz der Finsternis nutzen

Düsseldorf · Der Amokläufer von München hat sich seine Waffe offenbar im anonymen Bereich des Internets besorgt. Doch was ist dieses sogenannte Darknet überhaupt?

Das "Darknet" ist ein Bereich im Internet, der von Suchmaschinen wie Google oder Bing nicht erfasst wird.

Das "Darknet" ist ein Bereich im Internet, der von Suchmaschinen wie Google oder Bing nicht erfasst wird.

Foto: dpa, Frank Rumpenhorst

Das sogenannte Darknet gilt als dunkler, zwielichtiger Teil des Internets. Hier tummeln sich Kriminelle, weitgehend abgeschirmt von den Augen der Öffentlichkeit. Wie funktioniert die illegale Plattform? Ein Überblick.

Das Darknet ist der dunkle Bereich des Internets, der von Suchmaschinen wie Google oder Bing nicht gefunden wird. Genutzt wird der verborgene Teil des Netzes von Nutzern, die viel Wert auf ihre Privatsphäre legen - von Whistleblowern, aber auch von Kriminellen wie Drogendealern, Waffenhändlern oder Pädophilen.

Das Internet und das World Wide Web sind eigentlich als offene Dienste konzipiert, in dem jeder mit jedem Daten austauschen kann. Im Darknet (dunkles Netz) werden wie in einer Art Paralleluniversum abgeschirmte Verbindungen hergestellt, auf die man von außen nicht ohne weiteres zugreifen kann.

In der Regel benötigt man eine Einladung, um Zugang zu einem Darknet zu erhalten. "Ermittlungen in diesem Bereich werden vor allem dadurch erschwert, dass die Täter dank sogenannter Nicknames im Darknet weitestgehend anonym handeln können", erklärte der Leiter des Fachbereichs Cybercrime im Bundeskriminalamt, Carsten Meywirth.

Da Websites im Darknet nicht von Suchmaschinen gefunden werden können, müssen Nutzer genau wissen wo sie hin wollen. Orientierungspunkte gibt es allerdings: zum Beispiel sogenannte Hidden Wiki.

Bezahlt wird im dunklen Internet fast ausschließlich mit der digitalen Währung Bitcoin. Bei ihr ist ebenfalls nur sehr schwer nachzuvollziehen, wer der Urheber einer Bezahlung ist.

Traditionell gibt es eine enge Verbindung zwischen illegalen Tauschbörsen und dem Darknet. Dort werden heute auch gestohlene Zugänge zu Videodiensten wie Netflix und Amazon, aber auch erbeutete Kreditkartennummern oder PayPal-Zugänge offeriert.

In dem abgelegen Winkel des Internet geht es auch um gravierende Straftaten wie illegalen Drogen- oder Waffenhandel. Das zeigte beispielsweise eine Razzia Ende Februar. "Die Anzahl krimineller Foren ist nahezu unerschöpflich", äußert ein Experte.

Das Phänomen machte erstmals Schlagzeilen, als 2013 in den USA der Betreiber des virtuellen Umschlagplatzes "Silk Road" verhaftet wurde. Das Leipziger Landgericht verurteilte 2015 einen 20-Jährigen zu sieben Jahren Haft, weil er 914 Kilogramm Drogen im Internet verkaufte. Dazu nutzte er auch Darknet-Foren.

Für den Zugriff auf das "Netz der Finsternis" verwenden viele Anwender das "Tor"-Netz. "Tor" wird allerdings auch von denjenigen benutzt, die ein völlig legitimes Interesse an einer geschützten Kommunikation haben, etwa Menschenrechtsaktivisten oder User in Unrechtsstaaten.

"Tor" steht für "The Onion Router" und wird als freie offene Software angeboten, mit der man sich einen verschlungenen Weg durch Tausende Computer von Freiwilligen suchen kann.

Die Daten werden von einer Verschlüsselung nach der anderen umhüllt und wieder befreit, daher der Namensvergleich mit der Zwiebel (Onion). Überwacher können kaum rekonstruieren, woher der Aufruf einer bestimmten Website stammte.

Das ist die Internet-Währung Bitcoin
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Foto: ap

Die Zentralstelle zur Bekämpfung von Internetkriminalität (ZIT) in Gießen kümmert sich seit 2010 um besonders schwere oder komplexe Internetstraftaten.

Dabei arbeiten die dortigen Staatsanwälte und Polizisten mit Spezialisten des Bundeskriminalamtes (BKA) und der Landeskriminalämter zusammen. Neben größeren Fällen in Hessen führt die ZIT auch Cybercrime-Ermittlungen, die zunächst nicht regional zugeordnet werden können.

Auch bei bundesweiten Großverfahren gegen eine Vielzahl von Tätern ist sie erster Ansprechpartner des BKA. Zudem berät die Zentralstelle die Politik in Fragen der Internetkriminalität.

(csr/dpa/AFP)
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