Täter spähte Mädchen über Webcam aus Warnung vor Hacker-Angriff im Kinderzimmer

Berlin (RPO). Nach den mutmaßlichen Hacker-Angriffen über Kameras in Kinderzimmern hat der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar vor der Manipulation von Webcams gewarnt. Ein Mann aus dem Rheinland soll mehr als 100 Mädchen durch die Internet-Kameras daheim beobachtet haben.

Der kleine Passwort-Knigge
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Foto: ddp

"Dieser Vorfall verdeutlicht, wie Web-Kameras und andere Eingabegeräte manipuliert werden können. Es handelt sich um eine weithin unterschätzte Gefahr", sagte Schaar "Bild" zufolge. Wer sichergehen wolle, müsse die Web-Kamera abdecken oder anderweitig deaktivieren, zudem sollte eine aktuelle Antiviren-Software vorhanden und die Firewall aktiviert sein.

Ein Hacker aus dem Rheinland soll in die Computer von mehr als 100 Mädchen eingedrungen sein und sie über Webcams ausspioniert haben. Die Aachener Staatsanwaltschaft ermittelt gegen einen Tatverdächtigen.

Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU), verlangte angesichts des Vorfalls eine konsequente Verfolgung von Straftaten im Internet. "Deshalb ist die Aufklärung gerade von Kindern und Jugendlichen über die Gefahren des Internets so wichtig. Straftaten im Netz müssen konsequent verfolgt werden, auch um Nachahmer abzuschrecken."

Hacker spähte Kinder in sozialen Netzwerken aus

Ein 44-jähriger Mann hat sich mit Hilfe eines Programms Zugang zum Computer mehrerer Mädchen verschafft und die Kinder dann mit deren eigenen Webcams in ihrem Zimmer beobachtet. Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Aachen sagte, läuft gegen den aus dem Raum Aachen stammenden Mann ein Ermittlungsverfahren wegen des Ausspähens von Daten. Wieviele Mädchen der Hacker heimlich beobachtete, steht demnach noch nicht fest. Eine vom Berliner Berufsverband der Datenschutzbeauftragten Deutschlands im Bielefelder "Westfalenblatt" vom Freitag genannte Zahl von 150 Opfern sei aber wohl zu hoch gegriffen.

Den Ermittlungen zufolge sah sich der Hacker zunächst in sozialen Netzwerken im Internet um, welche Mädchen ihm dort gefielen. Danach platzierte er via Internet auf deren Rechnern heimlich einen so genannten Trojaner. Mit diesem Programm habe er dann die am Computer der Mädchen installierten Webcams von seinem Rechner aus ferngesteuert. So habe er mit diesen Webcams auch Fotos von den Mädchen gemacht und diese dann auf seinem Computer gespeichert. Die bisherigen Ermittlungen hätten aber keinen Anhaltspunkt für Delikte im Bereich der Kinderpornographie ergeben, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Auf die Schliche kamen die Ermittler dem Beschuldigten durch ein Mädchen, das sich darüber gewundert hatte, dass ihr Rechner nur noch langsam arbeitet. Ein mit den Eltern des Mädchens gut bekannter Computerexperte habe dann den Trojaner entdeckt, was schließlich zu dem Beschuldigten geführt habe. Inzwischen seien "einige" Opfer von den Ermittlern angeschrieben worden, eine genaue Zahl stehe aber noch nicht fest. Der 44-Jährige selbst äußerte sich bislang nicht zu den Vorwürfen.

(apd/AFP)
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