Musik-Downloads aus dem Internet bleiben beliebt USA: Zwei Drittel scheren sich nicht um Urheberrecht

Washington (rpo). Einer Studie aus den USA zufolge scheren sich zwei Drittel der Internet-User nicht um das Urheberrecht und laden fröhlich Musik aus dem Netz herunter. Allerdings entstand die Studie noch bevor der Musikverband damit begann, die Nutzer in großen Stil zu verklagen.

Die amerikanische Plattenindustrie muss in ihrem Kampf gegen den illegalen Musik-Tausch im Internet wohl noch einige Überzeugungsarbeit leisten. Denn zwei Drittel der Internet-Nutzer in den USA interessiert es nicht, ob sie bei Musik-Downloads das Urheberrecht verletzen, wie aus einer Studie des Forschungsinstituts Pew Internet and American Life hervorgeht. Nach Schätzungen von Pew nutzen rund 35 Millionen Amerikaner die Tauschbörsen, das sind 29 Prozent der Internet-Nutzer.

Die Pew-Studie entstand noch, bevor der Verband der US-Musikindustrie (RIAA) damit begann, in großem Umfang die Nutzer von Tauschbörsen zu verklagen. Daher ist unklar, ob diese Kampagne etwas an dem Verhalten und der Einstellung der US-Bürger zum Urheberrecht geändert hat. Der Studie zufolge machten sich junge US-Bürger im Alter zwischen 18 und 29 die wenigsten Gedanken über das Copyright, 72 Prozent erklärten, sie kümmerten sich nicht darum. In der Gruppe zwischen 30 und 49 Jahren waren es 60 Prozent. Das geringste Interesse am Urheberrecht gab es bei den Studenten, von denen 82 Prozent jeden Gedanken daran verneinten.

Die Umfrage wurde in den Monaten März, April und Mai bei 2.515 Erwachsenen durchgeführt.

Widerstand gegen Klagen wächst

In den USA stoßen die Klagen des Verbandes der Musikindustrie (RIAA) gegen einzelne Internet-Nutzer wegen illegaler Musik-Downloads auf Widerstand. Der Vorsitzende des ständigen Untersuchungsausschusses des Senats, Norm Coleman, kündigte eine Prüfung des Vorgehens der RIAA an. Er bezeichnete es als übertrieben. "Diebstahl ist Diebstahl", sagt Coleman, der in den 60er Jahren ein Rock-Roadie war, "aber in diesem Land schlagen wird niemandem einen Arm oder einen Finger ab, weil er gestohlen hat."

Die RIAA hat schon hunderte Menschen wegen des möglichen illegalen Tauschs von Musikstücken im Internet verklagt. Das US-Urheberrecht erlaubt Schadenersatzforderungen zwischen 750 und 150.000 Dollar für jedes Lied. In einem Brief an die RIAA kritisierte Coleman, das die Lobbyorganisation auch Großeltern verklagt habe, deren Enkel möglicherweise ihren Computer benutzt hätten. Die Musikindustrie scheine nach dem Prinzip der Schrotflinte vorzugehen, wobei auch Unbeteiligte oder Personen, die einfach nicht über das notwendige Wissen verfügten, getroffen würden, kritisierte Coleman.

Der Senator betonte, er erkenne an, dass sich die Musikindustrie Sorgen um die Verletzung der Urheberrechte mache. "Aber ich mache mir Sorgen, dass sie dabei mit einer Schrotflinte vorgeht." Die RIAA verteidigte ihr Vorgehen als angemessen und im Rahmen des Rechts. Sie kündigte an, Coleman ihre Unterlagen vorzulegen.

Coleman selbst räumte ein, Musik über das inzwischen nach einer Klage der RIAA eingestellte Napster-Netz heruntergeladen zu haben. Als dies für ungesetzlich erklärt worden sei, habe er es eingestellt.

Die Verbraucherschutzorganisation Public Knowledge äußerte sich erfreut über Colemans Vorstoß. Es sei gut zu wissen, dass es im Senat einen Verbündeten gebe. Die Präsidentin von Public Knowledge, Gigi Sohn, erklärte, es sei an der Zeit, dass sich die Abgeordneten Gedanken über das Vorgehen der RIAA machten.

Das bereitet auch zunehmend den Internet-Providern in den USA Sorgen. Die in Kalifornien ansässige Firma Pacific Bell Internet Services stellte jetzt die Verfassungsmäßigkeit der Bemühungen der RIAA in Frage und reichte Klage ein. Dabei geht es auch um die Frage, ob Provider zur Herausgabe der Daten ihrer Nutzer gezwungen werden können.

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