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Amok, Attentat, Mord. Was hat Google über Tat und Täter gespeichert?

Neulich sah ich einen faszinierenden Hack auf YouTube. Peter Lord, Manager beim Softwareproduzenten Oracle, demonstrierte, welche Informationen ein Smartphone mit dem Betriebssystem Android an Google liefert. Das Gerät ohne SIM-Card war nur mit dem WLAN verbunden. Auf einem Bildschirm war zu sehen, wie das Gerät im Sekundentakt an den Mutterkonzern funkte: Ort, Zeit, Bewegung, Temperatur, Luftdruck, Smartphones und Hotspots in der Nähe.

Nein, diesmal kein Aufregen über Datensammelei, sondern die einfache Frage eines Laien: Wenn ein Android-Smartphone präzise aufzeichnet, was sein Besitzer treibt, was weiß Google dann über Straftaten? Wo hat sich der Amokfahrer von Volkmarsen vorher aufgehalten, mit wem telefoniert, auf welchen Webseiten hat er sich herumgetrieben, welche Videos geschaut? Der Datenkonzern sollte oftmals wissen, ob und wann ein Überfall, eine Vergewaltigung, ein Einbruch stattfand, wer beteiligt war oder wann, wo ein Großdealer seine Ware übergeben hat und wer schließlich kaufte. Ab wann steuerte ein einsamer, verwirrter Mensch via Google-Suche immer extremere Seiten an, wie oft hielt er sich am Waffenschrank im Schützenverein auf?

Achtung, heikles Terrain: Die chinesische Regierung probiert in der Provinz Xinjiang das Prinzip der vorausschauenden Internierung. Im demokratischen Teil der Welt könnte Googles Weltwissen immerhin dabei helfen, Straftaten zu rekonstruieren sowie Hetzseiten oder Hintermänner zu identifizieren, wenn ein richterlicher Beschluss vorliegt. Etwa 10.000 Ersuchen um Offenlegung von Nutzerdaten gingen aus Deutschland bei Google im ersten Halbjahr 2019 ein, etwa drei Vierteln wurde entsprochen. Prognose: Dürfte in Zukunft deutlich mehr werden.

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