Total Digital Welche Chancen 2023 im Silicon Valley liegen – und welche Gefahren

Meinung · Die Stimmung in San Francisco ist schlecht, Angestellte bei Google, Facebook oder Microsoft fürchten weitere Kündigungswellen. Doch in der andauernden Krise der Tech-Giganten liegen auch ganz neue Möglichkeiten.

 Das Logo von Google an der Fassade des Hauptsitzes des Mutterkonzerns Alphabet. (Symbolbild)

Das Logo von Google an der Fassade des Hauptsitzes des Mutterkonzerns Alphabet. (Symbolbild)

Foto: dpa/Christoph Dernbach

In den vergangenen Tagen habe ich viel Zeit mit Programmierern und Managern aus dem Silicon Valley verbracht. Die Stimmung ist mies hier in der Bay Area rund um San Francisco. Jeder kennt jemanden, der 2022 seinen Job verloren hat. Und diejenigen, die noch ihre Stelle haben, fürchten weitere Entlassungswellen bei Google, Facebook oder Microsoft.

Dieses Jahr, da sind sich alle einig, wird ein Jahr der Konsolidierung. Die überhitzten Tech-Giganten schrumpfen sich schlank, was eine Zugangschance für völlig neue Start-ups bedeuten könnte. Allerdings wird dieses Zeitfenster kurz sein. Denn nach der Krise werden die alten Riesen zu einem neuen Schlag ausholen. Und das mit Technologien, die vor kurzem noch unvorstellbar erschienen.

Apple dürfte demnächst eine Mixed-Reality-Brille präsentieren, eine Art Skibrille, mit der wir den sogenannten Terminator-Blick bekommen. Nützliche Informationen über Personen, Orte oder Gegenstände, die auf unser Sichtfeld projiziert werden und unsere Realität „erweitern“. Ein erster Schritt zur Smart-Brille, die in diesem Jahrzehnt das Smartphone ablösen soll.

Und dann natürlich die bevorstehende Explosion von KI-Anwendungen: Künstlichen Intelligenz, die auf Knopfdruck Gedichte, Schulaufsätze, Drehbücher, ganze Doktorarbeiten ausspuckt. Programme, die nach wenigen Minuten lernen, unsere Stimme perfekt zu imitieren. Die unsere Gesichtszüge studieren und uns in künstlich erzeugten Videosequenzen Dinge sagen und tun lassen, die niemals stattgefunden haben.

2023 mag von außen betrachtet träge erscheinen. Doch hinter verschlossenen Türen, in den Entwicklungslabors der Tech-Industrie braut sich ein Sturm zusammen. Ein Sturm, auf den niemand von uns vorbereitet ist, der die Grenzen zwischen Realität und alternativer Realitäten noch weiter verschwimmen lassen wird. Was uns in nicht allzu ferner Zukunft bevorsteht, sind digitale Glaubenskriege, die das Zeug haben, Demokratien von innen heraus zu zersetzen. Eine Welt, in der wir niemandem mehr trauen können. Noch nicht einmal den eigenen Augen.

Unser Autor ist Blogger und Digitalexperte. Er wechselt sich hier mit der Start-up-Gründerin Felicia Kufferath ab.

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