KI im Silicon Valley Die dunkle Seite der Macht

Meinung · Konzerne wie Google oder Facebook kennen keine rote Linien oder moralischen Grenzen, wenn es um Marktanteile und Wachstum geht. Mit dem Einsatz der Künstlichen Intelligenz geht eine neue, gefährlichere Einflussnahme einher.

 Die Homepage von ChatGPT.

Die Homepage von ChatGPT.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

In den vergangenen Wochen ist viel darüber geschrieben worden, wie Maschinen neuerdings in der Lage sind, auf Knopfdruck qualitative Texte, Computerprogramme, sogar Kunst zu erschaffen. Komplexe Werke, für die ein Mensch Tage, wenn nicht Wochen gebraucht hätte. Reflexartig kam in mir die Frage auf, was machen dann in Zukunft Gelehrte, Autoren oder Journalisten wie ich, die mit dem Sammeln, Kuratieren und Vermitteln von Informationen ihr Geld verdienen?

Doch mein Job ist bei Weitem nicht alles, worüber ich mir Sorgen mache. Denn wenn ich in den vergangenen 20 Jahren meiner Berichterstattung über das Silicon Valley etwas gelernt habe, dann das: Alles, was technisch machbar ist, wird dort gemacht. Konzerne wie Google oder Facebook kennen keine rote Linien oder moralischen Grenzen, wenn es um Marktanteile, Wachstum und Shareholder Value geht. Na und, mögen Sie sagen, müssen sie auch nicht. Das nennt sich Marktwirtschaft. Was ist daran neu?

Neu ist die Macht, die mit Künstlicher Intelligenz einhergeht. Schon heute beschäftigen die großen IT-Unternehmen ganze Heerscharen von Lobbyisten in Berlin, Brüssel und Washington. Was, wenn diese Einflussnahme künftig automatisiert stattfände? Von Maschinen, die niemals schlafen und die in der Lage sind, mehr Informationen, mehr Texte und Zahlen zu verarbeiten, als es staatliche Einrichtungen jemals könnten. Wenn diese Mächte nicht nur über das Kapital, sondern auch über die Daten verfügten, um Behörden, Abgeordnetenbüros und Ministerien mit ihren Studien zu überfluten?

Wir reden hier nicht länger über politische Einflussnahme. Diese Technologie ist mächtiger als jeder Panzer, den wir in die Ukraine liefern. Sie ist in der Lage menschliche Schwachstellen, Gesellschaften, Demokratien zu hacken, ohne dass wir es bemerken. Facebook und Google haben bereits mit simplen Algorithmen das Web 2.0 an die Wand gefahren. Und jetzt wollen sie Künstliche Intelligenz in ihre Apps und Plattformen integrieren? Ich erinnere an das alte Firmenmotto von Facebook: „Move fast and break things“ – sei schnell und breche Regeln! Was könnte dabei schon schiefgehen.

Unser Autor ist Blogger und Digitalexperte. Er wechselt sich hier mit der Start-up-Gründerin Felicia Kufferath ab.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort