Kolumne: Total Digital Mehr Zeit für das Bett
Düsseldorf · Arianna Huffington hat ein neues Hobby: Betten. Die US-Herausgeberin der Huffington Post hat recht: Kein anderes Möbel hat sich durch die Digitalisierung so verändert. Das Bett ist zu einer Produktivitätsmaschine geworden.
Neulich war ich im Bett von Arianna Huffington. Mit ihrer Netz-Zeitung "The Huffington Post" ist sie nicht nur Millionärin geworden, sondern hat es auch in die politische US-High-Society geschafft. Nun sind Betten ihr Hobby. Ihres ist natürlich ein Boxspringbett mit vielen Kissen.
Dieses Erlebnis hat mich zum Nachdenken gebracht. Welchen Bereich in unseren Wohnungen hat die Digitalisierung am meisten verändert? Auf das selbstfahrende Auto in unserer Garage müssen wir noch zehn Jahre warten. Ich meine auch nicht den twitternden Kühlschrank oder das vernetzte Haus - das sind Tagträume der Industrie oder Schwerreicher. Bei Durchschnittsdeutschen ist es auch nicht die Küche, obwohl das gehypte Küchengerät Thermomix in seiner neuesten Fassung drahtlos mit dem Internet verbunden ist. Mein im wahrsten Sinne des Wortes naheliegendes Fazit: Es ist das Bett!
Vielleicht denken Sie an die ganzen verrückten Dating-Apps. Es geht mir aber um einen anderen Punkt: Das Bett ist zur Produktivitätsmaschine geworden. Darauf hat mich der Designer Sebastian Herkner gebracht. Er ist 35 und gilt als Star unter den Gestaltern von Luxusbetten. Beim Design macht er sich viele Gedanken, um den Anforderungen eines Bettes von heute gerecht zu werden. Wir erledigen einfach immer mehr im Bett, wie er es in einem Interview auf den Punkt brachte. Dank Laptop, Tablet und Smartphone. Wir arbeiten, wir planen die nächste Reise und schauen unsere Lieblingsserie. Das Bett als Zentrum des Wohnens.
Die Deutschen schlafen heute rund zwei Stunden weniger als vor einhundert Jahren. Die ersten Bettenhersteller passen zögerlich ihre Modelle an. Hier etwas Raum für eine Steckdose oder gar einen USB-Anschluss. Die Ablage für das mobile Gerät darf nicht fehlen. Mir geht das aber nicht schnell genug. Huffington ruft jedoch zur Schlaf-Revolution auf. Über das totale Abschalten und Abschotten von der digitalen Welt, um am Tag ein erfüllendes Leben zu führen. Dabei erzählt man sich, dass es ausgerechnet die größten Verfechter der Schlaf-Revolution sind, die ihren Mitarbeitern mitten in der Nacht E-Mails schreiben. Eine Antwort würde Arianna von mir zu der Zeit nicht bekommen.