Total digital Die neue Ära der Gesundheit

Kolumne · Ernährung ist politisch geworden – das zeigte sich auch bei Olympia. Sponsor 2024 ist auch Sanofi, ein Pharmaunternehmen, das sich mit der Erforschung von Diabetes befasst. Ein Zufall?

 Eine Hand voll Früchte ins Müsli: Obst bringt Vitamine sowie Mineralstoffe ins Frühstück. (Symbolfoto)

Eine Hand voll Früchte ins Müsli: Obst bringt Vitamine sowie Mineralstoffe ins Frühstück. (Symbolfoto)

Foto: dpa-tmn/Anna Hirte

Aktivisten und Gesundheitsexperten wollen, dass sich die Olympischen Spiele von Coca-Cola, dem ältesten Sponsor des Events, trennen. Die Forderungen an das Internationale Olympische Komitee wurden in den letzten Jahren immer lauter. Sie erinnern zunehmend an die erfolgreichen Kampagnen zum Verbot des Tabaksponsorings in den 80er-Jahren. Das Tabakverbot und die immer größer werdende Distanz zu alkoholischen Getränken zeigen einen scheinbaren Konsens darüber, dass ein Event, bei dem die fittesten Menschen der Welt im Rampenlicht stehen, nicht für bestimmte Produkte werben sollte, die schlechte Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit haben. Zuckerhaltige Softdrinks – die von Experten direkt mit Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht werden –, passen in dieses Profil.

Alkohol, Nikotin und Zucker sind die „Genussmittel“ und nachweislich auch „Suchtmittel“ der breiten Gesellschaft. Sponsor 2024 ist auch Sanofi, ein Pharmaunternehmen, das sich mit der Erforschung von Diabetes befasst. Paradox, nicht wahr? Heute finden die Olympischen Spiele auf allen Kanälen statt. Man kann ihnen (und ihren Werbepartnern) quasi nicht entfliehen. Dramatische Videoclips auf Tiktok, spektakuläre Zusammenfassungen auf Youtube, politische Kommentare auf X. Vielleicht sehen Sie sich aber auch die superschnellen Zusammenfassungen in den TV-Mediatheken an. Letztendlich sehen wir alle dasselbe Spektakel, wenn auch aus unterschiedlichen Blickwinkeln.

Wenn ein Zigarettenhersteller nun versuchen würde, während der Spiele einen Werbespot im Fernsehen zu schalten, würde es einen Aufschrei geben. Steht Coca-Cola nun als Nächstes auf der Abschussliste? Lenkt die Marke gezielt die Aufmerksamkeit von der Rolle zuckerhaltiger Lebensmittel ab, indem sie sich mit Sportlern zeigt? Diese sind schließlich gesund, sonst wären sie keine Sportler. Das Unternehmen treibt aktiv das Argument voran, dass der Mangel an körperlicher Betätigung und nicht seine zuckerhaltigen Getränke die Fettleibigkeitskrise anheizen. Ist die Schuldverschiebung gerechtfertigt?

Unsere Autorin ist Start-up-Gründerin und Social-Media-Expertin. Sie wechselt sich hier mit Blogger Richard Gutjahr ab.