Kolumne: „total digital“ Digitaler Frühjahrsputz

In der digitalen Welt können wir von einer japanischen Aufräumexpertin lernen.

Digitaler Frühjahrsputz: Auch digitales Ausmisten kann befreien
Foto: RP/Phil Ninh

Nervige WhatsApp-Gruppen, zu viele E-Mails und langweilige Facebook-Postings auf der einen Seite, selbstdarstellerische Instagram-Bilder und überflüssige Twitter-Diskussionen auf der anderen Seite. Obwohl wir Deutschen immer mehr Zeit im Netz verbringen, zeigen wir uns genervt über viele Aspekte der digitalen Welt.

Vielleicht müssen wir aber einmal ganz ehrlich mit uns sein: Beherrscht die Informationsflut uns, oder beherrschen wir sie? Statt sich wie Robert Habeck aus sozialen Medien zu löschen, können wir von einer japanischen Aufräumexpertin lernen. Marie Kondo hat aus einem persönlichen Spleen ein riesiges Geschäft gemacht. Ihre Bücher haben ein Millionenpublikum. Auf Netflix hat sie eine eigene Serie. Sie bildet Aufräumtrainer und macht Hausbesuche.

Als erstes muss der Aufräumer sämtliche Kleidung auf einen Haufen legen und dann jedes Stück in die Hand nehmen: Macht es Freude? Wenn ja, wird es sauber gefaltet verstaut. Wenn nein, wird es entsorgt. Nach der Kleidung folgen Bücher, Papiere, Stehrümmchen und Objekte mit persönlichem Wert.

Wir brauchen eine Marie Kondo für die digitale Welt. Viele Kondo-Fans berichten, dass sie sich viel besser fühlen, als sie sich von Dingen trennten, die sie aus falschen Beweggründen behielten (“Kann man ja vielleicht noch mal irgendwann behalten”).

Ich starte bei mir jetzt den digitalen Frühjahrsputz. Ich verlasse WhatsApp-Gruppen, die mich in Wirklichkeit nerven. Ich verberge Facebook-Postings, die für mich überflüssig sind. Ich entfolge Instagram-Accounts, die mich neidisch machen. Ich bestelle Newsletter ab, bei denen ich auf Angebote hoffe, die ich in Wirklichkeit noch nie wahrgenommen habe. Auf Twitter entfolge ich Leuten, die das Netzwerk nur zum Rumschreien nutzen.

Es ist wenig klug auf die Netzwerke zu schimpfen. Denn wir haben selbst in der Hand, womit sie uns konfrontieren.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort