Total digital Digitaler Faktencheck im Klassenzimmer

Meinung | Düsseldorf · Woran die Digitalisierung in Schulen scheitert, können Experten in eigener Sache am besten beurteilen. Und es ist erschreckend, den Berichten von Schülerinnen und Schülern zuzuhören.

 Schülerinnen und Schüler nehmen am Geografieunterricht mit Hilfe von Laptops und Tablets teil. (Symbolbild)

Schülerinnen und Schüler nehmen am Geografieunterricht mit Hilfe von Laptops und Tablets teil. (Symbolbild)

Foto: dpa/Marijan Murat

Vor einigen Tagen habe ich eine Tagung zur Digitalisierung der Schulen besucht. Die Redner-Liste war beeindruckend: Politiker, Pädagogen, die Präsidentin eines Lehrerverbands. Der Vortrag, der mir am meisten zu denken gab, stammte nicht von Funktionären, sondern: von Schülerinnen und Schülern aus ganz Deutschland. Luke aus Mönchengladbach etwa schildert die Probleme eines Lehrers, der nicht in der Lage war, seinen Laptop an den Beamer anzuschließen. In der Stimme des Achtklässlers keine Spur von Schadenfreude oder Gehässigkeit – schlimmer: Mitleid. Emilia aus Stuttgart ergänzt: Die meisten ihrer Lehrer nutzten nach wie vor Tageslichtprojektoren, weil sie das gewohnt seien. Dabei mangle es nicht an der technischen Ausstattung mit Computern. Luke pflichtet ihr bei. Auch seine Schule sei mit Laptops und Tablets gut versorgt. Das Problem: Die Wartung und Instandhaltung. Geht ein Gerät kaputt, würde sie einfach zur Seite geschoben. Als hätte es sie nie gegeben.

Die nächste Bremse: das Internet. An seiner Schule gebe es zwei Netzwerke, eines für Lehrer, eines für Schüler. Wenn aber für Unterrichtsaufgaben 30 Schüler zeitgleich online gingen, gerate das Schüler-Netz ins Stocken, so die beiden. „Dann müssen wir über unsere Smartphones ins Internet gehen und unser privates Datenvolumen nutzen“.

Nicht anders sieht es bei der Medienbildung aus. Emilia, die jetzt in die 9. Klasse kommt, berichtet davon, dass bei ihr gleich im ersten Jahr auf dem Gymnasium der richtige Umgang mit dem Internet besprochen wurde. Einmal, sagt sie, seitdem nie wieder. „Ich glaube mich erinnern zu können, es war wichtig.“

Einer der größten Irrtümer, den Erwachsene haben, so die 13-jährige Schülerin: „Wir können unseren Großeltern zwar beibringen, wie man eine Whatsapp-Nachricht verschickt. Wie man glaubwürdige Informationen im Netz recherchiert, davon haben die Wenigsten von uns wirklich Ahnung.“

Luke aus NRW würde eigentlich auch gerne Lehrer werden, sagt der 14-Jährige. Er habe auch keine Angst vor der Technik. Er hätte nur Angst, mit all diesen Problemen allein gelassen zu werden. „Dann werde ich doch lieber Politiker. Dann kann ich mit Reden viel Geld verdienen und muss keine Ahnung haben, wie ich eine Excel-Tabelle bediene.“

Unser Autor ist Blogger und Digitalexperte. Er wechselt sich hier mit der Start-up-Gründerin Felicia Kufferath ab.

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