Autonomes Fahren Die rollenden Rechner kommen

Meinung · Roboter-Taxis in San Francisco beweisen: Die USA treiben das Thema auto­nomes Fahren voran. Das alte Auto-Imperium Deutschland ist schon abgehängt.

 Ein Robotaxi von Waymo und Zeekr.

Ein Robotaxi von Waymo und Zeekr.

Foto: dpa-tmn/Geely Auto Group

San Francisco, kurz nach 5 Uhr morgens. Ein weißer Pkw mit ungewöhnlichem Dachaufbau kommt an der Straßenkreuzung vor mir zum Stehen. Auf der Rückbank eine Frau, den Kopf über ihr Telefon gebeugt. Auf dem Fahrersitz vor ihr: niemand. Die Ampel springt auf Grün, der Wagen nimmt, wie von Geisterhand geführt, langsam Fahrt auf und biegt um die Ecke.

Was sich da vor meinen Augen abspielt, ist nicht weniger als eine kleine Revolution. Denn bei den insgesamt 80 Robotertaxis, die seit Anfang des Jahres durch die Straßen von San Francisco fahren, wird es nicht lange bleiben. Zwei konkurrierende Unternehmen haben bereits Flotten mit Tausenden von Fahrzeugen startklar und warten nur noch auf die Genehmigung, ihre Roboter-Armee auf weitere Städte, zunächst in den Vereinigten Staaten und dann in der ganzen Welt, loszulassen.

Auch bei uns in Deutschland sollten in diesem Jahr die ersten fahrerlosen Pkw durch die Innenstädte rollen. Möglich wurde das durch eine bislang beispiellose Änderung des Straßenverkehrsgesetzes, die die alte Bundesregierung noch im Sommer 2021 verabschiedet hatte und die autonomes Fahren, wenn auch zunächst noch mit einem Sicherheitsfahrer an Bord, grundsätzlich erlaubt.

Trotz umfangreicher politischer Rückendeckung werden deutsche Autohersteller noch Jahre benötigen, um eigene Robotaxis auf die Straße zu bringen. Der Grund: Bei den Fahrzeugen handelt es sich um rollende Computer, 15 PCs, um genau zu sein. Das ist die Rechenleistung, die ein Robotaxi besitzen muss, um auch gefahrlos durch die Straßen manövrieren zu können.

Wir Deutsche mögen noch so tolle Autos bauen: Computer können wir nicht. Und so, fürchte ich, dürfte dieses Rennen um die Zukunft bereits entschieden sein, bevor es überhaupt begonnen hat.

Unser Autor ist Blogger und Digitalexperte. Er wechselt sich hier mit der Start-up-Gründerin Felicia Kufferath ab.

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