Debatte um Internet-Drosselung Telekom will bis zu 20 Euro mehr von DSL-Nutzern

Frankfurt/Main · Die Deutsche Telekom treibt angesichts mauer Geschäfte im ersten Quartal die umstrittenen Pläne für die Drosselung ihrer DSL-Anschlüsse voran. "Aus heutiger Sicht werden wir die Preis für Internet-Vielnutzer um 10 bis 20 Euro im Monat erhöhen", sagte Konzernchef Rene Obermann am Mittwoch.

Der Aufschlag, der noch nicht endgültig festgelegt ist, werde frühestens 2016 fällig und treffe nur wenige Prozent der DSL-Kunden. Positiver Effekt sei, dass damit die Monatsgebühren für die Normal-Internetnutzer - also 97 Prozent der Kunden - stabil bleiben dürften. "Das ist ein richtiges Ziel, zu dem wir stehen und das vernünftig ist, um unsere extrem hohen Investitionen etwas besser finanzierbar zu machen." Der Dax-Konzern steht vor einem der größten Ausbaupläne seiner Geschichte und nimmt in den nächsten Jahren allein in Deutschland sechs Milliarden Euro in die Hand, um seine Datenleitungen aufzubohren. Bestehende DSL-Anschlüsse sollen dank einer neuen Technologie doppelt so fix werden, und gleichzeitig verbuddelt die Telekom - wenn auch gemächlich - immer mehr Glasfasern. "Das ist langfristig im Sinne aller Kunden", verteidigt Obermann den Schritt.

Die Telekom erntete nach der Ankündigung der Pläne vor einigen Wochen heftige Kritik von Internet-Aktivisten, Kunden und Politikern. "Es war uns klar, dass das nicht überall positiv ankommt", sagte Deutschland-Chef Niek Jan van Damme. Die Bonner sind auf dem Markt für Breitband-Markt Platzhirsch - etwa jeder zweite Internet-Anschluss in Deutschland läuft über die Telekom. Deshalb hat die öffentliche Diskussion solch eine Wucht entwickelt. Van Damme rechtfertigte die Einführung der Tarife: "Jeder, der den Wasserhahn laufen lässt, muss auch dafür zahlen."

Neue Einnahmequellen wie die Zusatzgebühren für Dauer-Downloader sucht die Telekom händeringend, da Umsatz und Gewinn im angestammten Telefongeschäft sinken. Ein Erfolg ist es da schon, wenn es nicht mehr ganz so rasant abwärts geht. So war es im ersten Quartal: Das Betriebsergebnis (bereinigtes Ebitda)
ging in den ersten drei Monaten 2013 konzernweit um mehr als vier Prozent auf 4,3 Milliarden Euro zurück. Analysten hatten hier mit einem Minus von fünf Prozent gerechnet.

Jahresprognose steht

Im lange Zeit gebeutelten US-Geschäft gibt es dagegen neue Hoffnungsschimmer. "Die Telekom leidet erstmals seit vielen Quartalen nicht mehr unter Kundenschwund in den USA", sagte Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research. Zu verdanken habe die Telekom dies vor allem dem Verkaufserfolg des iPhone 5 von Apple. T-Mobile USA konnte unter der eigenen Marke 3000 neue Kunden gewinnen. Das ist das erste Plus seit vier Jahren.

Die Zahl der Vertragskunden insgesamt sank um 200.000 - voriges Jahr waren es im Quartal noch 500.000. Zusammen mit dem weniger stark als von Analysten erwarteten Gewinnrückgang reichte das aus, um die Börse zu elektrisieren: Die Telekom-Aktie stieg um vier Prozent.

Der Vorstand des 230.000 Mitarbeiter starken Unternehmens bekräftigte seine Erwartungen für dieses Jahr: Bei einem Free Cash Flow von fünf Milliarden Euro werde mit einem Ebitda von 17,4 Milliarden Euro gerechnet. Die Anfang des Monats abgeschlossene Fusion ist in dem Ausblick noch nicht mit eingerechnet - das soll zu den Halbjahreszahlen nachgeholt werden. Die Bonner hatten ihre Krisentochter T-Mobile USA, auf die vergangenes Jahr Milliarden abgeschrieben werden mussten, mit dem kleineren Rivalen MetroPCS zusammengelegt, um den US-Ableger auf Vordermann zu bringen.

(REU/felt/jco)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort