Kurze Wege im Netz Suchmaschinen arbeiten jetzt auch lokal

Hamburg (rpo). Allein auf Servern in Deutschland dürften rund 300 Millionen Internetseiten liegen. Und das ist nur eine große Schätzung mit deutlichen Abweichungsmöglichkeiten nach oben. In dem Wirrwarr etwas Gescheites zu finden, dürfte ohne Suchmaschinen nahezu ausgeschlossen sein. An Google, Yahoo oder MSN führen nur wenige Wege vorbei. Jetzt haben die drei Großen auch hierzulande die "lokale Suchen" in ihr Angebot aufgenommen.

 Bei Yahoo ist die lokalisierte Suche bereits online.

Bei Yahoo ist die lokalisierte Suche bereits online.

Foto: Screenshot

"Bei einem Drittel aller Suchanfragen im Internet geht es um lokale Themen", sagt Stefan Keuchel, Sprecher von Google Deutschland in Hamburg. Diesem Interesse an der örtlich begrenzten Suche wolle man Rechnung tragen und darum teste der Marktführer - gut 85 Prozent aller in Deutschland eingetippten Suchanfragen laufen über Google - die auf bestimmte Regionen und Städte beschränkte Suche.

Konkurrent Yahoo, mit einem Marktanteil von fünf Prozent, ist schon einen Schritt weiter: Im Februar ging in Deutschland die Testversion der lokalen Suche von Yahoo an den Start. Das Unternehmen nutzt dafür die Datenbank des Telekommunikationsverzeichnis-Anbieters "Das Örtliche".

Der Nutzer kann unter dem Reiter "Lokale Suche" oberhalb der Internet-Suchbox Ort oder Postleitzahl sowie den Namen einer Firma oder einer Privatperson eingeben. Er erhält neben der Adresse und Telefonnummer auch einen digitalen Straßenplan samt Wegbeschreibung zur gesuchten Adresse.

Droht Google das Netscape-Schicksal?

MSN (Microsoft Network), der Online-Dienst von Microsoft, hat ebenfalls Anfang Februar seine neu überarbeitete Internetsuche MSN-Suche gestartet. Etwa vier Prozent aller Internet-Suchanfragen in Deutschland verarbeitet das Unternehmen derzeit. Wolfgang Sander-Beuermann, Leiter des Suchmaschinenlabors an der Universität Hannover, räumt ihm aber gute Chancen ein, Google die Marktführerschaft abzujagen. "Wie Microsoft vorgeht, hat man beim Netscape-Browser gesehen", sagt der Experte.

Durch Ausnutzung des Quasi-Monopols bei Betriebssystemen habe Microsoft das Konkurrenzprodukt von den Computern der Nutzer verdrängt. Der Microsoft Internet Explorer wurde als Marktführer bei Internet-Betrachtungsprogrammen etabliert. Mit dem Internetportal MSN, zu dem MSN Suche gehört, hat Microsoft auch im anstehenden Kampf um den Suchmaschinenmarkt eine starke Ausgangsbasis.

Grundsätzlich begrüßt Sander-Beuermann jedoch die Konkurrenz für Google im Suchmaschinen-Markt: "Suchmaschinen-Monopolisten können bestimmen, an welche Informationen die Nutzer herankommen", erklärt er. Darum sei Vielfalt auf dem Suchmaschinenmarkt besonders wichtig. Würde allerdings Microsoft Google als Monopolist ablösen, wäre das nach Sander-Beuermanns Worten "keine Alternative, die mehr Vertrauen erweckt".

Verein zur Förderung der Suchmaschinen-Technologie

Um die Suchmaschinen-Landschaft zu beleben, hat sich im Sommer 2004 in Hannover der Verein zur Förderung der Suchmaschinen-Technologie und des freien Wissenszugangs (SuMa) gegründet, dessen Geschäftsführer Sander-Beuermann ist. Außerdem betreut der Wissenschaftler die Metasuchmaschine Metager. Metasuchmaschinen sammeln die Ergebnisse verschiedener Suchmaschinen und listen sie für den Nutzer auf. Sie eignen sich besonders bei der Suche in wenig populären Themengebieten.

Ebenfalls vergangenen Sommer ist die deutsche Suchmaschine Seekport ans Netz gegangen. Das Unternehmen mit Sitz in Hamburg will gegen die drei Suchmaschinen-Riesen aus Übersee ein europäisches Konzept setzen, dessen Suche die sprachlichen Eigenheiten zum Beispiel im britischen Englisch oder im Deutschen stärker berücksichtigt. "Der Markt ist reif für neue Anbieter", ist sich Joachim Kreibich, Geschäftsführer des Unternehmens, sicher.

Bisher bietet Seekport seine Suchmaschine für Deutschland, England und Frankreich an. Italien und Spanien sollen noch in diesem Jahr folgen. In Deutschland habe Seekport 150 bis 170 Millionen Seiten in seinem Index. Neben der Spezialisierung auf einzelne Länder biete man außerdem eine Suche, die sich auf einzelne Themenbereiche begrenzen lässt: Suchergebnisse werden in Oberbegriffe wie Sport, Gesundheit oder Computer eingeteilt, damit der Nutzer schneller an die gewünschte Information gelangt.

Straßenkarten und Fernsehprogramm

An ähnlichen Diensten arbeitet man auch bei Google. Auf der amerikanischen Seite "Google-Labs" sind künftige Projekte des Unternehmens aufgelistet. Einige der noch in einer Testphase befindlichen Projekte können auch ausprobiert werden. Darunter sind zum Beispiel Straßenkarten, die unter "Google-Maps" zu finden sind und vorerst nur für die USA zur Verfügung stehen. Sie sollen künftig ähnlich wie die lokale Yahoo-Suche auch für Deutschland funktionieren.

"Google Video" durchstöbert, derzeit ebenfalls noch im Versuchsstadium, Seiten mit Fernsehprogramm-Informationen. Nach Vorstellungen von Google soll die Informationssuche aber nicht aufs Internet beschränkt bleiben. Ein Suchdienst, der vom Handy aus per SMS durchgeführt werden kann, soll die Schlagwortsuche in naher Zukunft auch mobil machen.

(gms)
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