Schneller digital lesen Spritz: Lesen in Rekordgeschwindigkeit

Düsseldorf · Tweets, E-Mails und Nachrichten – alles soll am besten so schnell wie möglich gelesen werden. Das Bostoner Startup-Unternehmen Spritz hat jetzt ein Programm entwickelt, mit dem doppelt so schnell gelesen werden kann als bisher.

 Das Programm Spritz auf dem Smartphone.

Das Programm Spritz auf dem Smartphone.

Foto: Screenshot RPO

Tweets, E-Mails und Nachrichten — alles soll am besten so schnell wie möglich gelesen werden. Das Bostoner Startup-Unternehmen Spritz hat jetzt ein Programm entwickelt, mit dem doppelt so schnell gelesen werden kann als bisher.

Wenn wir lesen, bewegen sich die Augen von links nach rechts, von Wort zu Wort und von Zeile zu Zeile. Das dauert sehr lange. Nach Angaben von Spritz brauchen wir nur 20 Prozent der Zeit, um den Inhalt des Gelesenen zu erfassen. Dagegen beanspruchen die Augenbewegungen die restlichen 80 Prozent der Zeit. Spritz löst das Problem, indem ein Programm alle Wörter eines Textes nacheinander an einer Stelle anzeigt und das so schnell, wie der Leser möchte.

Normalerweise springt das Auge von Wort zu Wort und sucht einen bestimmten Buchstaben, der für das Erfassen des Wortes entscheidend ist. Spritz nennt diesen Buchstaben Optimal Recognition Point (ORP). Dieser Buchstabe befindet sich bei dem Programm immer an exakt der selben Stelle und ist zusätzlich noch rot markiert. Alle anderen Buchstaben bleiben in schwarzer Schrift. Kommata und Punkte am Satzende werden hinter dem entsprechenden Wort direkt angezeigt. Das Auge muss nicht mehr wandern, sondern kann sich auf diesen Punkt fixieren und somit die Lesegeschwindigkeit erhöhen.

Die Idee zum Speed-Reading ist nicht neu

Die Idee vom fokussierten Lesen ist nicht neu: Vor 40 Jahren wurde das Rapid Serial Visual Presentation-System entwickelt und auch zum sogenannten Speed-Reading eingesetzt. Dieses Programm zeigt die einzelnen Worte meist mittig oder linksbündig an, so dass der optimale Lesepunkt abhängig von der jeweiligen Wortlänge an unterschiedlicher Position liegt. Diesen Nachteil hat Spritz optimiert.

 Der Optimal Recognition Point ist immer an der selben Stelle und rot markiert.

Der Optimal Recognition Point ist immer an der selben Stelle und rot markiert.

Foto: Screenshot RPO

Pro Minute kann das Auge etwa 200 bis 400 Worte erfassen. Diese Grenze möchte Spritz erhöhen. Das Feld, das die Worte nach einander anzeigt, nennt die Firma "redicle". Dort kann die gewünschte Lesegeschwindigkeit eingestellt werden. Momentan sind Geschwindigkeiten zwischen 250 und 600 Worte pro Minute (WpM) einstellbar. Mit etwas Übung sollen angeblich bis zu 1000 Wörter pro Minute möglich sein. Auf ihrer Homepage gibt es die Möglichkeit das Programm selbst auszuprobieren. Normale Leser sollen ihre Lesegeschwindigkeit schnell auf 400 Wörter pro Minute erhöhen können. Ab 500 Worten wird das Lesen zunehmend schwieriger.

Nachteilhaft ist, dass der Leser schnell den Überblick über den Text verliert und nicht weiß, wie viel er schon gelesen hat. Besonders aufwändig ist, wenn eine bestimmte Textpassage oder einzelne Wörter noch einmal angezeigt werden sollen. Auch sehr lange Wörter könnten problematisch werden, denn es werden immer nur maximal 13 Buchstaben gleichzeitig angezeigt. Zwar werden sie automatisch getrennt, aber trotzdem nur für einen Sekundenbruchteil angezeigt.

Es geht nicht um Lesegenuss, sondern um Lesegeschwindigkeit

Leser dürfen sich auch nicht ablenken lassen, denn bei dem hohen Lesetempo muss er sich gut konzentrieren, um alle Informationen aufnehmen zu können. Das Lesen macht bei so einem Tempo eher weniger Spaß. Zum schnellen Überfliegen eines Textes ist die Technik aber gut geeignet.

Da der Text nur Platz für ein Wort braucht, nimmt das Programm nicht viel Platz ein. Es kann künftig gut bei Smartphones, Smartwatches oder bei Google-Brillen verwendet werden. Spritz unterstützt momentan die Sprachen Englisch, Deutsch, Spanisch, Russisch und Koreanisch.

(RP)
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