Internet-Experte Sascha Lobo nennt Internet "kaputt"

Frankfurt/Main · Deutliche Worte von Deutschlands bekanntestem Internet-Experten: Der Journalist und Buchautor Sascha Lobo, hat nach dem NSA-Spähskandal seine Sicht auf das Internet grundsätzlich geändert.

Sascha Lobo ist gegenüber dem Internet mittlerweile skeptisch.

Sascha Lobo ist gegenüber dem Internet mittlerweile skeptisch.

Foto: ddp, ddp

"Das Internet ist kaputt," schrieb Lobo in einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung". Die Netzgemeinde müsse ihre eigenen Positionen überdenken. "Wir haben uns geirrt, unser Bild vom Internet entsprach nicht der Realität, denn die heißt Totalüberwachung."

Lobo schrieb, auch die von ihm in den vergangenen Jahren betriebene Verteidigung sozialer Netzwerke wie Facebook müsse er korrigieren. Sie müsse ergänzt werden "um die Tatsache, dass soziale Netzwerke auch ein perfektes Instrument sind, um einen Sog privatester Informationen ins Internet zu erzeugen. Und damit zur Überwachung." Als Medium der totalen Kontrolle untergrabe das Internet die Grundlagen der freiheitlichen Gesellschaft, als Vehikel der Wirtschaftsspionage wirke es auch öknomomisch zerstörerisch.

Lobo nannte sich in seiner Selbstkritik naiv. Er habe trotz Fachwissens nicht für möglich gehalten, was heute an Überwachung Realität sei. Geheimdienste wie die NSA hätten Milliarden in die Überwachung des Internet investiert und wesentlich größere Chancen zur Weltverbesserung im Netz gesehen als etwa die Netzgemeinde. "Nur dass sie eine ganz andere Auffassung von Weltverbesserung hat. " Nun müsse ein neuer Internetoptimismus entwickelt werden "unter erschwerten Bedingungen in feindlicher Umgebung".

Lobo ist als Internet-Experte in vielen Medien präsent, er gehörte zum Online-Beirat der SPD und engagierte sich in der Internetinitiative D21.

(AFP)
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