120 Festnahmen bei „Operation Krümelmonster“ Ermittlern gelingt internationaler Schlag gegen Online-Betrüger

Frankfurt/London/Düsseldorf · Unter dem Decknamen „Operation Krümelmonster“ haben Strafverfolger in den USA, Deutschland und mehr als einem Dutzend weiterer Länder nach eigenen Angaben einen gemeinsamen Schlag gegen Betrug im Internet erfolgreich durchgeführt und 120 Personen festgenommen.

Ein Mann hält ein Handy in Händen (Symbolbild).

Ein Mann hält ein Handy in Händen (Symbolbild).

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Unter dem Decknamen „Operation Krümelmonster“ hätten die Behörden rund 120 Verdächtige festgenommen sowie 200 Anwesen durchsucht und seien in rund 100 Fällen vorbeugend eingeschritten, erklärte die National Crime Agency (NCA) in Großbritannien am Mittwoch.

Allein in Deutschland wurden bei der konzertierten Aktion am Dienstag 62 Objekte von 58 Beschuldigten durchsucht und zahlreiche Datenträger sichergestellt, wie die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt und das Bundeskriminalamt (BKA) mitteilten.

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Foto: dpa-tmn/Zacharie Scheurer

Dabei wurden auch Objekte von 13 Beschuldigten in Nordrhein-Westfalen durchsucht. Nach Angaben der Zentralstelle für Cybercrime (ZAC NRW) bei der Kölner Staatsanwaltschaft waren darunter am Dienstag auch Wohnungen in Düsseldorf, Gelsenkirchen, Oberhausen, Bochum und Duisburg. Zum Ergebnis der Durchsuchungen konnte Staatsanwalt Christoph Hebbecker am Mittwoch noch keine Angaben machen und verwies auf die laufenden Ermittlungen.

Den Beschuldigten werde eine Vielzahl von Betrugsdelikten im Online-Handel sowie weitere Taten wie Ausspähen von Daten, Datenhehlerei und Geldwäsche vorgeworfen. Beteiligt waren Staatsanwaltschaften in allen Bundesländern. Bundesinnenministerin Nancy Faeser sprach von einem Ermittlungserfolg, der durch „hervorragende nationale und internationale Zusammenarbeit“ ermöglicht worden sei.

Die US-Behörde FBI schaltete nach eigenen Angaben im Zuge dessen die als kriminell geltende Verkaufsplattform Genesis Market ab. Dort wurden nach Angaben der deutschen Behörden gestohlene Zugangsdaten für verschiedene Internet-Händler und Online-Zahlungsdienste verkauft. Die 2018 gegründete Plattform sei die größte ihrer Art gewesen. Der britischen Online-Sicherheitsfirma Searchlight Cyber zufolge wurden die Daten massenweise von Computern erbeutet, die dafür mit Schadsoftware infiziert worden waren.

Nach Angaben der NCA sind mehr als zwei Millionen Menschen betroffen. Die Hehler hätten deren Datensätze zu Stückpreisen von 70 US-Cent bis hin zu mehreren hundert Dollar angeboten. Dem BKA zufolge können Internetnutzer auf der Serviceseite https://www.haveibeenpwned.com/ überprüfen, ob sie betroffen sind. Reuters konnte die Administratoren von Genesis nicht für eine Stellungnahme erreichen.

Die Federführung der Aktion hatten das FBI und die niederländische Polizei. Außer Deutschland und Großbritannien beteiligt waren laut NCA Behörden auch in der Schweiz sowie in Australien, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Island, Italien, Kanada, Neuseeland, Polen, Rumänien, Schweden und Spanien. Das aus der „Sesamstraße“ bekannte „Krümelmonster“ heißt im Englischen „Cookie Monster“, was bei der Bezeichnung der konzertierten Aktion offenbar auf die Computer-Cookies mit vertraulichen Daten anspielt, die von den kriminellen Nutzern der Plattform Genesis Market gesammelt wurden.

(felt/Reuters)
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