Manipulation im Online-Netzwerk Facebook löscht russische Propaganda-Accounts

San Francisco · Das Unternehmen löschte 652 Accounts, Seiten und Gruppen, die aus dem Iran und mutmaßlich aus dem Umfeld des russischen Militärgeheimdiensts betrieben worden seien.

Es habe sich bei den Seiten um koordinierte Aktionen mit verknüpften Accounts gehandelt, sagte Facebook-Chef Mark Zuckerberg in einer Telefonkonferenz mit Journalisten in der Nacht. Das Vorgehen sei das Ergebnis von vier getrennten Untersuchungen gewesen, erklärte das Unternehmen. „Wir ermitteln immer noch und es gibt eine Menge, was wir noch nicht wissen“, sagte Zuckerberg. Die Verbindungen der iranischen Accounts zu staatlichen Medien des Landes hätten zum Teil über öffentlich zugängliche Registrierungsinformationen nachgewiesen werden können.

Hunderttausende Nutzer hätten mindestens einen dieser gefälschten Accounts abonniert. Die Zuordnung von Aktivität zu russischen Geheimdienstkreisen beruhe hingegen auf Erkenntnissen amerikanischer Sicherheitsbehörden, hieß es. Diese Accounts hätten sich vor allem auf Syrien und die Ukraine fokussiert und diesmal die USA nicht im Visier gehabt.

Facebook hatte zuletzt Ende Juli einen Versuch gemeldet, mit einem Netzwerk gefälschter Profile die öffentliche Meinung in den USA zu manipulieren. Facebook war hart dafür kritisiert worden, dass auf der Plattform vor allem im US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 gefälschte Accounts in großem Stil Falschinformationen verbreiten konnten. Deswegen verschärfte das Online-Netzwerk im vergangenen Jahr massiv die Sicherheitsvorkehrungen. Aktuell liefen noch mehrere weitere ähnliche Untersuchungen, sagte Zuckerberg. In den USA will man vor allem Manipulationen der öffentlichen Meinung vor den Kongresswahlen im November verhindern.
Facebook hatte im Mai erstmals ausführlichere Zahlen zu Maßnahmen für die Durchsetzung seiner Nutzungsregeln vorgelegt. Demnach wurden im ersten Quartal von 2018 fast 1,8 Millionen „Inhalte“ als Terror-Propaganda gelöscht - nach 1,1 Millionen im letzten Vierteljahr 2017. Der Anstieg gehe vor allem auf Verbesserungen bei der automatischen Suchtechnologie zurück - in den vergangenen Monaten seien auch weitere Inhalte aus dem Vorquartal herausgesiebt worden, hieß es.

Einem internen Facebook-Blogeintrag zufolge zielten die aktuellen Desinformationskampagnen auf die Öffentlichkeit in den USA, Lateinamerika, Großbritannien und dem Nahen Osten ab. Es habe sich um unterschiedliche Kampagnen gehandelt, eine Verbindung zwischen den aus Russland und dem Iran ausgehenden Kampagnen sei nicht hergestellt worden.

(juju/dpa/AFP)
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