Google Online-Gigant in der Schusslinie
(RP). Soeben stellte Google sein Jahresergebnis 2009 vor. Der Gewinn stieg um hundert Prozent. Doch die Suchmaschine ist weiterhin fast nur von Werbung abhängig. Wichtige Partner gehen gezielt auf Distanz.
San Francisco Auf diesen Auftritt hatte Google-Chef Eric Schmidt begierig gewartet. Er stellte in der Nacht zum Freitag auf einer Telefonkonferenz bei San Francisco den Jahresabschluss für 2009 vor. Der Umsatz stieg um acht Prozent auf 15,5 Milliarden Euro, der Gewinn verdoppelte sich auf vier Milliarden Euro. Das gute Ergebnis ist aber nur die eine Seite der Medaille. Elf Jahre nach der Gründung ist Google eine der umstrittensten Firmen der Welt. "Don't be evil" ("Tue nichts Böses") lautete die Leitlinie der Unternehmensgründer. Jetzt wächst der Widerstand gegen Googles Machtansprüche.
Selbst der einzige Imageerfolg der vergangenen Monate, nämlich der angekündigte Rückzug aus China, entpuppt sich als fragwürdig: Um im bevölkerungsreichsten Land der Welt mitzumischen, hatte Google in den vergangenen Jahren sein Angebot zensiert — der größte Überwachungsstaat der Welt und der größte Datensammler des Globus hatten sich gut arrangiert. Dass Google jetzt wohl doch geht, ist dagegen unvermeidbar: Pekings Regierung hatte das Knacken von Mail-Konten offensichtlich veranlasst. Wenn Google das akzeptiert hätte, wäre seim Image im Westen völlig ruiniert gewesen.
Der Erfolg des Unternehmens mit 20 000 Mitarbeitern steht auf tönernen Füßen. Noch immer kommen 97 Prozent der Einnahmen aus der Werbung. Das heißt: Trotz Milliardenausgaben für Zukäufe wie Youtube (Video) ist es bisher nicht gelungen, weiteres profitables Geschäft aufzubauen. Eine Reihe wichtiger Partner hält Distanz zu der wichtigsten Suchmaschine der Welt. So hat die Deutsche Telekom vor einigen Jahren zwar Google als Suchmaschine auf ihre Handys genommen und verkaufte als erster großer Telefonkonzern der Welt Handys mit dem Android-Betriebssystem von Google, doch gleichzeitig geben sie Yahoo den Vorrang als Suchmaschine. "Wir dürfen uns nicht zu abhängig machen", sagt ein Vorstand. Ähnlich Vodafone: Gezielt wird den Kunden angeboten, neben Google auch andere Suchmaschinen zu nutzen — und von den Werbeeinnahmen muss Google beim größten Mobilfunker Europas besonders viel abgeben.