Was Spotify, Simfy, Napster und Co. bieten Musikstreaming für jeden

Eine unüberschaubare Songauswahl für weniger Geld: Das ist ein Vorteil von Musikstreaming-Flatrates im Vergleich zu Download-Käufen. Doch was ist, wenn man Millionen Lieder gar nicht braucht und einfach nur gerne seine Sammlung streamen würde?

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Foto: dpa, Andrea Warnecke

Am gut gefüllten CD- oder Plattenregal kann sich die Suche in die Länge ziehen. Die einen zelebrieren das, die anderen nervt es. Deutlich schneller erklingen Songs aus dem Netz.

Entweder lädt man seine Sammlung in einen Online-Speicher hoch und kann sie von dort aus abspielen - mitunter sogar kostenlos. Oder man abonniert einen Musikstreaming-Dienst mit bis zu 30 Millionen Songs im Katalog. Rund 4,5 Millionen Deutsche hören einer Goldmedia-Studie zufolge bereits mehrmals in der Woche Musik über so einen Dienst.

Nutzer können aus einem knappen Dutzend Anbieter wählen. Dazu zählen Deezer, Microsoft Xbox Music, Musicload, Napster, Rara, Rdio, Simfy, Sony Music Unlimited, Spotify oder Wimp. Kostenlos gewähren die Streaming-Dienste meist nur ein halbminütiges Hineinhören in die Songs.

Nur Spotify, Simfy, Deezer und Xbox Music bieten, teils gegen Werbung, ein einmaliges oder wöchentliches Stundenkontingent zum kostenlosen À-la-carte-Hören. Gratis testen können Kunden das Angebot bei allen Anbietern - und das mindestens eine Woche lang. Die Dienste müssen aber teils wieder gekündigt werden, damit nicht automatisch das kostenpflichtige Abo anläuft.

Genau hinschauen

Die Nutzung per Browser oder Software kostet im Schnitt fünf Euro pro Monat. Wer Musik auch per App auf Smartphone oder Tablet hören und Songs zur Offline-Nutzung herunterladen möchte, zahlt rund zehn Euro, erklärt Musikstreaming-Experte Jonathan Dörr.

"Die Angebote unterscheiden sich auf den ersten Blick nicht großartig." Die Musikkataloge wüchsen konstant und an der Musikqualität gebe es meist nichts auszusetzen: "Die Anbieter steigen da alle sehr hoch ein."

Die Wahl eines Dienstes sollte man eher davon abhängig machen, welche Geräte und Betriebssysteme zum Abspielen genutzt werden, rät Dörr, der eine Doktorarbeit über das Geschäftsmodell Musikstreaming geschrieben hat. Vor allem, wenn man mobil keine Android- oder iOS-Geräte nutzt, oder sichergehen will, dass WLAN-Boxen, netzwerkfähige Anlagen, Fernseher, AV-Receiver oder Konsolen den Wunschdienst unterstützen, muss man genau hinschauen.

Und: "Bei der Software gibt es kleine, aber feine Unterschiede", sagt Dörr. Spotify lässt für sein Desktop-Programm Apps von Drittanbietern zu. "Darüber können zum Beispiel die Lyrics eines Songs angezeigt werden." Auch bei Deezer bieten Entwickler Plug-ins an, etwa für Diskografien oder ein Musikquiz. Wimp dagegen versucht, sich mit redaktionellen Inhalten von der Konkurrenz abzuheben.

Man besitzt die Songs nicht

Musikkanäle nach Genres oder anderen Kategorien haben fast alle Dienste im Programm, ebenso wie Vorschlagsfunktionen, die ähnliche Titel zum Lieblingssong oder -künstler liefern. Mit anderen Nutzern lassen sich Playlisten teilen.

"Empfehlungsmechanismen sind entscheidend und das Spannende des neuen Geschäftsmodells", sagt Dörr. Sie bieten Orientierung im Song-Dickicht und machen auf Neues aufmerksam. Wer die gezielte Songauswahl nicht braucht, kann bei kostenlosen, werbefinanzierten Diensten wie Last.fm oder Aupeo zuhören, die nur personalisierte Musikstrecken liefern.

Eins sollte Kunden von Musikstreaming-Diensten aber klar sein: "Ich zahle nur Geld für einen Service, nicht für ein Produkt", sagt der Experte. "Wenn ich das nach einem halben Jahr abbestelle, stehe ich wieder bei null."

Auch heruntergeladene Tracks lassen sich dann nicht mehr abspielen. Deshalb sollte man beim Wechsel zumindest seine Playlisten sichern - und wenn es nur als simple Textkopie aus der Webseite ist. Denn der offene Im- und Export von Listen ist nur im Ausnahmefall möglich. Ein Standardformat gibt es nicht.

"Zweiter großer Fehler"

Wer mit seiner Musiksammlung glücklich ist, findet aber auch Möglichkeiten, diese zu streamen, etwa mit Google Music, dem Amazon Cloud Player oder Apples iTunes Match - sowohl über Browser als auch über Apps. Die Dienste können die Musiksammlung des Nutzers scannen, damit zur Zeitersparnis nur Songs hochgeladen werden, die nicht ohnehin schon auf dem Server des Anbieters liegen (Scan & Match).

Google Music bietet kostenlosen Speicherplatz für bis zu 20 000 Titel. Apples iTunes Match kostet wie Amazons Cloud-Player-Dienst 25 Euro im Jahr. Dafür kann man bei Apple 25 000 Songs hochladen, bei Amazon sogar 250 000 (250 Tracks bei der Gratis-Testversion).

Noch halten sich die Konzerne mit eigenen Diensten zurück. "Die kleinen Anbieter werden aber Probleme bekommen, wenn die Großen wie Apple, Google oder Amazon Musikstreaming anbieten", sagt Dörr. Die Dienste ächzten jetzt schon unter zu hohen Lizenzgebühren. Diese könnten zum "zweiten großen Fehler" der Musikindustrie nach der verschlafenen Digitalisierung Anfang der 90er werden.

Hohe Abgaben spielten den finanzstarken Konzernen in die Hände, die mit Musik vielleicht gar kein Geld verdienen, sondern nur ein attraktives Verkaufsumfeld für andere Produkte schaffen wollen, warnt Dörr. "Sie könnten den Markt kaputtmachen und am Ende in der Hand halten."

(dpa/csr)
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