Sicherheits-Software Mit Knautschzone und Airbag am PC

Bonn/Magdeburg · Einen Basis-Schutz gegen Bedrohungen aus dem Netz bieten schon kostenlose Virenschutzprogramme. Wer mehr Sicherheit will, muss zahlen. Dennoch gibt es kein echtes Rundum-Sorglos-Paket.

Computer leben gefährlich. Sie können sich nicht nur Viren einfangen. Manchmal schlängeln sich auch Würmer durch das weltweite Datennetz und sogar trojanische Pferde werden auf die oft allzu wehrlosen Rechner losgelassen. Deshalb ist die Installation eines Viren-Scanners unerlässlich.

Ob man ein umfangreiches und kostenpflichtiges Programmpaket benötigt oder ein kostenloser Scanner reicht, hängt auch vom jeweiligen Benutzer ab, wie Andreas Marx vom AV-Test-Institut in Magdeburg erklärt: "Man sucht sich ja auch das Auto danach aus, ob man viel fährt oder weniger." Entsprechend könne für Menschen, die wenig im Internet unterwegs sind, auch ein Basisschutz ausreichen.

Nach Meinung von Prof. Norbert Pohlmann, Leiter des Instituts für Internet-Sicherheit an der Fachhochschule Gelsenkirchen, ist das Wichtigste, dass man überhaupt einen Virenschutz installiert. "Bevor ich gar nichts mache, ist eine kostenlose Lösung besser als gar keine."

Mehr Sicherheit bieten die kostenpflichtigen Programme aber schon, glaubt Marx. Kostenlose Programme seien vergleichbar mit einem Sicherheitsgurt im Auto, erklärt der Experte. "Beim Unfall kann mir der das Leben retten." Aber für zusätzliche Sicherheit sorgten heutzutage Airbag und Knautschzone - und die böten eben - übertragen auf die Internet-Sicherheit - kostenpflichtige Programmpakete.

Dass kostenlose Programme nicht unbedingt schlechter sein müssen, hat die Stiftung Warentest im vergangenen Jahr herausgefunden. Bei einem Vergleich schnitt das beste Gratisprogramm im Test (Avira Free Antivirus) mit der gleichen Note (2,3) ab wie das beste Bezahlprogramm (Bitdefender Internet Security 2011). Und während die übrigen Gratis-Programme im Test alle ein "Befriedigend" erhielten, waren unter den Bezahlprogrammen drei mit einem "Ausreichend" und eins, das lediglich "Mangelhaft" abschnitt.

"Man kann sich so etwas kaufen. Es ist aber nicht unbedingt notwendig", sagt Matthias Gärtner, Sprecher des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), zu Bezahlprogrammen.
Seine Behörde empfiehlt offiziell drei kostenlose Sicherheitsprogramme für Privatanwender: Avira Free Antivirus, Microsoft Security Essentials und Avast Free Antivirus. Bei der jüngsten Auswertung des AV-Test-Instituts rangierte die Kostenlos-Software AVG Free Anti Virus nur knapp hinter dem kostenpflichtigen AVG Internet Security.

Einzelne Zusatzfunktionen, die in Programmpaketen enthalten sind, kann man nach Angaben der BSI-Experten auch in Form von kostenlosen Programmen nachrüsten. Phishing- und Malware-Schutz etwa sind bereits in den Browsern Google Chrome oder Mozilla Firefox integriert. Einen Kinderschutzfilter bietet die Gratis-Software OpenDNS FamilyShield.

Alle Antiviren-Programme erkennen Angriffe durch den Abgleich mit einer Datei, die alle bereits bekannten Schädlinge enthält und regelmäßig aktualisiert wird. "Bei den unbekannten Schadprogrammen wird es schwieriger", erklärt Viren-Experte Marx. Hier bieten die Kaufprogramme im Gegensatz zu den meisten Gratisprogrammen eine sogenannte verhaltensbasierte Erkennung.

Diese greift immer dann ein, wenn ein Programm sich ungewöhnlich verhält. Marx und das BSI raten deshalb dazu, zusätzlich zu Gratis-Virenschutz die ebenso kostenlose Verhaltenserkennungs-Software ThreatFire zu installieren. Das BSI weist außerdem darauf hin, dass der kostenlose Avast-Virenscanner die verhaltensbasierte Erkennung beherrscht.

Bei der Auswahl eines geeigneten Virenschutz-Programms ist Vorsicht geboten. Inzwischen gibt es nämlich Schadprogramme, die sozusagen als Wolf im Schafspelz daherkommen. Sie gaukeln dem Nutzer vor, ein Antiviren-Programm zu sein, richten aber tatsächlich nur Schaden an. "Am besten, man verlässt sich auf einen bekannten Namen", meint Andreas Marx vom AV-Test-Institut. Herunterladen sollte man die Programme möglichst aus seriöser Quelle - sei es die Herstellerseite oder die Download-Datenbank von Computerzeitschriften.

Egal, ob man sich einzelne Bausteine für die Internetsicherheit zusammenstellt oder ein Komplettpaket kauft: Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Unentbehrlich ist es aber, regelmäßig das Windows-Betriebssystem und die Programme zu aktualisieren. Sonst können Schadprogramme durch Lücken in den Rechner einsickern. Auf keinen Fall sollte man Links oder Anhänge in E-Mails von unbekannten Absendern öffnen, rät Prof. Pohlmann: "Auch wenn man die beste Suite installiert hat, darf man den Kopf nicht ausschalten."

(dpa)
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