Befreiungsschlag durch Tumblr-Kauf Marissa Mayer erfindet Yahoo neu

New York · Marissa Mayer führt das Internet-Urgestein Yahoo erst seit vergangenem Sommer. Doch gefühlt hat sie das Unternehmen mehr verändert als alle ihre Vorgänger in den Jahren zuvor. Nun muss sich aber zeigen, dass das neue Yahoo auch Geld verdient.

Marissa Ann Mayer soll Yahoo retten
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Die Stimme von Marissa Mayer überschlägt sich fast, als sie die Übernahme des Blog-Dienstes Tumblr verkündet. "Ich bin so begeistert über diesen Zukauf", sagt die Yahoo-Chefin in einer eilends einberufenen Telefonkonferenz am Montagmorgen. "Tumblr wird das Spiel verändern."

Was sie meint: Mit Tumblr bekommt Yahoo auf einen Schlag Abermillionen neue Nutzer. Darunter sind vor allem junge Leute, die bei Tumblr ihr Blog haben und die sich bislang nur selten zu Yahoo verirrten. "Tumblr wächst und wir können davon auf unseren eigenen Webseiten profitieren", sagt Mayer. Sie nennt als Beispiel die Rubriken Finanzen, Mode oder Essen.

Für viel Geld neue Leute

Mayer räumt ein: "Unsere Nutzer sind älter." Das ist ein Nachteil im Wettbewerb um die Werbemilliarden im Internet. Während das Geschäft von Rivalen wie Google oder Facebook Quartal für Quartal massiv wächst, stagniert Yahoo bestenfalls. Zuletzt musste Mayer sogar sinkende Werbeeinnahmen hinnehmen.

Deshalb versucht sie seit ihrem Amtsantritt im Sommer vergangenen Jahres, Yahoo neu zu erfinden: Mehr Inhalte, mehr auf Smartphones und Tablets ausgerichtet, insgesamt jünger. Sie stemmte eine Reihe kleinerer Zukäufe, doch Tumblr soll so etwas wie der Befreiungsschlag werden. Mayer träumt von 1 Milliarde Nutzern jeden Monat auf den Webseiten des Konzerns, 50 Prozent mehr als bislang.

Um ihr Ziel zu erreichen, hat Mayer das 19 Jahre alte Yahoo aus seiner Lethargie gerissen, in der das Unternehmen nach diversen unschönen Führungswechseln steckte.

Mayer kaufte für viel Geld neue Leute ein, einige davon holte sie von ihrem alten Arbeitgeber Google. Diejenigen Mitarbeiter, die unkoordiniert von Zuhause aus arbeiteten, beorderte sie ins Büro zurück.

Erste Fortschritte zeichnen sich bereits ab: So heimste Yahoo für seine neue Wetter-App für iPhone und Android-Smartphones viel Lob ein. Yahoo unterlegt dabei seine ohnehin vorhandenen Wetterdaten mit passenden Bildern der jeweiligen Orte von seiner Fotoplattform Flickr - ein Beweis, dass die Zusammenarbeit innerhalb des Yahoo-Konzerns besser klappt.

Aktienkurs um 70 Prozent gestiegen

Doch es gibt eine Kehrseite der Medaille: Um Yahoo auf Vordermann zu bringen, machte Mayer unprofitable Bereiche dicht. Jeder fünfte Mitarbeiter musste binnen eines Jahres gehen, um Geld zu sparen. Ende März arbeiteten noch 11.300 Menschen bei Yahoo.

Doch die Börse gibt Marissa Mayer bei ihrem Kurs Recht. Seitdem die 37-Jährige das Ruder bei Yahoo übernommen hat, ist der Aktienkurs um beinahe 70 Prozent gestiegen. Mit den zuletzt eher mauen Geschäftszahlen lässt sich dies nicht begründen. Dahinter steckt vielmehr die Hoffnung, dass Yahoo wieder zu einer treibenden Kraft im Internet wird. Ganz wie in der guten alten Zeit.

(dpa/AFP/pst/jco/csr/csi)
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