Marcel Marceau Google würdigt Pantomimen mit „Doodle des Tages“

Düsseldorf · Ein Pantomime grüßt am Mittwoch von der Startseite von Google. Gewürdigt wird im „Doodle des Tages“ der Franzose Marcel Marceau. Wer er war – und wie er weltberühmt wurde.

Pantomime Marcel Marceau während eines Auftritts im Jahr 2005 (Archivfoto).

Pantomime Marcel Marceau während eines Auftritts im Jahr 2005 (Archivfoto).

Foto: dpa/epa Alejandro Ernesto

Wer am heutigen Mittwoch (22. März 2023) die Google-Startseite öffnet, wird dort von einem Pantomimen begrüßt, dessen drahtiger Körper das L im Google-Schriftzug bildet. Dann wird ein kurzes automatisches Video abgespielt, in dem der Pantomime in weißer Latzhose und gestreiftem Oberteil und mit weiß geschminktem Gesicht und schwarz umrandeten Augen plötzlich gegen ein – für den Zuschauer unsichtbares – Hindernis stößt. Erst versucht er dieses wegzuziehen, dann wegzuschieben, bis er sich mit dem Gegenstand aus Luft zufrieden gibt und sich daran anlehnt. Google würdigt mit dem sogenannten Doodle des Tages den französischen Schauspieler und Pantomimen Marcel Marceau. Heute wäre er 100 Jahre alt geworden.

Marcel Marceau war ein Weltstar der Bühnenkunst – obwohl er dabei nie ein einziges Wort gesprochen hat. Doch das Publikum vieler Jahrzehnte in der Nachkriegszeit verstand Marceau trotzdem sehr genau. „Es hat meinen stillen Schrei gehört“, sagte der französische Pantomime (1923-2007) in einem Interview. Mit kalkweiß geschminktem Gesicht, schwarz umrandeten Augen und blutroten Lippen, gekleidet in Ringelhemd und Latzhose, nicht zuletzt mit einer Blume auf dem verbeulten Seidenhut, war Marceau in seinen Programmen ein einsames Wesen namens Bip. Ein unbeholfener, poetisch-melancholischer Clown, der sich allein durch die Sprache seines biegsamen, schmalen Körpers in Wind, eine Blume, einen Baum oder einen Gott verwandelte.

Marceau, als Marcel Mangel in Straßburg geboren, war Sohn eines jüdischen Metzgers und Opernenthusiasten, den die Nazis 1944 in Auschwitz ermordeten. Der junge Mann schloss sich damals der französischen Widerstandsbewegung an. Und es gelang ihm, mit seinem Cousin Georges Loinger viele jüdische Kinder über die Schweizer Grenze und somit in Sicherheit zu bringen.

Dass die Kleinen in Gefahrensituationen im Zug, in dem manchmal auch deutsche Offiziere mitreisten, schweigen mussten, hatte er ihnen samt Gestik und Mimik beigebracht. Stummfilmgrößen wie Charlie Chaplin (1989-1977) und Buster Keaton (1895-1966) beeinflussten den jungen Marceau so sehr, dass er bald eine eigene Kunst der Stille erschuf und Soldaten der US-Army in Frankfurt (Main) erstmals vorführte. „Stille ist keine tote Zeit. Stille ist eine Art Musik“, erklärt der Künstler in der Doku aus dem Jahr 2019.

(mba/dpa)
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