Anonymous erklären Drogenkartell Krieg "Lieber stehend sterben als kniend leben!"

Düsseldorf (RPO). Die Hacker-Gruppe Anonymous schlägt ein neues Kapitel ihrer Geschichte auf. Bisher griffen die Aktivisten Organisationen wie Scientology oder Kreditkarten-Riesen an. Jetzt will sich Anonymous einen Gegner vorknöpfen, der gefährlicher kaum sein könnte: das mexikanische Drogenkartell "Los Zeta". Die Hacker wollen die Namen der Beteiligten öffentlich machen. Die Aktivisten riskieren ihr Leben.

 Der anhaltende blutige Drogenkrieg in Mexiko fordert immer wieder Todesopfer auch unter Polizisten.

Der anhaltende blutige Drogenkrieg in Mexiko fordert immer wieder Todesopfer auch unter Polizisten.

Foto: AP, AP

Anonymous — die Aktivisten mit den typischen Guy-Fawkes-Masken treten seit 2008 unter diesem Namen für Redefreiheit und Demokratie innerhalb und außerhalb des Internets ein. Dabei setzt die Organisation auf legale Demonstrationen und illegale Hacker-Angriffe.

 Ermittler untersuchen ein Massengrab mit Leichen aus dem Drogenkrieg. Beinahe Routine für die Beamten in Mexiko.

Ermittler untersuchen ein Massengrab mit Leichen aus dem Drogenkrieg. Beinahe Routine für die Beamten in Mexiko.

Foto: AFP, AFP

"Rechnet mit uns!"

Das Motto des Bündnisses ist eine Kampfansage: "Wir sind Anonymous, wir sind eine Armee, wir vergessen nicht, wir verzeihen nicht, rechnet mit uns!" In der Vergangenheit bekam die umstrittene Glaubensgemeinschaft Scientology die Macht von Anonymus zu spüren, als das Video eines seltsam brabbelnden Tom Cruise bei Youtube auftauchte. Im Jahr 2010 rächte sich Anonymous mit Serverattacken an Visa, Mastercard und Paypal, weil diese Geldspenden an das Enthüllungsportal Wikileaks blockierten.

Nach langen internen Diskussionen entschied sich Anonymous jetzt für den Kampf gegen "Los Zeta", eines der mächtigen Drogenkartelle, das in Mexiko seit Jahren Angst und Schrecken verbreitet. Die Drogen-Bosse und ihre Schergen sollen den Terror gegen Bevölkerung und Polizei einstellen. Andernfalls werde die Gruppe die Namen von Bossen, Mittelsmännern und heimlichen Unterstützern, etwa korrupten Beamten oder Journalisten öffentlich machen.

"Wir wollen lieber stehend sterben!"

In der Botschaft an einen der mächtigen Capos erklärt die Gruppe dem Kartell mit deutlichen Worten den Krieg: "Beendet euer Terror-Regime! Wir wissen, dass wir unser Leben aufs Spiel setzen. Aber wir ziehen es vor, stehend zu sterben als kniend zu leben! Wir wissen nicht, wer oder was hinter euch steht. Aber glaubt uns, dass wir es herausfinden werden. Wir irren uns fast nie!"

Und weiter: "Das alles ist global. Ihr könnt versuchen uns in Mexiko, Mittelamerika und vielleicht sogar in den USA aufzuhalten. Aber unseren globalen Geist, unsere Weltidee könnt ihr nicht stoppen. Auf diesen Geist könnt ihr nicht schießen und ihn nicht in Säure auflösen." Eine Anspielung auf die zahlreichen Auftragsmorde des Kartells, der auch Internet-Aktivisten und kritische Blogger zum Opfer gefallen sind.

"Gustavo Rosario ist ein Zeta!"

Anonymous hat bereits bewiesen, dass man es ernst meint. Sie hackten die Website eines Politikers und ehemaligen Staatsanwaltes und hinterließen die eindeutige Nachricht: "Gustavo Rosario ist ein Zeta!" Es folgte eine kurze Zeit des Zweifels innerhalb der Gruppe. Zwischenzeitlich sah es so aus, als würde die Kriegserklärung aus Angst vor Racheakten eingestellt. Das Kartell soll bereits einen Aktivisten entführt haben. Im Video fordert Anonymus dessen Freilassung.

In Mexiko regieren mehrere Drogenclans. Die wichtigsten von ihnen: Sinaloa, Los Zetas und La Familia Michoacana. Immer wieder gehen Meldungen von wilden Schießereien und Massengräbern um die Welt, in denen die Opfer der Organisationen verscharrt werden. Die modernen Drogenbosse Mittelamerikas haben ein großes, gemeinsames Vorbild: Pablo Escobar.

Das große Vorbild Escobar

Der legendäre Drogenboss, den das Wirtschaftsmagazin Forbes in den 80er Jahren zum siebtreichsten Mann der Welt kürte und den seine Anhänger "El Patron" nannten, war der Boss des gefürchteten Medellin-Kartells. Er nutzte 1975 die Gunst der Stunde, tötete den damaligen Anführer der aufstrebenden Bande und begann so seinen rasanten Aufstieg vom Kleinkriminellen zum US-Staatsfeind Nummer eins.

Kokain begann gerade seinen Siegeszug in den USA. In Dschungel-Laboren gewannen seine Leute aus der Kokapflanze das weiße Pulver, das in den US-Diskotheken reißenden Absatz fand. Escobar nutzte die instabile Sicherheitslage der Region. Auch Kolumbien war damals völlig zerrüttet: "La Violenca" nennen die Einheimischen die härteste Phase des Bürgerkrieges, die seinem steilen Aufstieg vorangegangen war. Mehr als 2000 Menschen soll sein Kartell getötet haben.

Die brutalen Erben Escobars: Einen gefährlicheren Gegner hätte sich Anonymous kaum aussuchen können.

(RPO/RP/csi)
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