Twitter und Ansbach "Liebe Journalisten"

Ansbach (RPO). Amok, Crash und Katastrophe - Twitter ist dabei. "Amoklauf im carolinum ansbach" vermeldete an dem Morgen des Brandanschlags von Ansbach auch der Twitter-Nutzer Julius Kramer um kurz nach 9 Uhr. Die Medien stürzen sich auf ihn. "Ich bin kein Augenzeuge", stellt er später klar.

Amoklauf in Ansbach: 18-Jähriger verletzt Mitschüler
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Ein Achtklässler sei mit einem Messer unterwegs, warnt er zwei Minuten später. Gleich darauf korrigiert er sich: "In der 8. sticht ein 13-klässler um sich" - das ist genau zutreffend, wie sich später herausstellt.

Woher hatte der Twitterer Julius Kramer diese Informationen? Ein Augenzeuge sei er selbst nicht gewesen, stellt der Student im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP klar. "Ein Freund vor Ort hat mir von dem Amoklauf berichtet. Der wusste schon vor der Polizei Bescheid."

Er selbst habe Angst bekommen, weil seine Schwester auf das Gymnasium Carolinum gehe. Für die Siebtklässlerin sei die Sache aber glimpflich ausgegangen: "Sie hat beim Rausrennen aus der Schule nur einen Schlag abgekriegt. Und sie hat die Sache erstaunlich gut verkraftet." Den glimpflichen Ausgang für seine Schwester teilt er auch gleich der Twitter-Gemeinde mit: "Für unsere Familie gings gut aus. Zum Glück", schreibt er.

22.000 Menschen in Deutschland twittern täglich

Schnell wenden sich Journalisten auf der Suche nach Informationen an Twitterer Julius Kramer. Kurz nachdem er seine Handynummer ins Internet gestellt, twitterte er schon: "Sooo viele anrufe kann ich nicht beantworten ;-)" Sein Handy habe nicht mehr stillgestanden, erzählt er später.

Über die Internetseite Twitter (auf Deutsch: "Gezwitscher") können angemeldete Nutzer Mitteilungen von höchstens 140 Zeichen an viele andere Twitterer verschicken. Der Kurznachrichtendienst boomt: Laut einer Erhebung der Hamburger Marktforschungsgruppe Nielsen vom August gibt es in Deutschland derzeit 22.000 tägliche Nutzer.

Insgesamt hätten sich 1,8 Millionen Nutzer aus Deutschland bei Twitter angemeldet, mehr als 70 Prozent klickten die Seiten allerdings nur einmal im Monat an. Etwa 6,5 Prozent aller deutschen Nutzer verbringen mehr als 30 Minuten im Monat bei Twitter. Rund 23 Prozent der sogenannten Twitterer sind zwischen 25 und 34 Jahre alt.

(AP/pst)
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