#lidlboykott Ein Shitstorm wegen einer Lidl-Mitarbeiterin, die gar keine ist

Düsseldorf · Unter dem Hashtag #lidlboykott tobte im Internet ein Shitstorm gegen Lidl wegen einer Frau, die auf Facebook und Twitter rassistische Kommentare postete und zeitweise für eine Mitarbeiterin des Discounters Lidl gehalten wurde. Doch nun hat das Unternehmen klar gestellt: Die Frau hat keine Verbindungen zu Lidl.

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Foto: dpa, hsc lre

Die Person, die sich in den sozialen Netzwerken "Melanie Illmann" nennt, postete rassistische und sexistische Kommentare. Unter anderem gab sie anderen Nutzern, die ebenfalls fremdenfeindliche Postings im Netz absetzen wollten, Tipps, wie sie dies tun könnten, ohne dafür "in den Knast" zu gehen, wie sie schrieb.

Ein Nutzer dokumentierte auf Twitter ein Posting, in dem die Person, die unter dem Namen "Melanie Illmann" fungiert, Folgendes schreibt: "(...) Bei unseren Gummiparagraphen weiß man nie, wie man dir sowas auslegt... Statt "KZ" wäre "Arbeitslager" ein besserer Ausdruck. Denn man setzt "KZ" gerne mit "Mord" gleich (...) Bearbeite deinen Beitrag aus eigener Sicherheit besser."

Für diese und ähnliche Kommentare und Postings bekam die Person hinter den Accounts von "Melanie Illmann" viel Gegenwind im Netz. Doch nicht nur sie traf der Ärger der Netz-Gemeinde, sondern auch den Lebensmitteldiscounter Lidl. Denn in den sozialen Netzwerken verbreitete sich der Verdacht, "Melanie Illmann" würde bei Lidl arbeiten. Auf dem Facebook-Profil - bei dem unklar ist, ob es ein Fake ist - heißt es, "Melanie Illmann" würde bei einem Discounter arbeiten. In einer früheren Version stand dort offenbar auch, sie arbeite Lidl.

Außerdem stellte sie in einem Post die Frage, was die Supermarktkette Lidl dafür tue, ihre Mitarbeiter gegen "Krimigranten” zu "schützen”.

Den eigentlichen Shitstorm löste dann eine Bloggerin aus. Sie stieß zufällig auf einen Tweet von @melanieillmann, als sie bei Twitter zu dem Hashtag #heidenau suchte. Daraufhin twitterte sie an Lidl, wie sich das Unternehmen zu seiner angeblichen Mitarbeiterin positioniere. Fortan stand der Name des Discounters in Verbindung mit der Person. Das Gerücht, bei "Melanie Illmann" würde es sich um eine Mitarbeiterin von Lidl handeln, verbreitete sich in den sozialen Netzwerken und führte zu dem Hashtag #lidlboykott.

Lidl antwortete auf diesen ersten Tweet eher ausweichend, distanzierte sich von Fremdenhass, stellte aber zugleich auch klar, dass das, was die Mitarbeiter in der Freizeit machen, deren Sache sei.

Doch am Freitagabend stellte Lidl schließlich klar: Bei "Melanie Illmann" handelt es sich nicht um eine Mitarbeiterin des Unternehmens. Gegenüber "SWR3" teilte der Discounter mit: "Wir können Ihnen mitteilen, dass wir nach Prüfung auf Basis aller uns zur Verfügung stehender Mittel aktuell ausschließen können, dass die betreffende Person eine Mitarbeiterin unseres Unternehmens ist."

Ebenfalls unklar ist, ob die Person, die sich hinter dem Account "Melanie Illmann" verbirgt, tatsächlich Melanie Illmann heißt, ob es eine Frau oder ein Mann ist und wer überhaupt hinter den rassistischen und sexistischen Postings steckt. Der Twitter-Account wurde zwischenzeitlich gelöscht, der Facebook-Account existiert nach wie vor. Dort heißt es in einem Post von Freitag, das Ganze sei ein "Experiment" gewesen, mit dem der Verfasser oder die Verfasserin habe zeigen wollen, wie "gefährlich es sein kann, in sozialen Netzwerken persönliche Daten anzugeben". Man sei mit Absicht sorglos mit den Daten umgegangen, um zu beweisen, wie schnell man zur "Zielscheibe" werden könnte. In dem langen Post stellt auch "Melanie Illmann" klar, dass sie nicht bei Lidl arbeitet.

In ihrem Blog schreibt die Bloggerin, mit deren Tweet alles anfing, jetzt "Wie ich versehentlich einen #Shitstorm namens #lidlboykott auslöste…"

(lsa)
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