Band chattet mit Fans Julis Ritt auf der Second-Life-Welle

Düsseldorf (RPO). Die Gruppe Juli ("Die perfekte Welle") hat am Sonntag als erste deutsche Band gleichzeitig im Web-TV und in Second Life (SL) mit Fans gechattet. Eine groß angekündigte Premiere, die indes ziemlich banal ablief.

 Second Life mit der Band Juli.

Second Life mit der Band Juli.

Foto: Screenshot

Die Fans der Gruppe um Sängerin Eva Briegel waren aufgerufen, ihre Second Life-Charaktere ins virtuelle Studio zu teleportieren — oder konnten dem Auftritt auf der Seite des Internet-Senders LiveforYou.tv folgen. Im programmierten Studio wartete es eine Tribüne auf die ansehnliche Schar ausgefallener Fan-Avatare, die erstmal ausgiebig die Chat-Funktion nutzten und mit "Gießen grüßt Juli!"-Rufen Lokalkolorit versprühten. Bei den Fans hatte sich die Aktion zur Promotion der neuen Single "Zerrissen" schnell herumgesprochen.

Im echten Studio in Berlin saßen die Musiker aus Fleisch und Blut nebeneinander vor Flachbildschirmen und schauten fasziniert und belustigt den Avataren zu. Im virtuellen Studio war die Sendung derweil auf mehreren Großbildschirmen zu sehen.

Eine auf Werbung für Second Life spezialisierte Agentur hatten den fünf Hessen Ebenbilder schneidern lassen , die — in einigem Abstand vom virtuellen Publikum - in komfortablen Sesseln Platz nahmen. Erst eine Stunde vor Sendebeginn hatten die "Julis" ihre in 3D programmierten Alter Egos kennen gelernt. Einige der Musiker taten sich entsprechend schwer mit der Handhabung, während SL-erprobte Fans sie mit Gegenständen beschenkten. Sängerin Eva Briegel war etwas konsterniert angesichts der Möglichkeiten und bemühte sich ihrem Avatar gleichzeitig ein virtuelles Top anzuziehen, Vampirzähne einzusetzen und zu chatten. Das erwies sich ohne Hilfe als nicht machbar.

Der Chat lief dann auch kaum über Tastatur, sondern ganz altmodisch mit Fragen an die LiveforYou-Redaktion, die diese dann an die Band weiterreichte. So wurden die üblichen Themen durchgekaut von "Welche Musik hört ihr?" bis "Wie war das, als ,Die perfekte Welle' wegen des Tsunamis plötzlich von den Radiostationen abgesetzt wurde". Die gezeigten Bilder wechselten dabei immer wieder zwischen Realität und Computerwelt.

Entwaffnend bodenständig die Auskunft der Band-Mitglieder, was sie sich denn vom Second-Life-Auftritt erhofften: "Nichts". Die Julis rechnen nach eigener Aussage nicht damit, "dass dadurch ein Album mehr oder weniger" verkauft wird. Neugierig waren sie, ob sie die Computer-Figuren denn auch nach der Sendung behalten dürfen. Eine Frage, die offen blieb.

Zu einem Konzert hat sich das Juli-Quintett in Second Life übrigens noch nicht zusammengefunden. Es blieb beim Jonglieren mit geschenkten Instrumenten, inklusive eines Schlagzeugs. Die ersten Musiker in SL sind Juli natürlich nicht. Das virtuelle Universum wird schon von diversen Gruppen als Plattform genutzt, darunter Duran Duran, Suzanne Vega und die Münchner Band Beyond the Void. Einige Fans haben sich sogar zusammengetan und eine äußerst detailgetreue Kopie der Gruppe U2 erstellt, die in der Parallelwelt auch auftritt.

Großkonzerte wird es in SL jedoch zunächst nicht geben, da die Menge der Avatare, die sich auf kleinem Raum tummeln können, auf ein paar Dutzend beschränkt ist. Wer zu spät kommt, sieht statt der Star-Klone nur die "Server full"-Meldung. Auch die ersten Juli-Fans mussten schon diese Erfahrung machen.

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